Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hundsleben

Hundsleben

Titel: Hundsleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
Vom Netzwerk:
schon, aber die Logistik eines solchen Hofes ist
gewaltig, die Kosten auch: Fünfzehntausend Euro sind das im Monat für Miete,
Müll, Energie, Personal, Tierärzte, Auto, Flüge und Reisen, Versicherungen,
Reparaturen und so weiter«, sagte Melanie.
    »Melanie, Sie meinen also, dass da rund siebentausend
Euro im Monat fehlen?«
    »Ja, so sieht es auf dem Papier zumindest aus.«
    »Aber der Verein bekommt doch sicher auch Bargeld,
wahrscheinlich auch Futterspenden und solches Zeugs«, warf Evi ein.
    »Fragt sich nur, ob da jeden Monat siebentausend Euro
zusammenkommen. Das ist ganz schön viel Holz!«, beharrte Melanie.
    »Melanie hat recht. Lässt sich denn sagen, ob Frau
Pfaffenbichler ihre Rechnungen immer bezahlt hat?«, fragte Gerhard.
    »Ja, das ist eben das Interessante. Ihre Buchhaltung
weist keine Unregelmäßigkeiten auf. Alle kommunalen Kosten werden abgebucht,
Moritz’ Gehalt und das von Sandra Angerer. Frau Eisele erhält auch eine
Aufwandsentschädigung, die man den Auszügen entnehmen kann. Ich hab mal ein
bisschen rumtelefoniert: Eicher hat für seine Jobs und für Futter immer Bargeld
erhalten; ein Münchner Tierarzt sagt, er wäre auch immer bar bezahlt worden,
manchmal zwar mit Verzögerung, aber die hätte sich in Grenzen gehalten.
Handwerker hat sie ebenfalls bar bezahlt. Das leuchtet mir ja noch ein, aber
obwohl die da ein topmodernes Computerterminal hat und eine wirklich gute
Homepage, hat sie ihre Flugtickets bar bei einem kleinen Reisebüro in Lechbruck
gekauft. Nix mit Onlinebuchen oder Expedia. Das ist doch komisch, oder?«
    Gerhard und Evi tauschten Blicke, bis Evi vorsichtig
sagte: »Es sieht also so aus, dass sie ganz normal gewirtschaftet hat, völlig
unauffällig im Prinzip.«
    »Ja, aber ihre Ausgaben übersteigen die Einnahmen bei
Weitem, und Sonderausgaben bezahlt sie cash. Auf den Tisch des Hauses. Nur,
woher stammt dieses Geld?«, fragte Melanie.
    »Na, eben aus Barspenden. Wie ich gesagt habe«, meinte
Evi.
    »Jeden Monat siebentausend Euro?«, fragte Gerhard.
    »Da wird schon immer mal die eine oder andere alte
Dame ihren Sparstrumpf plündern. Und in solchen Socken sind gerne mal
zwanzigtausend Euro und mehr drin«, meinte Evi. »Und dann sind da immer diese
Prominentengalas, da wird doch auch gespendet wie verrückt.«
    »So verrückt auch wieder nicht. Eicher hat bei der
letzten Gala Bier ausgeschenkt, das Buffet betreut und den ganzen Tag über die
Kasse unter sich gehabt. Abzüglich der Kosten sind da viertausend Euro hängen
geblieben. Die hochgelobte gottlöberische Britt hat gerade mal fünfzig Euro
lockergemacht«, sagte Melanie.
    »Okay, fassen wir mal zusammen. Selbst wenn die
mehrmals im Jahr solche Galas macht und selbst wenn da einige Sparstrümpfe
entleert werden, Monat für Monat wird das elend knapp. Frau Pfaffenbichler muss
irgendwoher Geld haben. Geheime Konten in der Schweiz, in Liechtenstein, in Luxemburg?
Wenn das so ist, wird es schwer werden, das zu beweisen. Trotz der
Liechtenstein-Affäre und des Ruhmesblatts des deutschen Staates, seine Bürger
zu bespitzeln.« Gerhard grinste.
    »Wenn sie keine weiteren semilegalen Geldquellen hat,
dann macht sie was Kriminelles. Prostitution, Drogenhandel, Schleusereien – ja
genau: Sie schleust Menschen von Schwaben nach Oberbayern. Sie hat eine geheime
Pontonbrücke über den Lech.« Evi sah Gerhard herausfordernd an.
    »Du nimmst mich nicht ernst, Evilein. Vielleicht geht
es auch subtiler. Vielleicht erpresst sie jemanden. Vielleicht kooperiert sie
mit einer Pharmafirma und führt illegale Tierversuche durch.«
    »Super, Weinzirl, das klingt wie aus einem B-Movie.
Oder eher C. Vielleicht würde darin sogar Britt Göttlöber noch ‘ne Rolle
kriegen«, maulte Evi.
    Gerhard zwinkerte Melanie zu. »Die Kollegin versteht
uns nicht. Gute Arbeit, Melanie. Bleiben Sie dran, ich denke, Sie haben völlig
recht mit Ihrer Einschätzung. Da ist was faul im Staate Sternthaler. Wühlen Sie
in der Vergangenheit der Dame.«
    »Ja, ich wühle weiter und habe gewühlt, und was mir
auch aufgefallen ist: dass da ständig Gelder aus den Niederlanden überwiesen
werden, verbucht als Spende, und es geht auch wieder Geld von Deutschland in
die Niederlande. Von ›Gut Sternthaler‹ zu ›Sternenhunde‹ – das ist völlig
undurchschaubar. Und umgekehrt fließt auch Geld, das ist alles sehr seltsam.«
    Evi horchte auf. »Hat uns da nicht Reiber schon mal
was erzählt?«, fragte sie.
    »Ja, dass er einst in grauer Vorzeit seines

Weitere Kostenlose Bücher