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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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so nett gewesen, sie mir auf einen Zettel zu schreiben. Sylvia, oh Mann! Sie konnte auch nett sein. Sogar sehr nett. Ich tippte die netten Zahlen ein und lauschte.
    Marks Stimme verkündete: ›Hier ist der Anrufbeantworter von Mark Müller. Sprechen Sie nach dem Signalton !‹ Es piepte. Ich sagte: »Ah. Ja.« und legte auf.
    Das Telefon klingelte. Ich nahm ab.
    »Privatdetektiv Gass . Was wollen Sie?«
    »Was ich will? Sie lassen mich stundenlang im Café sitzen, sind bis jetzt unerreichbar und fragen auch noch, was ich will?«
    Brand, wer sonst. Er war mies gelaunt. War das ansteckend? Meine gute Stimmung bröckelte ab. Nicht viel. Sie befand sich weiterhin auf einem Rekordhoch, vor allem, wenn man die letzten Jahre zum Vergleich heranzog. Nein, Brand konnte mir nichts anhaben. Jedenfalls nicht in den nächsten fünf Minuten.
    »Ich hoffe, Ihnen fällt eine gute Ausrede ein, Herr Privatschnüffler.«
    »Was?«
    »Ach ja, die Lavazza-Rechnung beläuft sich auf 13,95 Euro. Ziehen Sies einfach von Ihren Forderungen ab. Haben Sie heute schon die Zeitung gelesen?«
    »Nein.«
    »Mein Interview mit dem ehemaligen Filmvorführer ist erschienen. Leicht verstümmelt. Der Redakteur fummelt an jedem Text herum. Stilangleichung nennt er das. Ich nenne das Bevormundung und Niveauabsenkung. Wenn Sie mich fragen, der Knabe ist einfach zu alt, um noch irgendwas dazuzulernen. Übrigens, Ihr Anruf übers Handy …«
    »Was für ein Anruf?«
    »Gestern Abend.«
    »Anruf? Ich habe Sie nicht angerufen.«
    »Dann war es wieder diese verdammte miese kleine Stalkerin . Lohnabzug für Sie.«
    »Hören Sie …«
    »Sehr gesprächig sind Sie ja nicht gerade. Schlecht geschlafen, was?«
    Er lachte. Das Lachen klang hässlich. Wahrscheinlich war es auch so gemeint.
    »Herr Brand. Ich bearbeite nicht nur Ihren Fall, und ich …«
    »Ach richtig, diese Keller. Haben Sie die bearbeitet? Oder war es doch eher umgekehrt?« Wieder lachte er. Diesmal klang sein Lachen eindeutig schmutzig.
    »Nichts für ungut«, ruderte Brand leicht zurück.
    Mein Stimmungshoch ebbte langsam ab. Ich musste etwas unternehmen. Sofort. Ich legte auf und zählte bis zehn. Dann griff ich erneut zum Telefon und gab Brands Nummer ein.
    »Ja«, kam es aus dem Hörer.
    »Herr Brand, tut mir leid. Wir wurden unterbrochen. Telekom. Kein Verlass auf diese Riesenkonzerne. Aufgeblähtes Management, unterbelichteter Service. Wachstum und Größe dieser Multis sind nur bis zu einer gewissen Grenze effizient. Danach fängt der Motor an zu stottern. Schlimm wird es, wenn zu guter Letzt die Bremsen versagen. Aber wem erzähle ich das?«
    »Ja …«
    Ich hatte ihn aus dem Konzept gebracht. Gut so.
    »Was ich Sie noch fragen wollte: Weshalb haben Sie vorhin angerufen?«
    »Weshalb ich angerufen habe?« Der Ton seiner Stimme wurde wieder schärfer. »Das fragen Sie mich?«
    »Ja, das frage ich Sie. Wen sonst?«
    »Vielleicht können Sie sich noch daran erinnern, dass Sie gestern sagten, Sie hätten neue Nachrichten für mich. Also, ich höre.«
    Ja, ich konnte mich erinnern. Sehr gut sogar. Ich hatte es gesagt, um ihn zu beruhigen. Wirkliche Neuigkeiten hatte ich keine.
    »Nicht am Telefon.« Tempo rausnehmen, verzögern, neugierig machen, Spannung halten. Die Dramaturgie musste stimmen.
    »Ich könnte …«, setzte er an.
    Ich unterbrach ihn sofort.
    »Wie wäre es mit 16 Uhr? Im Café Lavazza «, schlug ich vor.
    » Lavazza . Nein. Nicht schon wieder. Café Heider.«
    »Rothenburg.«
    »Nein, Alex.«
    »Nein, nein. Daily Coffee .«
    »Auf keinen Fall. Zu laut. Zu verraucht. Ich schlage vor …«
    » UnscheinBAR «, sagte ich.
    »Was?«
    »Die UnscheinBAR .«
    »Wollen Sie mich verarschen?«
    » UnscheinBAR ist eine unscheinbare Bar, daher der Name UnscheinBAR .«
    »Was?«
    »Na schön, Lavazza . 16 Uhr.«
    Ich drückte die Unterbrechertaste. Prima. Ich hatte mich durchgesetzt. Ich fühlte mich ausgezeichnet. Das Hoch war noch immer ein Hoch. Ich hoffte, es würde noch eine Weile ein Hoch bleiben. Genieße den Augenblick. Ich genoss ihn.
    Ich versuchte es noch einmal bei Mark. Der AB ging ran und gab sein Sprüchlein zum Besten. Ich ließ ihn nicht ausreden. Er hatte nichts Neues zu sagen. Ich auch nicht.
    Ich schaute aus dem Fenster. Grauer Himmel, grauer Hinterhof, kein Nietzsche, keine Beate. Nur Tristesse. Vielleicht saß Beate gerade bei der Presseschau, las das Interview, ballte die Fäuste oder lachte in sie hinein. Auch ich würde mir eine Zeitung besorgen müssen, ungern zwar,

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