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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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Carsten und half ihr, die Flugangst unter Kontrolle zu halten. Vielleicht schlotterten ihm ja selbst die Knie. Nein, ich wünschte Carsten nichts Schlechtes, aber gegen einen kleinen Absturz der Maschine, in der er saß, hätte ich nichts einzuwenden gehabt.
    Ich schreckte hoch. Was hatte ich da eben gedacht?
    Ich zappte schnell zum Scherzo zurück.
    Cleo sitzt im Flugzeug. Cleo sitzt im Flugzeug. Cleo sitzt im Flugzeug. Wieder und wieder ging mir der Satz durch den Kopf. Na und, sollte sie doch dort sitzen. Eingepfercht in ihren Economybereich , Carstens Bierfahne im Gesicht. Cleo hasste Bieratem. Sie hatte es mich häufig wissen lassen. Besonders nachts. Ich hörte sogar auf, Rex-Pils zu trinken. Zu spät. Viel zu spät.
    Cleo sitzt im Flugzeug. Cleo sitzt im Flugzeug. Wenn sie im Flugzeug sitzt, dann ist sie nicht Zuhause. Und wenn sie nicht …
    Natürlich. Meine Ex-Wohnung war zurzeit nicht bewohnt. Hatte Cleo nicht einige Dinge mitgenommen, die eigentlich mir gehörten? Bücher, CDs, Handtücher, Kaffeetassen? Ich würde mir holen, was mir zustand. Die Gelegenheit war günstig und würde vielleicht nie wieder kommen.
    Ich tippte Cleos Nummer ins Telefon. Niemand hob ab. Ich klingelte Sylvia an. Niemand da. Ich machte noch einen Cleo-Abwesenheitstest . Gleiches Ergebnis. Also los.

41
    Ich trottete die Brandenburger Straße entlang und bog nach rechts in die Lindenstraße ein. Ich blieb auf der rechten Seite und starrte hinüber zu dem Haus, in dem Cleo und ich ein paar Jahre gemeinsam zugebracht hatten. Wehmut überfiel mich. Ich schluckte sie hinunter. Das Haus selbst war ein typisches Potsdamer Innenstadthaus, klein, gelb, geduckt, preußisch. Ich schaute hinüber. In Cleos Wohnung brannte kein Licht. Die Wohnung befand sich im zweiten Stock. Also ganz oben. Nein, fast ganz oben. Seit zwei Jahren ging es höher hinauf. Bislang hatte sich kein Mieter für die Dachwohnung gefunden. Mein Mietgesuch war vom Vermieter abgelehnt worden. Wahrscheinlich nach Einspruch von Cleo . Cleo bestritt natürlich, dass sie entsprechenden Einfluss genommen hätte. Aber sie bestritt auch, und zwar vehement, niemals den Müll runtergebracht zu haben.
    Ich zog die Hand aus der Tasche und sah auf die Uhr. 20.05 Uhr. Gute Zeit. Halb Deutschland saß vor der Mattscheibe.
    Ich ging hinüber, öffnete die Haustür, schloss sie wieder und stieg langsam die Holztreppe hinauf. Die siebente und die dreizehnte Stufe knarrten noch immer. Vor Cleos Wohnungstür legte ich einen Halt ein. Sollte ich oder sollte ich nicht? Die Idee, die Wohnung zu besuchen, kam mir plötzlich nicht mehr plausibel vor. Was wollte ich hier? In Cleos Sachen herumschnüffeln, Erinnerungen auffrischen, persönliche Dinge mitnehmen? Na schön, vielleicht gab es noch ein paar Sachen, die mir gehörten. Aber rechtfertigten die einen Einbruch? Wieso Einbruch? Dies war auch meine Wohnung gewesen. Mehrere Jahre lang. Hatte ich nicht ein Recht auf etwas Nostalgie, auf Gefühle? Wem schadete das? Cleo ? Sie war auf dem Weg in die neue Welt. Sie würde nie von meiner Aktion erfahren. Also los. Ich nahm den Schlüssel, steckte ihn ins Schloss. Er passte. Sie hatte das Schloss nicht ausgetauscht. Ich stockte. Wenn sie das Schloss nicht ausgetauscht hatte, dann bedeutete das, dass sie mir vertraute. Die Erkenntnis traf mich wie ein Blitz. Nein, ich konnte unmöglich …
    Unten wurde die Haustür geöffnet. Noch einer, der die Volksinformationen ignorierte. Die siebente Treppenstufe knarrte, dann die dreizehnte.
    Ich drehte den Schlüssel, drückte gegen die Tür und war drin. Leise schob ich die Tür wieder zu und stand im Dunkeln. Nebenan knallte eine Wohnungstür. Das Geräusch kannte ich von früher. Nachbar Herbert Bruns! Na und, nicht mehr mein Problem.
    Mein Problem war ein ganz anderes. Ich war soeben kriminell geworden. Nicht nur ein bisschen, quasi Fahrradfahren ohne Rücklicht, nein, ich war mit einem Einbruch hart in die Kriminalität eingestiegen. Noch konnte ich den Schaden begrenzen und wieder gehen. Andererseits, da ich nun schon einmal hier war … Schlimmer konnte es ohnehin nicht werden. Ich tastete nach dem Lichtschalter. Im Flur wurde es hell.
    Nein. Das war nicht der Flur, den ich kannte. Die alte Garderobe war weg, die Minotaurus-Zeichnungen von Picasso waren weg. Selbst die Lampe war neu. Leicht enttäuscht schaute ich ins Schlafzimmer. Kein Schlafzimmer mehr! Stattdessen eine gemütlich eingerichtete Bibliothek. Ich trat ein, machte Licht und ging an den

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