Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)

HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)

Titel: HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vito von Eichborn , Uwe Knop
Vom Netzwerk:
also ein doppelt geförderter Hungerhormonspiegel drohen. Das zweifach mit NPY geflutete Blut erzeugt dann vielleicht nicht nur doppelten Hunger, sondern macht leider auch doppelt dick („Sport macht fett!“ ist sicher als dazugehörige Schlagzeile der Boulevardblätter denkbar).
    Der Gedanke scheint gar nicht so abwegig, denn neben NPY wird gemäß texanischen Forschungen auch das zweite wichtige Hungerhormon „Ghrelin“ bei chronischem Stress verstärkt ausgeschüttet, was den „Nebeneffekt des vermehrten Essens und zunehmenden Gewichts mit sich bringt“ (zu Ghrelin siehe auch Kapitel 4: „Echtes Essen“). Wo wir gerade beim Stress sind: Laut Temple University in Philadelphia haben die Fettzellen fettleibiger Menschen selbst „großen Stress“, der sich im Stoffwechsel nachweisen lässt. Dieser fetteigene Stress verstärkt über die Bildung spezieller Eiweißmoleküle die Insulinresistenz, die ihrerseits wieder die Fettleibigkeit fördert. Generell sind Forscher inzwischen der Meinung, dass Fettzellen nicht nur Energiespeicher sind, sondern wie „aktive Organe“ zahlreiche Botenstoffe abgeben und damit unseren Stoffwechsel maßgeblich beeinflussen. So hat Ende 2010 die Universität Maastricht mehr als 20 Hormone, 80 Proteine und andere, bisher unbekannte Substanzen entdeckt, die vom Körperfett ins Blut abgegeben werden. Wie genau diese Stoffe in unserem Körper zusammen wirken, das ist im Gegensatz zum oben aufgeführten „Selbsterhaltungstrieb der Fettzellen“ jedoch noch weitgehend unklar.

»Ich habe mich mit Adipositas angesteckt!«
    Neben den gewichtsfördernden „inneren Werten“ erhalten Fettleibige zur Fetterhaltung auch unmenschliche Unterstützung: Im Darm von Übergewichtigen leben nach Erkenntnissen der Mayo Clinic in Phoenix und der Washington School of Medicine mehr „Dickmacherbakterien“. Diese Darmkeime „helfen“ den fülligeren Menschen, die Nahrung besonders effektiv zu verwerten (im Vergleich zu Schlanken, deren Darmmikroben schlechte Futterverwerter seien). Übergewichtige Mäuse mit diesen Dickmacherbakterien haben darüber hinaus einen höherenAnteil an Genen, die für eine bessere Verwertung schwer verdaulicher Nahrung sorgen. Dadurch nimmt der Körper mehr Energie auf, die als Fettpolster enden kann. Im April 2011 ergab eine EU-finanzierte Studie, dass die menschliche Darmflora in drei Gruppen („Ökosysteme“) eingeteilt werden kann. Und je nach Spezies der etwa 100 Trillionen Bakterien pro Gruppe könne dies auch Einfluss auf unser Gewicht haben; Stichwort „gute & schlechte Futterverwerter“, wozu diese Mikroorganismen wohlmöglich einen wesentlichen Beitrag leisten: Manche Menschen haben vielleicht eine Keimpopulation, die unsere Nahrung sehr gut verdauen hilft und damit mehr Nährstoffe bereit stellt, vermuten die Forscher des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie in Heidelberg.
    Nicht zuletzt fanden andere amerikanische Wissenschaftler heraus, dass Übergewichtige überdurchschnittlich häufig mit einem übertragbaren Schnupfenvirus infiziert sind, der Fettzellen reifen lässt . Anfang 2009 ergaben weitere Studien, dass 33 Prozent der übergewichtigen Erwachsenen in ihrer Vergangenheit mit diesem Krankheitserreger infiziert waren. Der sogenannte „Adenovirus 36“ aktiviert demnach im Fettgewebe des Körpers ruhende Stammzellen, sodass diese sich in Fettzellen umwandeln, die gefüllt werden wollen. Auch etwa ein Drittel übergewichtiger Kinder, die in Südkorea untersucht wurden, trugen den Virus im Körper. Ende 2010 gab die University of California bekannt, dass der Virus die Fettleibigkeit bei Kindern fördern kann: 80 Prozent der infizierten Studienkinder hatten zu viele Pfunde auf den Rippen. Für den Studienleiter ergibt sich damit die Erkenntnis, dass diese Virusinfektion ein Faktor bei der Entstehung von Übergewicht sein kann. Bezeichnenderweise lautet die Abkürzung des Virus „AD 36“ – Ade Konfektionsgröße 36? Ist Dicksein vielleicht sogar ansteckend? Einen abschließenden Beweis dafür gibt es – natürlich nicht.
    Damit genug der Ausflüge in die moderne Wissenschaft, die zeigen, wie stark das eigene (Über-)Gewicht von den Genen und der Natur gelenkt wird und sich selbst erhält. Gelenkt wohlgemerkt, nicht bestimmt – erinnern Sie sich kurz an die genetische Zwickmühle und das „Rein-Raus-Prinzip“: Essen ist immer noch ein bewusster Prozess, der komplett dem Willen unterworfen werden kann (aber das sollten wir aus

Weitere Kostenlose Bücher