Hundherum glücklich - Ein Freund. Ein Buch.
Geschenk. Dieser Hund namens Sultan fungierte fortan als sein persönlicher Bodyguard und begleitete den Reichskanzler, wann immer dies möglich war. Wenn Bismarck mit Vertretern des Osmanischen Reichs verhandelte, nannte er den Hund allerdings »Sultl«, um keine Animositäten zu wecken. Weniger sensibel war der Kanzler im Umgang mit einem russischen Amtskollegen. 1878, auf dem Berliner Kongress, erschien Bismarck mit Sultans Nachfolger, einer Dogge namens Tyras. Dieser Hund spürte die gereizte Stimmung zwischen seinem Herrn und dem russischen Reichskanzler Gortschakow und klärte die Sache auf seine Art. »Herrchen mag den Kerl nicht«, muss Tyras gedacht haben. Er griff an und zerfetzte dem russischen Kanzler die Hose.
Bismarck soll sich damals nicht einmal entschuldigt haben. Er lachte angeblich, und das ganze Deutsche Reich lachte mit. Tyras wurde von nun an in der Öffentlichkeit als »Reichshund« bezeichnet.
Gortschakow allerdings fand das gar nicht komisch; das russisch-deutsche Verhältnis kühlte merklich ab.
Kaiser Wilhelm II. (1859–1940)
Während Bismarck sich mit Riesenhunden umgab, bevorzugte der letzte deutsche Kaiser Winzlinge auf krummen Beinen. Seine Hunde hießen Hexe, Dachs, Strolch, Liesel oder auch Erdmann und waren Dackel. Die meisten lebten in Zwingern, nur die jeweiligen Favoriten durften den Kaiser bis in seine Gemächer begleiten. Aber auch bei diesen kaiserlichen Lieblingshunden handelte es sich nicht um Salondackel. Alle Hunde des Kaisers waren zur Jagd ausgebildet und stets dabei, wenn der Kaiser auf die Pirsch ging.
Und das tat Kaiser Wilhelm oft. Er war ein leidenschaftlicher, aber kein unumstrittener Jäger. Schon Zeitgenossen kritisierten in vorsichtigen Worten des Kaisers Neigung, seinen jagdlichen Erfolg vor allem mit hohen Abschusszahlen zu belegen. So soll der Kaiser Wild gezielt mit Futter angelockt und dann höchstselbst wie am Fließband abgeknallt haben. Aufgabe der Dackel war es dann, die Fährte angeschossener Tiere aufzunehmen.
Warum liebte der Kaiser ausgerechnet Dackel? Es gibt Spekulationen, er habe sich wegen seiner verkrüppelten Hand den damals auch als Krummbein bezeichneten Hunden nahe gefühlt. Ein zeitgenössisches Lexikon beschreibt die Vertreter dieser Rasse außerdem als gelehrig, treu, wachsam und tapfer, kurz, als unermüdliche Jäger. Und vom Charakter her seien sie bissig, unverträglich und eigensinnig. Vielleicht sah der Kaiser auch hier eine Seelenverwandtschaft?
Adolf Hitler (1889–1945)
Früher sagte man: »Wo man singt, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen haben keine Lieder.« Und noch heute denken begeisterte Hundehalter in Abwandlung dieses Sprichwortes: »Wo man bellt, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lieben keine Hunde.«
Spätestens seit Adolf Hitler weiß man: Beide Sätze sind falsch. Böse Menschen können sich sowohl Lieder als auch Hunde gezielt zunutze machen.
Hitler besaß zeit seines Lebens mehrere Deutsche Schäferhunde, und mit einer Hündin namens Blondi zeigte er sich oft und gern in der Öffentlichkeit. Dieser Hund sollte zum einen die menschliche Seite des Führers zeigen. Aber die Hündin symbolisierte noch mehr. Sie war eine Deutsche Schäferhündin reinster Rasse, sie war überaus sportlich und gehorchte aufs Wort – alles Tugenden, die Herrchen gern betonte.
Aber war Adolf Hitler überhaupt Blondis Herrchen? Ihr Besitzer war er, so viel ist wahr. Aber ihre Bezugsperson war der Führer ganz offensichtlich nicht. Wenn man sich die alten Wochenschau-Filme auf Youtube ansieht, erkennt man: Blondi hat Angst vor ihrem Besitzer. Es gibt eine einzige Filmszene, in der die Schäferhündin in Hitlers Gegenwart verhalten mit dem Schwanz wedelt. In dieser Sequenz wirft Hitler für sie einen Apportiergegenstand, und die Hündin muss ein hohes Hindernis überwinden, um den Dummy zurückzubringen. Das macht ihr sichtlich Spaß.
In den anderen Filmsequenzen wird gezeigt, wie Hitler Blondi lockt, wie er sie streichelt, sein Gesicht in ihr Fell drückt und mit ihr spricht. Aber man muss kein Hundeexperte sein, um zu erkennen, dass die Hündin ihm nicht vertraut. Sie weicht zurück, duckt sich mit angelegten Ohren unter der Hand des Führers weg und legt sich schließlich in einer anrührenden Unterwürfigkeitsgeste auf den Boden. Als Hitler sie liebkost, wedelt sie nicht mit dem Schwanz, sondern steht stocksteif da. Kaum lässt er ihr Halsband los, rennt die Hündin weg. Vielleicht hat sie nur Angst vor dem
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