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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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ich unter degenerativer Kurzsichtigkeit. Schon dreimal habe ich mich erfolglos für eine Hornhauttransplantation beworben.
    Alison lächelte, als ich mit einem Blinzeln kapitulierte. Ich war so leicht zu durchschauen. Eine weitere Nebenwirkung meiner Medikamente. Wenn mich die Sonne an einem hellen Tag von hinten anstrahlte, konnte man meine Leber sehen.
    »Siehst du? Ich kenn dich besser als du dich selbst. Es geht gar nicht um Jeff, und schon gar nicht um mich oder das Ungeborene oder um die Gerechtigkeit. Es dreht sich um das ungelöste Rätsel, vor dem du niemals kneifen würdest. Und was die Geschichte noch spannender für dich macht, ist das Zeitlimit. Du liebst solche Herausforderungen. Dreiundzwanzig Stunden, um den Fall zu knacken. Du wirst alle Fakten, Hinweise, Spuren und Gerüchte wild in die Luft wirbeln und, während sie langsam zu Boden sinken, nach verborgenen Mustern darin suchen. Du wirst den Fall lösen. Und was das Erstaunlichste dabei ist: Du benötigst dazu nur einen Bruchteil deiner wahren Kapazitäten. Das ist dir doch bewusst, oder? Du benötigst nur etwa …«
    »Etwa sieben Prozent«, erwiderte ich.
    Ich war noch nie bescheiden gewesen, was meine wahren Kapazitäten betraf, und das mit gutem Grund.
    Alison klatschte in die Hände. »Ausgezeichnet, eine siebenprozentige Lösung reicht mir, Sherlock. Lass es uns anpacken.«
    »Okay«, sagte ich.

26
    Alison hatte nur teilweise recht. Sie konnte unmöglich völlig recht haben, denn sonst wäre sie ich gewesen. Allerdings war es tatsächlich ein Rätsel, das ich lösen musste; eine echte Kopfnuss. Es war sogar noch vertrackter als der Nazi-Fall, wo sich am Ende alles als eine Frage von Zahlen und Mustern entpuppt hatte – mein Spezialgebiet; zudem war dieser Fall potenziell ebenso gefährlich. Potenziell , weil ich mir nach wie vor nicht über Gregs Ultimatum schlüssig war. Sich daran zu halten, bedeutete einerseits eine Herausforderung; gleichzeitig nahm ich damit aber auch die Bedrohung ernst und rechnete mit der realistischen Möglichkeit, dass mir, wenn ich Patch nicht in der vorgegebenen Zeit herbeischaffte, am Ende etwas Schreckliches zustieß. Oder, weniger schlimm, dass Alison oder Jeff etwas zustieß. Generell hegte ich gewisse Zweifel, ob solche Drohungen wirklich funktionierten. Hat jemals irgendjemand unter Androhung von brutaler Gewalt ein Problem schneller gelöst? Half es einem tatsächlich dabei, klarer über irgendetwas nachzudenken, abgesehen vom eigenen bevorstehenden Ende? Klar, unter dramaturgischen Gesichtspunkten war so eine Drohung natürlich ziemlich effektiv – wenn ein Bösewicht höflich anfragt,
ob das Rätsel bitte gelöst werden könnte, aber natürlich nur, sofern die Zeit es zulässt, dann lockt das kein Schwein in die Kinosäle. Doch wenn in der Realität das Damoklesschwert über einem schwebt, sorgt das eher für heilloses Chaos im Kopf als für die erforderliche Konzentration. Wie man es drehte und wendete, es war schlechterdings unmöglich einzuschätzen, wie realistisch Gregs Drohung war – daher würde ich sie einfach ignorieren. Trotzdem würde ich das vorgegebene Zeitlimit berücksichtigen; in derselben Weise, wie Schachspieler manchmal einen Zug innerhalb einer vorgegebenen Minutenzahl durchführen müssen; oder wie ein Studiogast in Countdown aus einer zufälligen Ansammlung von Vokalen und Konsonanten ein Wort zusammenfügen muss, bevor ihm eine nervtötende kleine Melodie signalisiert, dass seine Zeit abgelaufen ist. Ich würde das Zeitlimit einfach als eine der Spielregeln akzeptieren und es als ebensolches betrachten: als ein Spiel.
    »Sind wir fokussiert?«, erkundigte sich Alison.
    »Ich bin’s.«
    »Ich frag nur, weil du schon seit fünf Minuten ins Leere starrst und dabei diese nervtötende kleine Melodie aus Countdown summst, während Jeffs Leben auf dem Spiel steht und die Uhr tickt.«
    Manche Dinge übergeht man besser. Ich spähte auf meine Uhr. »Ich bin bereit«, sagte ich.
    »Also gut, dann stürz dich in die Materie. Um die Mittagszeit schau ich mal rein, wie’s so vorangeht.«
    Sie bewegte sich Richtung Tür.
    »Du gehst arbeiten?«

    »Natürlich arbeite ich. Rechnungen wollen bezahlt, billige Diamanten verkauft werden.«
    »Aber Jeff …«
    »Wie willst du irgendwas rausfinden, wenn ich dir dabei ständig über die Schulter gucke? Los, wirble deine Spuren und Hinweise durcheinander. Dabei musst du allein sein und an einem Ort, wo du völlig ungestört bist.«
    Wir

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