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Hundsleben

Hundsleben

Titel: Hundsleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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– hatten bereits um acht bei
Melanie ein Protokoll gemacht. Das war also so weit vom Tisch.
    Gerhard sprach kurz mit Melanie und setzte sich dann
zu Evi und Reiber. Er gab sich neutral-professionell-freundlich. Reiber auch.
Evi servierte Kaffee und Tee. Alles wie immer, alles auf Anfang. Und doch waren
sie alle sehr angespannt. Was, wenn die Anwältin allein kam? Und überhaupt, was
brachte das alles? Denn Gerhard hatte heute in der Frühe beim Staatsanwalt
vorgefühlt, und der hatte ihm klipp und klar gesagt, dass eine Präsenz am
Tatort und ein Motiv für einen Haftbefehl nicht ausreichen würden. »Kriegen Sie
ein Geständnis, Weinzirl!«
    Es war kurz nach zehn, als Melanie Sandra Angerer
ankündigte. Sandra Angerer hatte die Nacht sichtlich nicht gutgetan. Sie
schlief sicher sonst auch nicht viel, aber nun sah sie aus, als hätte sie
wochenlang nicht mehr geschlafen. Sie hatte eine spitznasige Anwältin an ihrer
Seite.
    »Wollen Sie, Reiber?«, fragte Gerhard. »Gehen wir
beide rein?«
    »Nein, nein. Das ist Ihr Herrschaftsgebiet. Ich schau
mir das von draußen an.«
    Sie saßen kaum, als Gerhard wie eine Gewehrsalve
losknatterte. »Sie waren in Berlin! Am Tag, an dem Frau Leanora Pia Pfaffenbichler
ermordet wurde!« Gerhard warf die Bilder auf den Tisch. »Die stammen aus der
Überwachungskamera, mit Datum und Uhrzeit. Möchten Sie mir das mal erklären?«
    Sandra Angerer schwieg.
    Gerhard wandte sich an die Anwältin. »Ich nehme an,
dass Sie Ihrer Mandantin nahegelegt haben, auszusagen. Je länger sie schweigt,
desto schlechter sieht das aus. Sie hat ausgesagt, dass sie im Haus der Frau
Pfaffenbichler war, dass sie nach dem vermeintlich echten Testament gesucht
hat. Sie hat dementiert, mit diesen armen Hunden etwas zu tun gehabt zu haben.
Sie hat zu Protokoll gegeben, dass sie Frau Pfaffenbichler am Tag ihrer Abreise
zuletzt gesehen hat. Und nun war sie in Berlin, genau dort, wo Frau
Pfaffenbichler ermordet wurde. Was sollen wir da wohl denken? Dass Ihre Mandantin
eine Doppelgängerin hat? Dass sie sich hat klonen lassen?«
    »Herr Weinzirl, lassen Sie Ihre Sparwitze. Bleiben Sie
beim Sachlichen«, wies die Anwältin ihn zurecht.
    Gerhard wandte sich an Frau Angerer. »Sie haben uns
verschwiegen, dass Ihr Kind immer vormittags in einer betreuten Einrichtung
ist. Es besteht die Möglichkeit, die Kinder dort auch mal länger zu lassen. Sie
haben das Kind am Mittwoch abgegeben und das Personal dort gebeten, die Kleine
bis Freitag dazubehalten, weil Sie einen wichtigen Termin in der Klinik in
Garmisch hätten. Weil Ihr Mann ja leider auf Reisen war. Sie hätten da
angeblich mittwochs einrücken müssen und wären freitags in der Frühe entlassen
worden. Meine Mitarbeiter haben das überprüft. Sie waren nicht in Garmisch. Sie
waren in Berlin. Ich habe kein gestochen scharfes Foto, aber eins, auf dem Sie
sehr gut zu sehen sind! Also?«
    Sandra Angerer sah die Anwältin an, diese nickte. »Ja,
ich war in Berlin.«
    »Na prächtig, wunderbar! Und was haben Sie da gemacht?
Christmas-Shopping? Reichstagsbesichtigung? Vorweihnacht auf der Museumsinsel?
Frau Angerer!«
    »Herr Weinzirl!«
    Diese Anwältin hatte eine ziemlich nervige Stimme,
fand Gerhard. Er betrachtete Sandra Angerer. Sie hatte ihre weißen Hände
ineinander verschlungen. Die Knöchel traten hervor.
    Sie seufzte. »Ich wusste von dieser Veranstaltung. Ich
wusste, dass der Abgeordnete da sein würde und viele einflussreiche Leute. Ich
wollte die Veranstaltung sprengen, wollte sie vor allen Leuten zur Rede
stellen, hatte gehofft, dass das etwas in Gang bringt. Eine Diskussion,
vielleicht Sympathien für mich. Ich wollte dem Bundestagsabgeordneten in die
Augen sehen. Soll er doch mal was tun für die Menschen in seinem Wahlkreis.
Letztlich wollte ich, dass da Druck entstehen würde, dass sie später einlenken
würde.«
    »Aber stattdessen haben Sie Frau Pfaffenbichler auf
dem Klo erschlagen! Im Affekt von mir aus! Vielleicht kommen Sie mit Totschlag
da raus, vielleicht! Wenn Sie jetzt endlich mal die Wahrheit sagen.«
    Es war der 24. Dezember. Heute in der Frühe hatte ihn
schon wieder Wham! gequält. Er war mehrfach in der Nacht aufgewacht und hatte
Jo gesehen. Und Reiber – und das hatte ihm noch mehr vom Schlaf geraubt. Er war
sauer.
    »Das ist die Wahrheit. Ich bin gar nicht bis in den
Trakt gelangt, in dem die Vernissage war. Ich wurde von der Security
aufgehalten. Ich stand dann vor dem Gebäude rum und wusste, dass es vorbei war.
Das war meine

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