Hure in Gold ROTE LATERNE Band 12 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
niederzukämpfen und sich zusammenzunehmen. Manchmal fürchtete sich Carmen vor sich selbst. In ihr war etwas, das man als unberechenbares Tier bezeichnen konnte und von dem man nie wusste, wann es hervortreten und seine Befriedigung verlangen würde.
Am späten Nachmittag, wenn Ricardo vom Meer zurückkehrte, stand Carmen am Hafen. Wie in alten Tagen lief sie wieder barfuß und trug einen weitschwingenden roten Rock und eine Bluse mit weiten Ärmeln. Das Haar war wieder lang und lockig nachgewachsen. Wie dunkle Schatten lagen die Zeit in Paris und jene in San Francisco hinter Carmen.
Alle Tage sank sie jubelnd in Ricardos Arme, genoss den Duft nach Meer, Sonne und Teer, den seine Haut verströmte, um dann am Abend endlich in seine Arme zu sinken und vom ewigen Glück zu träumen.
Als Carmen wieder einmal am Kai stand und auf Ricardo wartete, sah sie einen Mann, in elegantem weißem Anzug und Hut. Er hatte glutvolle dunkle Augen und saß an einem der kleinen Tische des Cafés, das dem Hafenkai gegenüberlag. Carmen kannte die Blicke der Männer. Sie ahnte, dass dieser Mann sie begehrte ...
Nur nicht hinsehen, dachte sie. Sieh nicht hin, Carmen!
Instinktiv fühlte sie Gefahr. Der Mann sah sehr gut aus, und er schien Geld zu haben. Geld - da war dieser alte Magnet wieder. Da war wieder dieses bohrende Nagen der Gier in Carmen Gonzales.
Als sie an diesem Tag in Ricardos Arme sank, schien es ein wenig anders zu sein. Ihre Küsse waren nicht mehr so voller Leidenschaft wie noch gestern.
Ricardo, der sehr empfindsam war, schien dies sofort zu spüren. »Carmen?«, fragte er sie, wobei seine Stimme von einem leisen Misstrauen durchhaucht war. »Carmen hast du etwas? Ist etwas mit dir?«,
»Aber nein!«, rief sie verwirrt und strich sich das Haar aus der Stirn. »Es ist nichts mit mir. Was soll sein, Ricardo? Ich bin nur ein bisschen müde, denn ich war heute in der Stadt auf dem Markt, und die Geschäfte sind nicht besonders gut gegangen. Das strengt an, weißt du?«
»Gehen wir noch baden?«, fragte er.
»O ja, gern!«, rief sie begeistert aus, weil sie hoffte, dadurch den Fremden drüben im Café vergessen zu können.
Doch mussten sie an ihm vorüber. Er betrachtete Carmen. Seine Blicke trafen sie wie ein Blitz. Und dieser Blitz war es, der das alte Tier in ihr weckte. Grollend begann es sich aus seinem Schlummer zu erheben, bohrte und wühlte in der schönen Mexikanerin. Carmen wurde von einer ungeheuren Unruhe erfasst.
Auch das Bad im kühlen Pazifik vermochte Carmen nicht zu besänftigen. Und als sie Ricardo später im Sand unter den Palmen liebte, gab ihr das kein Gefühl der Zufriedenheit mehr. Sie wirkte gereizt.
»Also, Carmen, was ist eigentlich mit dir los?«, fragte Ricardo. »Du bist heute so anders. Du kommst mir fremd vor.«
»Das bildest du dir nur ein«, antwortete sie fast ein wenig schroff. Sie richtete sich auf, zog die. Knie an die nackte Brust und schlang ihre Arme darum. Dann legte sie den Kopf schräg und blickte sinnend hinaus auf das Meer.
»Carmen?«, fragte Ricardo, wobei seine Stimme beinah ängstlich klang. »Carmen, hast du vielleicht Sehnsucht nach dem alten Leben?« Er streichelte den Flaum an ihrem Oberarm.
»Unsinn!«, stieß sie hervor. »Lass mich mit solchen Rederei zufrieden, Ricardo! Man kann nicht alle Tage gut gelaunt sein. Das musst du verstehen. Jetzt möchte ich nach Hause.«
»Bueno«, sagte er leise, »ganz wie du willst, Carmen.«
Er zog seine Badehose an, während sie Rock und Bluse überstreifte. Als sie aufstand und sich umwandte, sah sie oben auf dem Hügel zwischen den Pinien diesen Mann im weißen Anzug stehen. Wie ein feuriger Strahlenkranz umrahmte die Sonne ihn. Abrupt wandte sie sich ab, so dass Ricardo es wahrnahm. Sein Blick ging ebenfalls zum Hügel hinauf.
»Wer ist das, Carmen?«, wollte er mit eifersüchtigem Unterton wissen. »Ist das vielleicht einer deiner Liebhaber?«
»Komm mir nicht so!«, stieß sie hervor. »Ich wusste, dass du mir misstraust! Du wirst mir immer misstrauen!«
»Nein, das werde ich nicht. Aber was will dieser Kerl hier? Weshalb starrte er dich so an?«
»Geh doch hin und frag ihn!«, reizte Carmen ihn. Dann schüttelte sie ihr Handtuch aus, warf es über den Rücken und ging davon. Er folgte ihr, hielt sie am Arm fest. Doch sie riss sich los.
»Lass mich in Ruhe!«, fauchte sie ihn an. »Ich mag es nicht, wenn man mir hinterherrennt! Du weißt, dass ich es nicht mag!«
»Aber ich liebe dich, Carmen, und ich
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