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Hundertundeine Nacht

Hundertundeine Nacht

Titel: Hundertundeine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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werde ich morgen meistbietend versteigern. In Treptow, Kiefholz-, Ecke Elsenstraße.«

    War es verdächtig oder eher unverdächtig, daß Dr. Hassan nicht näher nachfragte? Er wünschte mir nur Erfolg und wollte wissen, wann ich wieder in die Klinik käme. Wahrscheinlich am Montag, antwortete ich.

    »Am Montag? Dann fangen Sie ja gemeinsam mit unserem neuen Chefarzt an!«

    Die Vital-Bosse hatten den neuen Chefarzt für die Innere Abteilung bestellt? War das die Überraschung, von der Beate gesprochen hatte? Sehr wahrscheinlich. Ich konnte gegenüber unserem Gastarzt nicht zugeben, daß man mich nicht einmal informiert hatte.

    »Ja, bis Montag dann.«

    Sofort versuchte ich, Beate ans Telefon zu bekommen. Erfolglos.

    Die übrigen Leute, die ich zu meinem Tauschbasar einladen wollte, rief ich erst am nächsten Vormittag an. Die Telefonnummer von Baran hatte ich sowieso, für die andere Kurdengruppe hinterließ ich mein Angebot telefonisch in ihrem freundlichen Restaurant Behar. Dann wählte ich die Nummer der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika.

    »Guten Tag, Dr. Hoffmann hier. Ich hätte gerne Ihren Mitarbeiter Mr. McGilly oder Ihren Mitarbeiter Mr. Thorne gesprochen.«

    »Einen Moment, bitte.«

    Nach einem ziemlich langen Moment meldete sich die amerikanische Botschaft wieder.

    »Es tut mir leid. Wir haben hier keine Mitarbeiter mit diesen Namen.«

    Ich versuchte es mit einem plumpen Trick.

    »Dann verbinden Sie mich einfach in die entsprechende Abteilung.«

    »Welche Abteilung wünschen Sie zu sprechen, Sir?«

    Kein Glück mit meinem Überrumplungsversuch! Also mußte ich wieder auf mein einschlägiges Thrillerwissen zurückgreifen.

    »Die Kulturabteilung, bitte.«

    In der Kulturabteilung gab man sich verwirrt. Kümmerten sich diese Leute tatsächlich nur um gute Opernsitze für amerikanische Geschäftsleute oder Schlafplätze in der Jugendherberge für ein Streicherquintett aus Cincinnati? Hätte ich in der Telefonzentrale einfach bitten sollen, mich mit dem Büro des CIA zu verbinden? Ich wurde ungeduldig.

    »Nein, ich möchte nicht mit der Handelsabteilung verbunden werden. Ich möchte keine Trinkwasseraufbereitungsanlage verkaufen, weder in die USA noch in den Irak. Schreiben Sie bitte einfach auf: Dr. Hoffmann bietet den zweiten Teil der bewußten Trinkwasseraufbereitungsanlage im Austausch für Hilfe bei der Rückholung von Frau Celine Bergkamp aus dem Irak. Morgen, zwölf Uhr, Treptow, Kiefholz-, Ecke Elsenstraße. Und wenn ich bei Ihnen mit diesem Angebot in der falschen Abteilung bin, geben Sie diese Mitteilung einfach an Ihre Sicherheitsleute weiter. Schönen Dank.«

    Sicherheitsleute! Das war ziemlich unverfänglich. Darauf hätte ich auch gleich kommen können! Unter dem Strich war ich ganz zufrieden mit mir.

Kapitel 38

    Berlin Treptow, Kiefholz-, Ecke Elsenstraße: Über Jahre hatte mich diese Adresse in Ostberlin terrorisiert. Genau hier hatte die Deutsche Demokratische Republik Weltniveau auch in der Schokoladenproduktion angestrebt, und jedes Weihnachten, wenn meine Großmutter dank der Reiseerlaubnis für Rentner bei uns in Westberlin mit dieser Schokolade im Gepäck anrückte, haßte ich die DDR mehr. Was mußte das für ein Staat sein, der seinen Bürgern solche Schokolade zumutete! Deshalb fand ich es nur gerecht, daß man diesen Betrieb sehr schnell abgewickelt hatte. Das Gebäude stand immer noch leer, hierher hatte ich zu meiner Tauschbörse geladen.

    Als höflicher Gastgeber fand ich mich eine gute Stunde vor der Zeit ein, um in Ruhe den Aufmarsch der Eingeladenen zu beobachten. Ich hatte keine Ahnung, wie es dann weitergehen sollte. Ich betrachtete es wie einen Versuch aus der Frühzeit der experimentellen Wissenschaft: Man wirft eine paar Chemikalien in den Topf und wartet ab, was dabei herauskommt.

    Ich machte es mir leidlich bequem in einem der Büros im ehemaligen Verwaltungstrakt und schaute aus längst dem Vandalismus zum Opfer gefallenen Fenstern. Trotz meines frühen Kommens war ich nicht der erste. Am Ende der Straße stand der Werkstattwagen des Klempnereibetriebes Klümmel. Aber hier gab es schon lange nichts mehr zu klempnern, und außerdem kannte ich den Wagen, hatte er mir doch in letzter Zeit häufig genug meinen angestammten Parkplatz streitig gemacht.

    Nur wenig später als die Leute vom Verfassungsschutz trafen die Kollegen von jenseits des Atlantiks ein, entsprechend ihrer Corporate Identity in einem schwarzen Ford. Auch sie blieben, in

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