Hurra wir kapitulieren!
Haschemi Rafsandschani schon 1988 gesagt, die Islamische Republik müsse sich »natürlich atomar bewaffnen«, und 2001 erklärt, was passieren würde, wenn sowohl der Iran wie Israel Atomwaffen einsetzen würden: »In Israel würde nichts übrig bleiben, während die moslemische Welt nur einen Schaden erleiden würde.« Die Juden sollten sich schon mal darauf einstellen, »wieder über die ganze Welt wandern zu müssen, wenn dieser Wurmfortsatz aus der Region und der moslemischen Welt entfernt worden ist«.
Wie klar, eindeutig und unmissverständlich muss einer seine Mordpläne verkünden, um von den Europäern ernst genommen zu werden?
»Der Westen verliert die Geduld mit dem Iran«, titelte die »Welt« auf Seite i Mitte Januar 2006 . Vier Tage später erfuhren die Leser, was für einen starken Eindruck die westliche Drohung im Iran hinterlassen haben muss: »Ahmadi-nedschad droht mit Ende des >Weltfriedens<«. Kurz vorher hatten iranische Fachleute die Siegel von Atomanlagen entfernt, in denen Uran angereichert werden kann. Dennoch schrieben die »taz« und die »Süddeutsche Zeitung« gleichlautend: »Israel droht Teheran mit Militärschlag«, während der »Tagesspiegel« sich nicht definitiv festlegen wollte: »Israel droht Teheran mit Gewalt«. Das war, nachdem der israelische Verteidigungsminister dem iranischen Präsidenten empfohlen hatte, einen Blick in die Geschichte zu werfen, um zu sehen, »was mit Tyrannen wie ihnen passiert, die versuchen, das jüdische Volk auszulöschen: Sie haben nur Zerstörung über ihr eigenes Volk gebracht«.
Das war eine klare Warnung, aber keine Drohung, und sie enthielt eine Botschaft, die auch Bahman Nirumand hätte verstehen können: Ihr habt es schon öfter versucht, versucht es lieber nicht noch einmal.
Nirumand fühlte aber auch diesmal den Sand unter dem Pflaster knistern und schrieb: »Die Drohkulisse gegen Iran hat dazu geführt, dass die Bevölkerung sich mehr und mehr mit den Forderungen der Regierung Ahmadinedschad solidarisiert, obwohl sie diese mehrheitlich ablehnt.« Zugleich sah man in den Zeitungen das Bild einer von Kopf bis Fuß schwarz gekleideten Iranerin, die ein Schild in den Händen hielt: »nuclear energy is our obvious right«. Sonst hatte Fatima keinen Wunsch, für dessen Erfüllung sie ihr Leben hinzugeben bereit war.
Der unerfahrene Amateurpolitiker Ahmadined-schad spielte mit den Polit-Profis der Welt Katz und Maus. Mal trieb er sie vor sich her, mal rannte er ihnen davon. Dachten die Westler noch über Sanktionen nach, war er schon einen Schritt weiter: »Die islamischen Staaten sollten ihr wirtschaftliches Potenzial nutzen, um den Feinden die Hände abzuhacken.« Worauf der deutsche Außenminister entschieden vor »einer Militarisierung des Denkens« warnte und empfahl, »die diplomatischen Lösungen nach Kräften (zu) nutzen und aus (zu) schöpfen«. Claudia Roth, die Geheimwaffe der Grünen, verlautbarte, es führe »kein Weg an Diplomatie vorbei, die iranische Zivilgesellschaft müsse weiter gestärkt werden, um den Mullahs den politischen Nährboden zu entziehen«. Wie dies - von Deutschland aus - geschehen sollte, wollte sie freilich nicht verraten. So wurde mit jeder Verlegenheitsphrase die Drohkulisse dem Iran gegenüber täglich größer und größer. Und Katajun Amirpur fragte in der »taz« nach: »Warum reagiert dann der Westen so panisch?« Ihre Antwort wies in die bekannte Richtung: »Vielleicht, weil man einen neuen Buhmann braucht? Mit Ahmadinedschad kann man jedenfalls eine Drohkulisse aufbauen - um dann umzusetzen, was man ohnehin schon längst vorhatte. Und man muss sagen: Niemand könnte den Israelis oder den Amerikanern derzeit einen besseren Vorwand liefern, den Iran anzugreifen, als dessen Präsident Ahmadinedschad selbst.«
Nur einen Lidschlag entfernt von der Vermutung, Ahmadinedschad sei ein bezahlter Agent der Israelis und/oder der Amerikaner, trat Katajun Amirpur auf die Notbremse.
Es reichte, dass der Gedanke im Raum schwebte wie der Duft von Kardamon in einem orientalischen Kaffeehaus.
Es war, als hätten alle einen Joint zu viel geraucht. Der britische Außenminister Straw, eben noch wegen der Äußerungen Ahmadinedschads zu Israel ganz außer sich, schlug einen versöhnlichen Ton an und warnte davor, den Iran zu demütigen. »Wir müssen ein Verhandlungsergebnis erzielen, das es beiden Seiten erlaubt, mit erhobenem Kopf und nicht erniedrigt aus den Gesprächen zu kommen.«
Zu diesem Zeitpunkt, Ende
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