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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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wird.«
    »Weswegen?«, fragte Brand. Er hatte die Rechnung mit keinem Blick gewürdigt. » Stalking ?«
    »Zum Beispiel.«
    »Kennen Sie die Gesetzeslage? Wahrscheinlich nicht. Sonst würden Sie hier nicht so rumtönen. Außerdem war es so, wie ich sagte. Diese Stalker-Nummer war ein Recherchetrick. Sie bemerkten ja nicht einmal, wie ich Sie zur Buchhandlung gelockt habe. Sie bezogen Position im Handyshop. Wirklich Großartig.«
    »Versuchter Totschlag …«
    »Ich beschattete Sie auch, als Sie die Buchhandlung noch einmal besuchten.«
    »… vielleicht sogar versuchter Mord!« Ich gab nicht auf.
    »Ach Gottchen«, sagte er. »Wo ist denn die Waffe?«
    »Verbreitung von Unwahrheiten mittels der Presse.«
    Brand fing plötzlich an zu lachen. Ganz langsam stimmten andere mit ein. Erst zaghaft, dann mutiger. Das Lachen wurde stärker und stärker. Es schwoll an wie ein Fluss im Frühjahr zur Zeit der Schneeschmelze.
    Sollte ich mitlachen? Ging nicht.
    »Aufhören!«, schrie ich stattdessen, aber niemand nahm meinen Einspruch zur Kenntnis.
    »Aufhören«, bemerkte Sprengkamp und wischte verstohlen an seinem rechten Augenwinkel herum. Die Lachfront bröckelte rasch, dann fiel sie ganz in sich zusammen.
    »Das ist eine sehr ernste Angelegenheit. Das mit den sogenannten Unwahrheiten. Da haben Sie nicht ganz unrecht, Herr Gass «, fuhr Sprengkamp fort. »Was schlagen Sie vor? Ein Wiederaufleben der Zensur?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Überwachung?«
    Ich schüttelte wieder den Kopf.
    »Na was?«
    »Kompetenz, Achtung, Ehrlichkeit«, sagte ich und ging.

40
    Unten angekommen hielt ich mein Gesicht in den Regen. Dann zog ich tief die Potsdamer Luft ein und stieß sie gemächlich wieder aus. Fehler. Es war wie ein unbedachter Lungenzug aus einer Havanna, nur ungesünder. Fleischer Nolte war gerade dabei, seinen Müll durch den hauseigenen Schornstein zu entsorgen. Er pochte auf Bestandsschutz für seinen heruntergekommenen Laden. Sehr zur Freude der Bewohner der Innenstadt. Worauf konnte ich pochen? Auf Kyoto ? Im Großen mochte Kyoto ja ein Fortschritt sein. Im Kleinen allerdings spürte man nichts davon. Und wenn man im Kleinen nichts spürte, konnte der Fortschritt nicht allzu bedeutend sein.
    Ich verkniff mir einen zweiten Lungenzug. Leider konnte ich die Atmung nicht ganz einstellen. Noch nicht. Man muss mit der Luft leben, die andere einem übrig lassen. So ist das nun mal!
    Ich sprintete aus der verseuchten in eine weniger verseuchte Zone und ging zur Tagesordnung über. Zwei meiner Fälle waren gelöst. Ich war nicht allzu stolz darauf. Vor allem nicht auf die Art und Weise des Zustandekommens der Lösungen. Na und. Die Art und Weise würde ich irgendwann vergessen, die harten Fakten nicht. Bei bestimmten Fußballspielen der Nationalmannschaft lief das genauso.
    In meinem Fall lauteten die harten Fakten: Brands Machenschaften waren entlarvt und der Schuldige des Kinobrandes war gefunden. Bravo! Leider schien das niemanden zu interessieren. Nicht einmal die Beteiligten selbst.
    Immerhin. Ich hatte jetzt den Rücken frei. Für Sylvia und ihre Millionen. Nichts würde mich jetzt mehr aufhalten können. Nun ja, vielleicht eine 22er. Aber der würde ich meine 38er entgegensetzen. Ich musste sie nur noch holen.
    Zurück im Büro ließ ich es sacht angehen. Ich zog die 38er aus dem Schubfach, nahm sie auseinander, setzte sie wieder zusammen und kontrollierte das Magazin. Alles in Ordnung. Dann nahm ich das Telefon und wählte Sylvias Nummer. Niemand hob ab. Wo steckte Sylvia? Auf Arbeit? Welchen Beruf hatte sie gelernt? Was für einer Tätigkeit ging sie eigentlich nach, um an ihre Miete zu kommen? Nanu. Wieso wusste ich das nicht? Ganz einfach. Sie hatte es mir nicht gesagt. Ich hatte sie, soweit ich mich erinnern konnte, einmal danach gefragt. Aber einmal reichte bei Sylvia Keller nicht. Jedenfalls nicht bei einfachen Fragen.
    Ich ließ meine Begegnungen mit Sylvia Revue passieren. Viel hatte ich im Fall Keller nicht richtig gemacht. Vor allem die gemeinsame Nacht nahm sich nicht gut aus, beruflich gesehen. Sonst schon. Sie war sogar das Beste, was mir in den letzten zwei Jahren passiert war. Hatte ich Jahre gesagt?
    Ich stellte meine Anlage auf Power, legte im Gedenken an Anne Klein Mahlers Fünfte in den CD-Schacht und zappte zum Adagietto durch. Viscontis ›Tod in Venedig‹ tauchte vor meinem geistigen Auge auf. Dann Sylvia und endlich Cleo . Ich schaute auf die Uhr. Cleo saß im Jet nach New York. Neben Cleo saß

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