Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Bell
Vom Netzwerk:
wenn sie ihren Plan besprachen, heute abend sieben Uhr.

Heute abend, sieben Uhr
     
    Bully
habe ich an diesem Nachmittag nicht wieder gesehen. Frau Lucas, Eddie und Jo
fanden sich nach und nach auf der Terrasse ein, dort spielten sie zu dritt ein
Kartenspiel. Sie lachten dabei, Jo grölte fast vor Vergnügen und Eddie zeichnete
sich dadurch aus, daß er seine Karten krachend auf die Platte schmetterte.
    Anja war im Haus beschäftigt, und
ich hatte mich auf dem Rasen müdegelaufen. Jetzt lag ich faul im Schatten unter
einem Gartenstuhl und dachte friedlich und ruhig vor mich hin.
    So wahr ich Schuftel heiße, von mir
schaute bestimmt nicht mehr als die Nasenspitze unter dem Stuhl hervor,
trotzdem fing dieser Schurke Bully mit mir wieder einen Streit an.
    Er brauchte gar nicht näher zu
kommen, ich roch auch auf die Entfernung sofort, daß er getrunken hatte. Viel
stärker noch als der Geruch aus den Weinflaschen, der uns an unserem
Antrittsmorgen empfangen hatte, schlug mir sein Dunst entgegen.
    »Da ist ja der Köter schon wieder«,
beschwerte er sich, und zusammen mit seinen Worten stieß er eine Alkoholfahne
gegen mich, die mich fast umgeworfen hätte, widerlich, einfach widerlich. Er
machte einen Riesenschritt auf mich zu, als wollte er mich verjagen. In diesem
Augenblick war meine Angst vor ihm verflogen. Ich richtete mich blitzschnell
auf und knurrte ihn drohend an. Ich zeigte ihm unerschrocken meine spitzen
Zähne und fuhr meinerseits auf ihn los.
    »Schaff das Vieh weg!« schrie er.
»Wenn ich ihn noch einmal erwische, drehe ich ihm den Hals um.«
    »Der Hund hat ganz recht, daß er
dich so anfährt, warum läßt du ihn nicht in Ruhe?« sagte Frau Lucas. »Platz!«
befahl sie mir streng, aber nur widerstrebend zog ich mich unter den Stuhl
zurück. Jetzt war ich einmal in Fahrt, am liebsten hätte ich ihn zerrissen wie
einen alten Handschuh, dieses Großmaul, denn der Kerl hatte in Wirklichkeit
Angst vor mir. Mir konnte er nichts vormachen. Da nützten ihm all seine
bösartigen Reden nichts. Er glaubte wohl, er könnte mich damit einschüchtern.
»Zeig ihm keine Angst.« Diesen guten Rat hatte ihm Frau Lucas schon am ersten
Tag gegeben und er hatte ihn jetzt getreulich befolgt. Woher sollte dieser
Dummkopf wissen, daß man einen Hund nicht mit Theaterspielen beschummeln kann,
weil er mit feiner Nase den Angstschweiß schon aus der Entfernung riecht. Nein,
daß ich mit diesem Kerl aber auch immer aneinandergeriet. In mir kochte es,
trotzdem sagte ich mir, daß es mit Rücksicht darauf, was ich heute noch zu
erledigen hatte, vielleicht besser war, wenn ich meine Figur vorsichtshalber
aus Bullys Reichweite brachte.
    In den Garten waren es nur ein paar
Schritte, und ich machte sie mit einer Geschwindigkeit, die einem Wiesel alle
Ehre gemacht hätte. Anja mußte, als sie Feierabend machen wollte, lange nach
mir suchen, denn ich benutzte die Zeit, mich auf dem großen Grundstück
genauestens umzusehen, man konnte ja nie wissen...
    Unser Sprechkästchen marschierte auf
demselben Weg wieder hinauf, auf dem es auch heruntergekommen war, eingewickelt
in Anjas Jacke. Als sie es oben auspackte, schüttelte sie stöhnend den Kopf.
    »Wenn ich nur wüßte, was das alles
zu bedeuten hat. Was mag das wohl sein, was sie morgen Vorhaben, was soll der
Schneidbrenner dabei und von welchem Plan reden sie? Es ist alles so verworren.
Wenn ich nur eine Ahnung hätte, wo ich sie packen kann. Weißt du’s vielleicht
mein Kleiner?«
    »Ja!« bellte ich, »ja, ja!« Ich
sprang an ihr hoch, wollte sie zur Tür locken, wollte sie becircen, daß sie
statt meiner in Bullys Zimmer eindringen und sich selbst den Plan holen sollte,
aber ich hätte mir die Mühe sparen können, denn sie kapierte nichts, nicht ein
Komma, sondern lobte nur völlig unnötig:
    »Ja, du bist ein kluger Schatz, ein
schlauer Hund bist du.«
    Wenn es schon mit einer
Verständigung zwischen Anja und mir nicht klappte, hätten wir uns jetzt
eigentlich in Ruhe Herrn Debrays Rede anhören können. Es konnte wichtig sein,
was er uns über Frau Lucas zu sagen hatte, aber ich hatte plötzlich keine Ruhe
mehr im Leib. Wenn ich die Aufgabe, das ominöse
    Papier herbeizuschaffen, schon ganz
allein erledigen mußte, dann sollte es auch so schnell wie möglich geschehen.
    Die erste Schwierigkeit bestand für
mich bereits darin, zu erraten, wann sieben Uhr war, der Zeitpunkt, an dem sich
die ganze Sippschaft im Eßzimmer oder im Wohnzimmer treffen wollte. Ganz sicher
war das genau

Weitere Kostenlose Bücher