Hutch 01 - Gottes Maschinen
Er drehte sich vom Fenster weg und drückte lässig auf den Knopf an seinem Empfänger. »Coldfield hier.«
Michael Surinas Gesicht erschien auf dem Schirm. »Hallo Alex. Wie geht es Ihnen?« Surina war der Projektleiter. Er hatte eine Angewohnheit daraus gemacht, einmal pro Tag hier oben anzurufen. Seine Sorge um den einsamen (und einzigen) Bewohner des Arrays erzeugte in Coldfield ein warmes, freundliches Gefühl.
»Gut«, erwiderte er.
»Keine Probleme?«
Natürlich nicht. Eine Kupplung mußte bei #17 ersetzt werden, und das Klo in einem der Badezimmer (er hatte drei) war dabei, seinen Geist aufzugeben. Aber nichts davon hätte er als »Problem« beschreiben wollen. »Negativ, Mike. Hier ist alles ruhig.«
»In Ordnung. Wir ändern das Programm, also seien Sie nicht überrascht, wenn die Anlage in Bewegung gerät.«
»Was haben Sie vor?«
»Wir wollen ein neues Objekt belauschen. Genauer gesagt, eine ganze Reihe von Objekten.«
»Wann?«
»Die Quasarbeobachtung wird in etwas mehr als sechs Stunden eingestellt. Genau um 1922 Zulu. Danach werden wir die gesamte Anlage umjustieren. Die Operation wird mehrere Tage in Anspruch nehmen.«
»Mehrere Tage! Muß ja ungeheuer kompliziert sein!«
»Spielt keine Rolle. Wir machen’s trotzdem.«
»Und was werden wir McHale und Abrams und den anderen erzählen? Sie haben achtzehn Monate auf ihre Meßzeit gewartet!«
»Wir kümmern uns darum. Sie werden sich nicht mit ihnen auseinandersetzen müssen.«
»Sie haben verdammt recht, das werde ich auch nicht.« Surina war noch ziemlich jung, und sein schneller Aufstieg hatte mit Sicherheit eine Menge Leute verärgert. Nun saß er hier, beobachtete Alex, und sein Gesichtsausdruck zeigte, daß er verstand, was Alex sagen wollte – aber er wußte ja schließlich selbst, wie die Bürokratie arbeitete. Es ist nicht unsere Sache, wenn es Spannungen gibt, sagten seine Augen. Natürlich, dies hier war ein offener Kanal, und er würde seine Bedenken nicht verbal äußern. »Das ist eine verdammt miese Art, eine Operation durchzuführen, Alex«, sagte Coldfield nach einer Pause.
Surina zuckte die Schultern. »Irgendwer in der Akademie zieht an den Fäden, und alte Schulden werden eingefordert.«
Natürlich. Surina konnte sagen, was er wollte – Abrams und die anderen würden ihn zur Hölle wünschen. »Welche Art von Zielen?«
»Kurzstrecke. Lokale Sterne. Sie werden eine Suche nach bestimmten Radiosignalen durchführen.«
Das war unüblich. Soweit er wußte, hatte das Tindle Array noch nie irgend etwas belauscht, das näher als der galaktische Kern lag. »Warum?« wollte er wissen. »Nach was suchen wir?«
»KGM.«
»Was?«
»KGM. Kleine grüne Männchen.«
Der Weltspiegel
Kommentar
Der europäische Commonwealth führt informelle Gespräche über einen Vorschlag, daß wir den Bewohnern der erdähnlichen Welt Inakademeri unsere Existenz enthüllen und mit ihnen Verhandlungen aufnehmen mit dem Ziel, die Eingeborenen technologisch zu unterstützen und ein Territorium zu erwerben, das als Rückzugsgebiet für unterentwickelte Nationen dienen soll.
Es mag sein, daß die Zeit reif ist für diesen Vorschlag. Inakademeri ist nur dünn besiedelt und leidet unter einem globalen Krieg. Seine natürlichen Rohstoffe sind erschöpft. Die ›Nok‹ brauchen Hilfe, und unter ihnen gibt es Gruppen, die behaupten, von unserer Existenz zu wissen und unsere Flugzeuge und Fähren gesehen zu haben. Ob dies zutrifft oder nicht ist nur von untergeordneter Bedeutung. Was zählt, ist die Tatsache, daß diese unglückseligen Kreaturen, die glauben, daß wir existieren, im wahrsten Sinne des Wortes um unser Eingreifen beten.
Es gäbe einige Unannehmlichkeiten zu bewältigen. Siedler müßten sich an einen Tag-Nacht-Rhythmus von elf Stunden anpassen. Das Klima insgesamt scheint feuchter zu sein als auf der Erde. Aber man kann dort leben.
Die Biosysteme von Inakademeri sind den irdischen ausgesprochen ähnlich, und wir könnten sehr wohl auf die Nahrungsquellen dieser Welt zurückgreifen. Es mag sehr gut sein, daß wir mit Inakademeri eine Zweite Erde zur Hand haben und nicht Dekaden warten müssen, bis Quraqua umgeformt ist.
Der Weltrat sollte den Vorschlag der Europäer sorgfältig prüfen. Wenn keine ernsthafteren Einwände existieren als die, die schon geäußert wurden, dann sollte der Vorschlag befürwortet – und in der größtmöglichen Eile in die Tat umgesetzt werden.
›The Observer‹
Mittwoch, 26.
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