Hurra wir kapitulieren!
einfallen, das die Amis, die Europäer und die Deutschen auf die Palme treibt. Er hingegen bleibt ganz ruhig und plant schon die nächste Provokation. So legt er die Themen fest und bestimmt das Tempo der Partie. Kurzum: Er agiert, alle anderen reagieren nur und werden von ihm vorgeführt.
Kurz vor den iranischen Präsidentschaftswahlen schrieb der Iran-Experte der »taz«, Bahman Nirumand, eine Analyse der Lage, die er mit den Worten begann: »Die Wahlen im Iran sind eine Farce. Das Volk darf zwar wählen, aber nur jene Kandidaten, die der von Ultrakonservativen besetzte >Wächterrat< zugelassen hat.« Die besten Chancen auf einen Sieg hätte Haschemi Rafsandschani, der zwar »korrupt ist und zahlreiche Hinrichtungen und Mordattentate gegen politische Widersacher zu verantworten hat«, dennoch von vielen als »das kleinere Übel« gesehen wird, weil die anderen Kandidaten noch schlimmer wären. »Es wird allgemein damit gerechnet, dass er, wenn nicht im ersten, dann im zweiten Wahlgang, den Sieg davontragen wird.«
Kurz nach den Wahlen kommentierte der Iran-Experte der »Süddeutschen«, Navid Kermani, das Ergebnis. Es sei »keineswegs überraschend«, dass Ahmadinedschad gewählt wurde, für die meisten Iraker »war das weniger eine Wahl zwischen Reformern und Konservativen, sondern zwischen arm und reich«. Vierzig Prozent der Iraner lebten unterhalb der Armutsgrenze, Rafsandschani dagegen wäre der »reichste Mann des Landes«. Kermani kritisierte auch die Haltung der Europäer gegenüber dem Iran. Sie hätten zugesehen, »wie die Konservativen ... das Ruder an sich gerissen, so gut wie alle Reformzeitungen geschlossen, die Studentenaufstände blutig niedergeschlagen, tausende Dissidenten verhaftet« hätten, und »nichts davon hat zu hörbarem Protest in Europas Außenministerien geführt oder die Europäer dazu bewegt, ihre eigene, auf Annäherung ausgerichtete Iranpolitik zu überdenken«.
Wenig später erklärte Bahman Nirumand in der »taz«, warum Europa im Iran »eine Chance vertan« hat. Statt vom Iran einen Verzicht auf die Urananreicherung zu verlangen, hätten die Europäer die Forderung der iranischen »Reformer« unterstützen sollen, »die gesamte Region zu einer atomwaffenfreien Zone zu erklären«; dies wäre eine »Alternative zum unnachgiebigen und kriegerischen Kurs Washingtons« gewesen.
Damit war der Kurs vorgegeben. Was immer die Iraner machten, schuld waren die Amis und die Europäer, weil sie den Amis nicht widersprachen. Nur die Iraner konnten nix dafür, denn, so Nirumand, ihr Recht, die »Atomtechnologie weiterzuentwickeln« steht »juristisch betrachtet außerhalb jeden Zweifels«.
Nachdem der amerikanische Präsident in einem Interview erklärt hatte, er wolle die Anwendung von Gewalt gegen den Iran nicht von vornherein ausschließen, bezeichnete Kanzler Schröder eine »militärische Option« zur Verhinderung einer iranischen Atombombe als »hochgradig gefährlich«. Außenminister Fischer sagte: »Eine militärische Option wird eine Eskalation auslösen, die ich nicht mehr für kontrollierbar halte.« Es war Wahlkampfund sowohl Fischer wie Schröder hofften, auf dem bewährten »No blood for oil«-Ticket wiedergewählt zu werden.
Nicht die iranische Atombombe war also das Problem, sondern die Frage, wie man sie verhindert. In Teheran musste diese Umkehr der Prioritäten eine große Heiterkeit ausgelöst haben, denn es dauerte nicht lange und der iranische Präsident warf den Europäern wieder einen Knochen zu, in den sie sich verbeißen sollten. Auf einer Konferenz in Teheran (»The World Without Zionism«) forderte der iranische Präsident unter Berufung auf Ajatollah Ruholla Chomeini die Auflösung des Judenstaates: »Wie der Imam sagte, muss Israel von der Landkarte getilgt werden.« Auch den Freunden Israels versprach er nichts Gutes: »Jeder, der Israel anerkennt, wird im Zornesfeuer der islamischen Nation verbrennen.«
Die Welt war schockiert und verurteilte die Völkermord-Fantasien des iranischen Präsidenten. Für die Bundesregierung erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes: »Sollten diese Äußerungen tatsächlich gefallen sein, sind sie völlig inakzeptabel und aufs Schärfte zu verurteilen.« Auch die »tagesschau« hatte subtile Zweifel, ob Ahmadinedschad es wirklich so gesagt hatte. Sie berichtete von »angeblichen Drohungen« des iranischen Präsidenten gegen Israel, nahm aber das »angeblich« nach nur drei Tagen aus dem Programm.
Immerhin: Die
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