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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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Michael Street anzurufen. Er war wesentlich freundlicher und schien sogar regelrecht begeistert, mit einem echten Detektiv sprechen zu können. Wir kamen so gut miteinander klar, dass ich auch ihm die Frage stellte, warum er keine Webseite hatte, und zudem meine kurze Unterhaltung mit William Gunn erwähnte.
    Michael – wir nannten uns beim Vornamen, wobei ich mich als Mario ausgegeben hatte, nach Mario Puzo; Der Pate lag zufällig gerade auf der Theke und ich musste meinen guten Ruf als Buchhändler schützen –, Michael also lachte bei der Erwähnung von Mr. Gunn und nannte ihn einen alten Stinkstiefel. Er erklärte mir, dass die
hiesigen Tierpräparatoren ihre Seiten aus dem Netz genommen hatten, weil sie ständig von Tierschützern mit beleidigenden E-Mails bombardiert worden waren und gelegentlich sogar mit Computer-Viren. »Das Telefon ist besser«, sagte er. »Es ist nicht ganz so anonym. Anrufe können zurückverfolgt werden, außerdem fehlt ihnen oft der Mumm, persönlich mit jemandem zu sprechen. Gunny geht’s schlechter als mir; sie haben ihm schon ein paarmal das Schaufenster zertrümmert. Daher ist er wohl ein bisschen nervös und empfindlich, aber vermutlich war er vorher schon ein alter Miesepeter.«
    Zunächst stellte ich Michael einige allgemeine Fragen zur Taxidermie, bevor ich mit dem eigentlichen Grund für meinen Anruf herausrückte. Hatte er irgendwann einmal – denn es war unmöglich, genau zu bestimmen, wie lange das Tier schon tot war – einen Jack-Russell-Terrier für Billy Randall ausgestopft?
    Michael stieß ein gereiztes Grunzen aus. »Bitte, bevor Sie damit weitermachen, und besonders weil ich weiß, dass Sie diese Frage wieder zurück zu Willy Gunn führt, begehen Sie in seiner Gegenwart nie den Fehler, den Ausdruck zu verwenden, den sie gerade mir gegenüber gebraucht haben. Wir stopfen keine Tiere aus . Wir entfernen die Haut, konservieren sie, dann arrangieren wir sie um ein Modell des Originalkörpers. Es geht dabei nicht ums Ausstopfen, es geht um Anatomie. Ein guter Tierpräparator ist ein Bildhauer, ein Künstler und ein Naturalist gleichzeitig. Und Willy Gunn ist der Beste in diesem Metier. Sofern der Jack Russell, den Sie suchen, in diesem
Land gemacht worden ist, dann ist Willy Ihr Mann. Ich wage mich nicht an Haustiere – ihre Besitzer sind zu emotional. Ich präpariere fast ausschließlich Wild, das zufällig überfahren oder legal gejagt wurde. Heutzutage ist unser Markt genau geregelt – auch wenn es ein paar Stümper gibt, die billige Angebote und beschissene Arbeit machen. Die meisten von denen können ihren Arsch nicht vom Ellbogen unterscheiden, was aus anatomischer Sicht ein echtes Problem ist.«
    Ein echtes Problem war außerdem, dass er nicht der Mann war, den ich suchte, denn er schien ein netter Kerl zu sein, und wir kamen gut miteinander aus, was bei mir nicht oft der Fall ist.
    »Ich würde Willy ja gern für Sie anrufen«, sagte Michael, »aber ich hatte letztes Jahr selbst einen Streit mit ihm. Er ist im Grunde ganz in Ordnung – aber seien Sie vorsichtig mit dem Ausstopfen.«
    Außerdem konnte Michael den ersten Namen auf meiner Liste der Tierpräparatoren ausschließen. Wegen einer Auseinandersetzung mit der Telefongesellschaft, auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte, bei der es sich im Wesentlichen aber darum drehte, dass sie mich aufs Übelste über den Tisch gezogen hatten, arbeitete ich immer noch mit meinen veralteten Gelben Seiten; und so wie es aussah, hatte sich Scott Parker bereits vor zwei Jahren zur Ruhe gesetzt und war nach Spanien gezogen.
    Beim Mittagessen berichtete ich Alison von meiner misslichen Lage, in der Hoffnung, sie würde freiwillig anbieten, bei Willy Gunn anzurufen; doch sie lehnte ab und
schlug vor, ihn gemeinsam aufzusuchen. Sie erklärte, als Künstlerin sei sie absolute Autodidaktin, sie habe keinerlei Ahnung von Anatomie und ein Besuch in seiner Werkstatt könne lehrreich für sie sein.
    Obwohl ich ihr ein paarmal klarzumachen versuchte, dass wir lediglich Antworten auf ein paar Fragen brauchten, schien sie mir gar nicht zuzuhören. Vielmehr beharrte sie darauf, dass wir nie etwas über den Diebstahl bei Pat herausgefunden hätten, wenn wir nicht zu Jimbos Haus gefahren, sondern stattdessen, wie ich es gefordert hatte, zu Hause geblieben wären; und hatte sich nicht letztlich auch mein Besuch bei Charlie Hawk ausgezahlt?
    »Er hat meinen Wagen beschädigt.«
    »Immerhin weißt du jetzt von seinem

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