Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
Vom Netzwerk:
ich wohl sein Haus allein durch logisches Kombinieren erkennen konnte. Ich stand keine zwei Minuten hier und war noch dabei, mich zu orientieren, da schreckte mich ein Hämmern an der Scheibe auf; es war Charlie, der zu mir hereinstarrte und dessen Gesicht gefährlich gerötet war.
    »Was haben Sie hier zu suchen? Beschatten Sie mich? Beobachten Sie mein Haus? Was zum Teufel soll das? Lassen Sie das Fenster runter.«
    Er war ganz offensichtlich ein Hellseher.
    »Nein.«
    »Was?«
    »Nein!«
    »Machen Sie das Fenster auf! Meine Frau und meine Kinder sind da drin, und Sie beobachten mein Haus! Sie bilden sich wohl ein, ich seh Sie nicht. Aber ich weiß genau, dass Sie mich beschatten, aus ihrem Mord-Lieferwagen heraus. Machen Sie das Fenster auf!«
    »Nein!«
    »Was?«
    Es war keine sehr praktische Art, eine Unterhaltung zu führen, eher eine beängstigende; besonders weil er ein
bisschen schwerhörig wirkte. Daher öffnete ich das Fenster einen schmalen Spalt.
    »Ich beobachte Ihr Haus nicht. Ich hab hier nur gehalten, um zu telefonieren und ein Twix zu essen.«
    »Blödsinn! Das ist mein Haus, meine Straße, und das kann kein Zufall sein. Sie beschatten mich, obwohl sie eigentlich rausfinden sollen, wer diese Jungs umgebracht hat.«
    »Nein, ehrlich nicht.«
    »Blödsinn! Sie beschatten mich. Aber Sie beschatten den falschen Mann. Ich habe eine Frau und Kinder, die für mich aussagen können. Und meine Nachbarn auch. Wir waren nämlich alle bei einem Grillabend, als sie umgebracht wurden …«
    »Grillen am Weihnachtsabend?«
    »Genau! Allen war nachher schlecht. Ich grille immer an Weihnachten. Die meisten hatten eine Lebensmittelvergiftung, also werden sie sich gut daran erinnern.«
    »Okay. Wenn Sie das sagen.«
    »Und das bedeutet, dass Sie absolut auf dem Holzweg sind, wenn Sie mich Tag und Nacht beobachten.«
    »Hab ich ja gar nicht, ich bin rein zufällig …«
    »Halten Sie endlich Ihre blöde Klappe! Wenn ich Sie je wieder in dieser Straße sehe, dann brech ich Ihnen jeden einzelnen Knochen im Leib. Haben Sie mich gehört? Jeden einzelnen.«
    Dann trat er gegen den Wagen. Später stellte ich fest, dass er eine tiefe Delle im Blech hinterlassen hatte, und das, obwohl er nur Hausschuhe trug. Ich war mir nicht
sicher, ob Steroide auch die Füße selbst härter machten oder nur die Muskeln, die sie bewegten. Jedenfalls ließ ich schleunigst den Wagen an und fuhr davon. Er brüllte mir weiter hinterher, während in der gesamten Häuserzeile im ersten Stock die Lichter angingen.

20
    Am Morgen machte ich ein bereits herabgesetztes Buchsonderangebot im Schaufenster um weitere fünfzig Pence günstiger; aber als selbst das keinen Kundenansturm auslöste, kehrte ich an meinen Platz hinter der Theke zurück und surfte weiter im Netz. Als ich die gewünschte Information dort nicht erhielt, griff ich nach den Gelben Seiten und fand die Adressen von drei hiesigen Tierpräparatoren. Da mir die Buchstabenkombination im Namen des ersten nicht gefiel, rief ich den zweiten an und fragte ihn, warum er keine Webseite hatte.
    »Weil ich keine will«, knurrte der Mann. Der Laden nannte sich William Gunn und Sohn, aber ich hatte keine Ahnung, ob ich den Boss oder nur seinen Sohn an der Strippe hatte. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Heutzutage gibt es nur noch wenige Unternehmen, die keine Webseite haben«, sagte ich, »sehr wenige.«
    »Ach tatsächlich?«
    Ich kann Sarkasmus nicht ausstehen und habe auch keine Geduld mit Ungeduldigen.
    »Ich sage das nur«, fuhr ich fort, »weil ich gerne erst mal über die Webseite herausfinde, mit wem ich es zu tun habe, bevor ich dann in persönlichen Kontakt trete.
So ist es viel einfacher, man erspart sich unnötige Peinlichkeiten und Missverständnisse. An Ihrer Stelle würde ich mir auch eine Webseite zulegen. Es ist gut fürs Geschäft.«
    »Tatsächlich? Danke für die Information. Sie gestalten nicht zufällig Webseiten?«
    »Nein, ich bin Privatdetektiv.«
    »Nun, dann müssen Sie aber ein ziemlich mieser Detektiv sein, wenn sie die Zeit haben, mich anzurufen und mir das Leben zur Hölle zu machen, bloß weil ich keine Webseite habe. Und jetzt verpissen Sie sich.«
    Er legte auf.
    Ich hatte das gar nicht als Kritik verstanden wissen wollen, aber manchmal kriegen Menschen meine wohlmeinenden Anregungen einfach in den falschen Hals. Ich überlegte eine Weile, ob ich ihn erneut anrufen sollte, doch wegen meiner Konflikt-Allergie beschloss ich, den dritten Tierpräparator in der

Weitere Kostenlose Bücher