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Hundsköpfe - Roman

Hundsköpfe - Roman

Titel: Hundsköpfe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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Unterbewußtsein aber weiterlebten und plötzlich in einem mondänen Restaurant beim Anblick einer Bergsteigerin mit gepuderter Nase aus der Tiefe auftauchten. Ein interessantes Leben mit echten Herausforderungen, das in seinem Fall mit einer Fahrradfahrt und einer Binde vor den Augen endete, während andere, lebendigere Persönlichkeiten, wie sie zum Beispiel, damit ernst gemacht hatten … Wieso war er niemals durchgebrannt? Eine wohlbekannte, für Niels jedoch nicht älter als einen Tag alte Geschichte gab ihm die Antwort. Es war Askild, der ihn dazu gebracht hatte zu bleiben. Es war Askild, der dafür gesorgt hatte, daß Niels junior sich auf die sichere Seite schlug. Jedenfalls zu Beginn. Handelsschule statt Grönlandabenteuer, Rahmenwerkstatt statt Eisberge. Verflucht, was war das noch , dachte er, und plötzlich zeichnete sich ein messerscharfes Bild auf seiner Netzhaut ab. Ein grüner Teddy tauchte aus der Tiefe auf und fing an zu lachen. »Zigeuner-Hans!« sagte Niels als erstes Wort und starrte vor sich hin. »Hieß er nicht Zigeuner-Hans?«
    »Zigeuner-Hans?« fragte der Spundpfropfen.
    »Zigeuner-Hans?« antwortete Marianne Qvist und schenkte ihm ein Lächeln. »Ich faß es nicht. Ist das das einzige, woran du denkst? Nach fünfundzwanzig Jahren?«
    »Zum Teufel, worüber redet ihr?« knurrte der Spundpfropfen, dann kam der Kellner mit dem Champagner, und dem Spundpfropfen gefiel der Ausdruck in Mariannes Augen ganz und gar nicht. Er mochte die Art nicht, wie sie seinen Partner anstarrte. Er saß hier in teuren Klamotten, ein Mann in seinem besten Alter, der sein Leben im Griff hatte, und dann kam Niels in einem Paar zerschlissener Jeans, und was passierte? Plötzlich sagt er »Zigeuner-Hans« und hat sofort so viele Punkte gemacht, daß andere genausogut einpacken und nach Hause gehen konnten. Verkleidet als einfacher Handwerker, stapft er geradewegs in ihr Herz. Jedenfalls hatte er sofort irgend etwas in Marianne zum Klingen gebracht, wovon der Spundpfropfen keinerlei Ahnung hatte.
    Und als die beiden Turteltauben sich quer über den Tisch unterhielten, ohne ihn auch nur eines einzigen Blickes zu würdigen, hatte der Spundpfropfen das Gefühl, als würde sie ein bißchen über ihn herziehen. Er war ihren rauhen Ton durchaus gewohnt, aber dennoch. Außerdem fing sie an, mehr in sein Glas zu gießen, es sah aus, als würde sie ihn zu einem pubertären Saufwettbewerb herausfordern: Entweder auf ex, oder du bist ein Muttersöhnchen und kriegst den Rest in die Haare … Der Champagner kostete zweitausend! Was für eine Vandalin! Aber er war nicht kleinlich, und so dauerte es nicht lange, bis er, ein Mann, der sein Leben im Griff hatte, immer betrunkener wurde. Schließlich stieß er sein Glas um, als er aufstehen und zur Toilette gehen wollte, und da beschlossen die beiden Turteltauben, ihn mit einem Taxi nach Hause zu schicken.
    »Ich kann doch noch selbst fahren«, lallte der Spundpfropfen.
    »Kommt gar nicht in Frage«, erklärte Marianne und fischte die Autoschlüssel aus seiner Hosentasche.
    Er bekam von seiner Bergsteigerin einen Kuß auf die Wange und von seinem Partner, der ungewöhnlich gute Laune hatte, einen Schlag auf die Schulter: »Denk nicht an die Rechnung. Das mach ich schon …«
    Was ist hier bloß los? dachte der Spundpfropfen. Hat sie mich mit Absicht unter den Tisch getrunken? Was machen die jetzt? Ist Niels nicht ein verheirateter Mann, Vater von zwei Kindern, einem pickligen Bengel und einem hübschen jungen Mädchen, das mir schon immer ziemlich gut gefallen hat. Untreue? Das sah ihm gar nicht ähnlich.
    Da saßen sie nun. Des Spundpfropfens hatten sie sich entledigt. Ich kann dich nicht mehr ertragen , waren Mariannes letzte Worte an die große Liebe ihrer Jugend gewesen. Deine Nummer mit dem Teddy war wahrscheinlich der reinste Schwindel , hatte Niels als letzte Worte zurückgeschrieben, doch nun schien es, als hätte sich das lang zurückliegende Zerwürfnis in Begeisterung verwandelt. Sie blieben noch eine Stunde in dem Restaurant sitzen. Laut lachend rezitierten sie abwechselnd schwachsinnige Sätze aus ihrem Briefwechsel. Die Rückkehr in die Vergangenheit weckte die Erinnerung an all die Dinge, die sie unternommen hatten: Fahrradakrobatik, Ringkämpfe am Fensterbrett, gewagte Vorstellungen mit Zigeuner-Hans als Gaststar. Doch jedesmal, wenn eine Geschichte zu Ende war, kamen sie zurück auf eine Fahrradfahrt mit einer Binde vor den Augen, und ihr erstes großes gemeinsames

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