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Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Titel: Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Nuss abhaken würde. Diesen Triumph gönnte er ihr nicht, deshalb gab er ihr noch einen Satz mit auf den Weg: «Wissen Sie, Sergente, in unserem Beruf sollte man gewisse Grenzen einhalten. Das erleichtert die Arbeit und sichert allen Beteiligten eine größere Unabhängigkeit. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit bei uns in Siena. Der Abend war mir ein Vergnügen. Buona notte.»
    Sie drehte sich einfach um und ging. Offenbar hatte sie verstanden.
    Langsam fuhr Guerrini weiter, kurvte noch eine Weile durch die Gassen, dachte über sich, die Beine der Signora Primavera und über Laura nach. Jetzt, am Ende dieses Abends, fühlte er sich missgelaunt und unzufrieden mit sich selbst. Er beschloss, Laura anzurufen, noch in dieser Nacht.

TROTZ IHRER ÜBELKEIT blieb Laura im Präsidium und versuchte zu arbeiten. Das BKA meldete, dass eine rechtsradikale Gruppe namens «Schwabinger Sturm», die sich SS abkürzte, bereits seit längerer Zeit in gewissen Abständen observiert werde. Anführer sei ein gewisser Michael Geuther, neunundzwanzig Jahre, ehemaliger Bundeswehrangehöriger, jetzt Versicherungsvertreter, ein begabter Hassprediger. Die Gruppe sei schon mehrmals wegen fremdenfeindlicher Übergriffe aufgefallen.
    SS, dachte Laura, «Schwabinger Sturm». Wie lächerlich und gleichzeitig: wie deprimierend. Blutiger Kinderkram.
    Sie würde diesen Michael Geuther besuchen, aber erst, wenn es ihr wieder besserging. Für Leute dieser Art brauchte man Kraft. Es hatte auch keinen Sinn, in die Gerichtsmedizin zu gehen und dort zu recherchieren. Allein der Gedanke an das Krähengesicht von Dr.   Reiss löste bei Laura ganze Wellen von Übelkeit aus. Inzwischen hatte er die beiden armen Teufel vermutlich längst aufgeschnitten, den Zustand ihrer Innereien begutachtet, die Prellungen, Quetschungen, Brüche dokumentiert. Und das Ergebnis würde er ihr in allen Einzelheiten darlegen. Wieder rannte sie auf die Toilette. Erstaunlich, wie anstrengend es war, sich zu übergeben.
    Als sie sich endlich wieder halbwegs unter Kontrolle hatte, beschloss sie, nach Hause zu gehen und sich ins Bett zu legen. Kommissar Baumann hatte ganz recht, jedenfalls wenn es ihm so ging wie ihr im Augenblick.
     
    Auf dem Weg nach Hause fiel ihr Ralf ein. Sie versuchte, ihre Schwäche und die unerträgliche Hitze zu vergessen, lenkte den Dienstwagen Richtung Friedensengel und fuhr einfach in den Park, hinunter auf den Fußweg und hinein in die Unterführung. Ralfs Anhänger war noch da, er hing ein bisschen schräg an der Tunnelwand. Laura öffnete die Seitenfenster und ließ den Wagen ausrollen. Es roch nicht gut, weder drinnen noch draußen. Sie hatte vergessen, ihr Fahrzeug einzutauschen gegen eins, das weniger stank. Von Ralf war nichts zu sehen. Zwei dicke Ketten verschlossen den Anhänger. Er war also da gewesen und hatte seinen Besitz gesichert.
    Im Schritttempo fuhr sie weiter, suchte die sandigen Fußwege an der Isar und im Park ab und schaute zum Flussufer hinunter. Nirgendwo entdeckte sie Ralfs Federhut oder sonst eine Spur von ihm. Unter den hohen Buchen oberhalb der Königswiese in Bogenhausen hielt sie wieder und rief Karl-Otto Mayer an. Sie trommelte ungeduldig auf das Lenkrad, bis er sich meldete.
    «Wie geht es Ihnen?»
    «Fragil, aber es geht.»
    «War der Arzt da?»
    «Ja.»
    «Und?»
    «Fragil.»
    «Hat er das gesagt?»
    «Ja.»
    «Haben Sie jemanden, der nach Ihnen schaut?»
    «Der Arzt kommt morgen früh wieder.»
    «Machen Sie sich keine Sorgen um Lea Maron.»
    «Ein bisschen schon noch. Aber weniger. Es war gut, dass wir miteinander geredet haben.»
    «Sehr gut.»
    «Ja dann, danke für die Nachfrage, Frau Kommissarin.»
    «Schlafen Sie gut, und danke für Ihren Mut.»
    Laura blieb still sitzen. Die Übelkeit war nicht mehr ganz so schlimm, hielt sich eher im Hintergrund, da war nur dieses Gefühl, als wäre sie gelähmt. Sie war plötzlich sicher, dass sie nicht weiterfahren würde. Dass sie außerdem nichts tun konnte und nichts tun wollte.
     
    Ralf saß auf einer der hinteren Bänke in der Lukaskirche und schaute sich um. Seit mindestens einer Stunde saß er da und schaute. Weil er die Kirche nur von außen kannte, sich noch nie hineingetraut hatte. Düster war es hier drinnen, düster und riesig. All das dunkle Holz. Außer ihm war nur noch eine alte Frau da. Sie saß ganz vorn in einer Bank. Er selbst blieb lieber nahe am Ausgang. Das machte er grundsätzlich so. Immer nahe am Ausgang.
    Ziemlich warm war es auch hier drinnen, aber

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