Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hunter 05 - Späte Vergeltung

Hunter 05 - Späte Vergeltung

Titel: Hunter 05 - Späte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
Vom Netzwerk:
nehmen?«
    Clints Stimme war über dem Rauschen in Zachs Ohren kaum auszumachen. Immer mehr schränkte sich sein Sichtfeld ein, bis alles um ihn herum schwarz wurde. Er wollte etwas sagen, stellte aber fest, dass er auch über seinen Mund die Kontrolle verloren hatte. Aber er konnte sich nicht fallen lassen, er musste für Chloe da sein.
    »Es ist alles in Ordnung, wir passen auf sie auf. Lass los.« Die tiefe Stimme dicht an seinem Ohr war das Letzte, was er hörte.

30
    Langsam wurde Chloes Verstand wach, wie aus großer Tiefe tauchte sie an die Oberfläche und nahm verschiedene Geräusche wahr, fremde Gerüche und eine vertraute Stimme. In ihrem benebelten Zustand konnte Chloe sie erst nicht zuordnen, aber sie wusste, es war jemand, der ihr viel bedeutete. Sein Tonfall klang erstickt vor unterdrückten Gefühlen, während er ihr sagte, wie sehr er sie liebe und sich wünsche, dass sie wieder aufwachen würde. Chloe wollte ihm antworten, dass sie wach sei, aber sie brachte keinen Ton über die Lippen. Sie schaffte es nicht einmal, irgendeinen Körperteil zu bewegen und ihm damit zu signalisieren, dass sie ihn hörte. Es war, als wäre sie in einer unsichtbaren Blase gefangen, aus der es kein Entkommen gab. Egal, wie sehr sie es auch versuchte und mit ihren Fäusten gegen die Scheibe zwischen sich und der Welt trommelte.
    Erschöpft gab sie ihre Bemühungen auf und beschränkte sich darauf, nur zuzuhören. Sie mochte es, wie er mit ihr redete, als könnte sie ihn hören. Wie seine Hände sich um ihre Finger schlossen und er immer wieder mit den Lippen über ihre Haut strich, so, als könnte er es nicht ertragen, sie nicht zu berühren. Tränen quollen unter ihren geschlossenen Augenlidern hervor. Gott, sie wünschte sich, mit ihm sprechen zu können, ihm sagen zu können, dass alles gut werden würde. Die Verzweiflung, die von ihm ausging, tat ihr weh, doch sie konnte nichts dagegen tun. Sie war hilflos, in ihrer Blase gefangen.
    Als sie das nächste Mal aufwachte, spürte sie eine andere Präsenz im Raum. Wieder ein Mann, doch diesmal war die Stimme tiefer, befehlsgewohnter. Er sagte ihr, dass sie endlich aufwachen solle, wenn sie nicht wolle, dass er Zach zur Verantwortung zöge. Trotz seiner harschen Worte konnte sie auch bei ihm deutlich seine Liebe und die Angst um sie spüren. Was zum Teufel war eigentlich passiert, dass sie mit ihr redeten, als stünde sie kurz vor dem Tod? Sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern. Aber immerhin wusste sie jetzt, wie der Mann hieß, der sich so liebevoll um sie kümmerte.
Zach
. Der Name brachte etwas in ihr zum Klingen, und sie erkannte, dass er der Grund war, warum sie sich so an das Leben klammerte.
    Ein Bild erschien vor ihren Augen, von einem schlanken, hochgewachsenen Mann, die rotbraunen Haare zerzaust, die dunkelbraunen Augen liebevoll auf sie gerichtet. Sie konnte nicht zulassen, dass er litt, nur weil sie nicht in der Lage war, den Leuten klarzumachen, dass sie wach war und alles um sich herum wahrnahm. Noch einmal erklang die tiefe Stimme und erinnerte sie daran, dass ihre gesamte Familie hier einfallen würde, wenn sie nicht endlich aufwachte. Chloe wusste nicht, warum er das für eine Drohung hielt, sie stellte es sich schön vor, ihre Familie wiederzusehen. Wer auch immer dazugehörte.
    Es erschreckte sie, dass sie sich an so wenig erinnern konnte. Nur an Gefühle, nicht daran, wer die Leute waren, die sie in regelmäßigen Abständen besuchten. Einmal war eine Frau da, deren Stimme ihr eine Gänsehaut versetzte. Am liebsten hätte Chloe sie weggeschickt, doch sie brachte die Wörter nicht heraus. Und es half auch nicht gerade, dass diese blöde Kuh ihr erzählte, sie habe all ihre Fälle übernommen, und sie brauche sich keine Sorgen zu machen. Warum sie so eine heftige Abneigung verspürte, konnte Chloe gar nicht sagen, aber sie wusste, dass es ihr in dem Fall nicht leidtat, dass sie den Namen der Person vergessen hatte.
    Zach schien genau zu wissen, wie sie sich fühlte, er begann damit, ihr zu erklären, wer sie alles besucht hatte und wie die Leute zu ihr standen. Und immer wenn er einen Namen nannte, gewann sie ein Stück des Puzzles zurück, aus dem ihr Leben im Moment bestand. Mit der Zeit konnte sie sich an mehr erinnern, an Gesichter, Bruchstücke von Unterhaltungen, ihre Gefühle für die jeweiligen Personen. Nur Zach blieb weiterhin im Dunkeln. Warum redete er nie über sich? Sie wollte mehr über ihn wissen und was er ihr bedeutete.

Weitere Kostenlose Bücher