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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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Regalen entlang. Sie waren alle da. Joyce, Mann, Kerouac, Dostojewski, Bukowski, Hammett , Conrad, Céline, Poe, Benn. Alle. Ich ließ mich in den Sessel fallen und fühlte mich schlecht. Neid stieg in mir auf und etwas, das noch viel schlimmer war. Es war die Erkenntnis, dass Cleo bestens zurechtkam. Ohne mich. Schlagartig wurde mir bewusst, weshalb ich gekommen war. Ich hatte Zeichen des Niedergangs sehen wollen, Zeichen des Nicht-ohne-mich-leben-könnens . Ich hatte Chaos erwartet, zumindest Unordnung. Stattdessen stieß ich auf das Gegenteil. Und dann noch dieser Carsten.
    Aufkommende Wut machte sich daran, den Neid zu verdrängen. Nicht doch, sagte ich mir, sei vorsichtig. Wut führt in eine Sackgasse. Du solltest stolz darauf sein, dass Cleo es geschafft hat. Und wenn schon nicht stolz, dann solltest du es wenigstens akzeptieren. Und vor allem solltest du so schnell wie möglich wieder verschwinden. Ehe jemand dein Eindringen bemerkt.
    Ich verschränkte die Arme hinter dem Kopf und ließ meinen Blick über die Bücherrücken gleiten. Da war er, Hamsun. Mein Hamsun! Ich stand auf, nahm die ›Mysterien‹ aus dem Regal und ließ mich wieder in den Sessel fallen. Ich schlug das Buch auf und las die ersten Zeilen. Plötzlich fühlte ich mich zuhause. Es fehlte nur noch das Glas Wein.
    Ich schlurfte in die Küche. Der Wein stand da, wo er immer gestanden hatte. Wenigstens das hatte sich nicht geändert. Dafür war die Qualität des Weines eindeutig gestiegen. Ich griff mir einen 2000er Madiran , entkorkte die Flasche, schnüffelte am Korken, fand nichts auszusetzen und suchte nach einem Glas. Ich entnahm eins dem Küchenschrank und trat den Rückweg an. Im Flur änderte ich kurzfristig meinen Plan und wandte mich dem Wohnzimmer zu. Hamsun würde mir nicht entkommen. Also konnte ich auch gleich den Rest der Wohnung unter die Lupe nehmen. Den Raum, welchen ich nun betrat, kannte ich nicht. Jedenfalls nicht so. Vom Teppich bis zur Lampe, alles neu. Das war nicht mehr mein Zuhause. Es würde nie wieder mein Zuhause werden. Abwarten, sagte etwas in mir. Ich hörte gar nicht erst hin.
    Ich schlich in die Bibliothek zurück. Meine Hochstimmung war verflogen. Gründlich. Im Bad hatte ich noch ein Fläschchen Aftershave entdeckt. Nicht meine Marke.
    Ich stellte das Glas ab, korkte die Weinflasche zu und ließ sie in die Innentasche meines Mantels gleiten. Ich würde mich in meinem Wohnbüro über den Madiran hermachen. Hier hatte ich nichts mehr zu suchen. Ich nahm den Hamsun und wog ihn in der Hand. Auf der ersten Seite stand mein Namenszug. Ja, er gehörte mir. Na und. Cleo liebte das Buch. Vielleicht sollte ich den Hamsun gerade deshalb … Du Blödmann, sagte etwas in mir. Lass das Buch hier!
    Ich ging zum Regal hinüber, genau auf die Mysterien-Lücke zu. Links der Lücke stand ›Hunger‹, rechts ›Segen der Erde‹.
    Ich streckte die Hand aus und drückte, um Platz für Nagels Lebensgeschichte zu schaffen, die Hamsuns auseinander. Mein Mittelfinger berührte etwas. Nanu. Was verbarg Cleo hinter ihren Büchern? Ich zog eine Handvoll Bücher heraus, schaute in die größer gewordene Öffnung. Allmählich begriff ich, was ich da sah und ließ die Bücher mit einem leisen Aufschrei fallen.
    Ich holte den Madiran hervor, zog den Korken, setzte die Flasche an den Mund und ließ es laufen. Schade um den Wein. Mir jedoch half es.
    Ich stellte die halbvolle Flasche ab, steckte die rechte Hand in die Lücke und fegte mit kühnem Schwung und einer leichten Linksdrehung des Körpers alle Bücher, die ich greifen konnte, auf den Fußboden.
    Jetzt war die Aussicht hervorragend. Ich ließ meine Hand nach vorn schnellen und hielt zehn Päckchen Violette in der Hand. Ich wiederholte den Vorgang, so lange, bis das ganze Geld auf dem Tisch lag. Ich musste ein paar Mal zulangen. Na und, ich hatte nichts Besseres zu tun.
    Ich fing an zu kichern. Fehlt nur noch, dass ich anfange zu sabbern, dachte ich und kicherte noch mehr. Klar, ich stand ein Stück neben mir. Möglicherweise waren es einige Kilometer. Nennt es Goldrausch, nennt es Aussetzer. Egal. Ich fand nichts dabei. Mit soviel Geld konnte und wollte ich nicht mehr in mein altes Leben zurück, geschweige denn in meinen schlaffen Körper. Also blieb ich neben mir stehen.
    Allerdings nicht lange. Ich musste weg. Raus. Musste meine Beute in Sicherheit bringen.
    Ich nahm eins der herumliegenden Kissen, öffnete den Reißverschluss, entfernte das Inlett und ersetzte es durch die

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