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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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Tagesschau. An dem Abend habe ich sie verpasst. Bis auf das Wetter.«
    »So. Das Wetter haben Sie also noch mitbekommen.«
    »Ja. Sagte ich doch.«
    »Vielen Dank!«
    Ich wandte mich wieder der gegenüberliegenden Tür zu.
    »Muss ich nichts unterschreiben?«, meldete sich Frau Korn.
    »Später«, sagte ich.
    Ich drückte an Marks Tür herum. Geschlossen. Was hatte ich erwartet? Dass die Tür von selbst aufspringen würde? Ich flüsterte: ›Sesam, öffne dich.‹ Nichts. Hinter mir hörte ich ein leises Kichern. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Die Bewohner dieses Hauses waren nicht normal. Eindeutig nicht.
    »Was gibt es da zu …« Ich drehte mich um. Wütend, erbost und zu allem bereit.
    »Hier.« Frau Korn lächelte verschmitzt. Sie hielt einen Schlüssel in der Hand.
    »Versuchen Sies damit.«
    »Oh.«
    »Herr Müller deponierte, als er einzog, einen Schlüssel bei mir. Falls er sich mal aussperren sollte. Die Schlüsseldienste ziehen einem das Fell über die Ohren. Das sind Verbrecher. Vor allem dieser Gortski . Hat meiner Freundin 350 € abgeknöpft.«
    »Ach …«
    »Ausgesperrt, und gleich ein nagelneues Schloss …«
    »Frau …«
    »Er hat sie mit dem Firmenauto zum nächsten Geldautomaten gefahren, Herr Kommissar. Und kassiert. Sie wusste gar nicht, wie ihr geschah.«
    »Hauptkommissar.«
    »Als sie später ein Teil des Geldes zurückhaben wollte, hat er sie angezeigt, wegen Verleumdung.«
    »Ach. Wirklich?«
    »Ja, genau so wars …«
    »Und dann?«, fragte ich interessiert.
    »Nichts dann.«
    Ich überlegte, ob ich umschulen sollte. Scheinbar waren die Renditen in der Schlüsseldienst-Branche besser als in meiner. Allerdings waren die Renditen in fast allen Branchen besser als in der, die ich mir ausgesucht hatte. Trotzdem. Ich war Detektiv. Ich würde Detektiv bleiben. Jetzt erst recht.
    Energisch schloss ich die Tür auf und trat ein. Die Klingel schrillte immer noch. Ich riss die Drähte ab. Ruhe.
    »Er hat sie nicht mal zurückgefahren. Sie musste vier Kilometer zu Fuß gehen.«
    Ich machte Licht und schloss die Tür. Von innen.
    Die Luft war abgestanden. Es roch schlecht. Ich kannte den Geruch. Er war mit einigen weniger schönen Erinnerungen verknüpft.
    An der Flurgarderobe hingen ein brauner Mantel, ein gelbes Jackett und eine schwarze Lederjacke mit Lammfellkragen. Davor standen vier paar Schuhe. Zwei Paar schwarze Lederschuhe, zwei Paar Laufschuhe, das eine rot, das andere dunkelbau . Das rote Paar war mit Lehm bespritzt. Der Lehm war eingetrocknet. Wahrscheinlich befand sich Mark daheim. Das gefiel mir gar nicht.
    Ich ging zum Ende des Flurs und öffnete die Tür. Dunkelheit. Der Geruch wurde unerträglich. Mit der rechten Hand tastete ich nach dem Lichtschalter, mit der linken hielt ich mir ein Taschentuch vor das Gesicht. Ich fand den Schalter und machte das Licht an. Mark war da. Er saß in einem Sessel. Sein Gesicht sah halbwegs in Ordnung aus. Dafür fehlte der Hinterkopf. Maden wimmelten auf den Überresten herum wie Schafe auf einer Weide.
    Ich lief hinaus, erreichte das Bad und ließ mein Frühstück samt Espresso in die Badewanne fallen. Kein Problem. Mark würde hier kein Bad mehr nehmen. Er würde nie mehr ein Bad nehmen.
    Ich holte tief Luft und ging zurück zu Mark. Ich zog die Vorhänge auf und öffnete die Fenster.
    Für Mark war frische Luft kein Thema mehr, für mich schon. Ich sah mich um. Es sah nicht aus, als hätte hier ein Kampf stattgefunden. Hatte sich die alte Dame diesen Teil der Geschichte ausgedacht? Wenn ja, weshalb? Wenn nein, warum hatten die Männer aufgeräumt? Sicher nicht aus Ordnungsliebe. Oder doch? Mark jedenfalls konnte ich nicht mehr befragen. Zu keinem dieser Themen. Er saß da, starr und hirnlos. Er hielt eine Waffe in der Hand. Selbstmord? Oder Inszenierung? Das war die Frage.
    Frau Korns Aussage sprach gegen Selbstmord, aber was sprach für Frau Korn?
    Ich schaute mir die Waffe genauer an. 22er, Handtaschenformat. Seltsam. Ich ließ Mark allein, schließlich hatte er genug andere Gesellschaft, und ging hinüber in die Küche. Alles bestens. Der Kühlschrank war gut gefüllt, vor allem mit Alcopops . Ich nahm mir eine Flasche. Mark hätte sicher nichts dagegen gehabt. Ich leerte die Flasche in einem Zug. Das Zeug schmeckte scheußlich, aber es half mir, den anderen Geschmack wegzubekommen, den nach Tod, Verwesung und halb verdautem Espresso.
    Ich schaltete mein Gehirn ein. Schließlich saß es noch an der richtigen Stelle.
    Zwei Typen hatten Mark

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