Hundherum glücklich - Ein Freund. Ein Buch.
Wissenschaftler sind ja der Ansicht, man dürfe Tiere nicht vermenschlichen (siehe auch alle anderen Kapitel dieses Buches). Mike Mendl kennt solche Berührungsängste bei seiner Forschung jedoch nicht, und er untersucht tierisches Verhalten mit Methoden aus der menschlichen Psychologie. So haben er und sein Team Hunden bei einem Versuch beigebracht, dass ein voller Napf immer an einer ganz bestimmten Stelle im Untersuchungsraum steht, ein leerer an einer anderen, immer gleichen Stelle. Sobald die Hunde gelernt hatten, an welcher Stelle Futter zu finden war, erweiterten die Wissenschaftler das Experiment: Sie stellten einen Napf genau in die Mitte zwischen den beiden Positionen. Und nun zeigte sich, dass es auch unter Hunden Optimisten und Pessimisten gibt: Sonnige Gemüter gingen erst einmal optimistisch davon aus, dass auch dieser Napf Futter enthalten könnte, und freuten sich schon im Vorfeld schwanzwedelnd auf die Mahlzeit. Miesepeter hingegen schenkten dem Napf keine Beachtung.
Und Mendl und sein Team machten noch eine weitere Beobachtung: Hunde, die sich bei diesem Test pessimistisch verhielten, litten in der Regel auch unter Trennungsangst und neigten bei Abwesenheit ihrer Besitzer dazu, deren Wohnung zu demolieren. Die Studie ist ein Hinweis darauf, dass Trennungsangst bei Hunden ernst genommen werden sollte.
26 Einem Hund das Sprechen beibringen
Was wäre, wenn Hunde sprechen könnten? Wenn sie uns zum Beispiel sagen könnten, welches Wildtier da eben vor uns durch den Wald gegangen ist? Oder wenn sie in Worte fassen könnten, wie sehr sie sich freuen, wenn wir nach Hause kommen? Das wäre zweifelsohne eine Bereicherung.
Aber wenn Hunde sprechen könnten, würden sie uns auch Dinge mitteilen, die wir gar nicht wissen wollen. Wie sie unser Deo finden zum Beispiel, oder unsere Musik, oder auch die Tatsache, dass sie nicht mit uns am Tisch sitzen dürfen. Nicht zuletzt könnten unsere Hunde dann auch alles weitererzählen, was sie bei uns täglich sehen, hören und erleben. Spätestens wenn die Überlegungen an dieser Stelle angekommen sind, zucken Hundebesitzer immer zusammen und finden es eigentlich ganz gut, dass Hunde ihre Schnauze halten.
Hundesprache
Hunde sind Tiere und keine Menschen mit Fell. Aber sie sind – zumindest aus Menschensicht – ganz besondere Tiere. Von allen Arten zeigen sie das größte Interesse an der Kommunikation mit Menschen. Sie treten von sich aus mit Menschen in Kontakt, und bei richtiger Behandlung haben sie sogar Spaß daran. Man muss nur mal zum Vergleich zu einem Hund, einem Pferd, einer Katze und einer Kuh mit freudiger Stimme den Satz sagen: »Na, du bist mir aber ein feiiines Kerlchen«, dann sieht man deutliche Unterschiede in der Kommunikationsfreude.
Jeder Hundebesitzer weiß außerdem, dass Hunde viele Mittel und Wege kennen, ihren Menschen klarzumachen, was sie wollen. Dabei sprechen sie mit dem ganzen Körper: Ihre Augen, ihre Stimme, ihre Ohren, ihre Lefzen, ihr Nackenfell, ihre Pfoten, ihre Körperhaltung und ihr Schwanz geben Auskunft darüber, wie es ihnen geht und was sie gern tun möchten. Worte sind da nicht nötig.
Trotzdem gab es immer wieder Menschen, die versucht haben, ihrem Hund »richtiges« Sprechen beizubringen, und es gibt sie noch. Denn warum sollte ein Hund nicht lernen können, was Papageien, Beos und – ja! – Seehunde können?
Hoover, der sprechende Seehund
1971 entdeckte ein Fischer im US-Bundesstaat Maine am Strand einen mutterlosen Seehundwelpen. Er nahm ihn mit und setzte ihn zu Hause in die Badewanne. Weil das Tier so viel fraß, nannte er es Hoover, nach seinem Staubsauger. Und da Hoover bald im Haus herumrobbte und Dinge vertilgte, die nicht zum Fressen bestimmt waren, hörte er einen Satz täglich immer wieder: »Hey, you! Come over here!« Mit rauer Stimme in schönstem Maine-Akzent gesprochen. Irgendwann war Hoover dann zu groß für die Wanne und kam nach Boston ins Aquarium. Als er drei Jahre alt und damit volljährig war, wollte er den Seehundmädels gern imponieren, und die fassungslosen Tierpfleger erlebten mit, wie Hoover mit rauer Männerstimme in reinstem Maine-Akzent lospöbelte: »Hey, you! Come over here!«
Hoover lebt längst nicht mehr, aber auch Enkelsohn Chacoda, genannt Chuck, kann sprechen. Chuck war als Jungtier oft wegen einer Augenentzündung in Behandlung. Vielleicht begrüßt er deswegen noch heute seine Pflegerin oft mit den Worten »How are you«.
Heute weiß man, dass auch andere Meeressäuger
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