Hutch 01 - Gottes Maschinen
Lichtjahre von Quraqua. »Wie ist das Radiosignal?« fragte sie. Alle hatten sehr geheimnisvoll getan, und sie hatte sogar schwören müssen, nichts von der bevorstehenden Mission zu verraten.
»Andauernde, sich ständig wiederholende Muster. Manchmal ein paar Sekunden lang. Kein einziges langes Segment wird je vollständig wiederholt, aber einige der Muster scheinen Variationen voneinander zu sein. Und sie stammen von einem einzigen Sender.«
»Einem einzigen Sender?«
»Ja. Und soweit wir beurteilen können, erhält der Sender niemals eine Antwort.«
»Eigenartig. Kann es sein, daß wir die Antwort nur nicht hören?«
»Wahrscheinlich. Ed ist der Meinung, es ist eine Boje. Nebenbei, die Radioquelle befindet sich offensichtlich nicht auf einer Planetenoberfläche.«
»Was macht Sie so sicher?«
»Sie befindet sich einige Astronomische Einheiten von ihrem Stern entfernt in einem polaren Orbit. Ein polarer Orbit, Hutch!«
Sie umarmten sich. »Der Sender muß dahin gebracht worden sein«, sagte sie und drückte ihn fest.
Langley Park, Maryland.
Montag, 7. Februar 2203; 1930 Uhr.
Die Türglocke ging, und der Schirm blinkte auf. Maggie erkannte Frank Carson. Er trug einen gelben Wollpullover und dunkelblaue Umschlaghosen. Carson wußte natürlich, daß sein Bild von einer Kamera aufgenommen wurde, aber er konnte seine Ungeduld dennoch nicht verbergen. Carson würde sich niemals ändern. Er mochte es, wenn die Dinge sich nach Plan entwickelten, und er haßte Unpünktlichkeit und Verzögerungen. Maggie kannte ihn als einen guten Organisator, jemanden, der sicherstellte, daß die Ausrüstung in Ordnung war und daß der Nachschub rechtzeitig eintraf. Aber der Preis für eine solche Begabung schien eine überwältigende Langweiligkeit zu sein. Carson war unglaublich begriffsstutzig. Sicher, er war wohlmeinend, sogar unentbehrlich, aber er war ein trostloser Gesellschafter.
Sie drückte auf den Türöffner und sagte: »Die Tür ist offen, Frank.«
Dann schob sie sich von ihren Notizen und Zeichnungen zurück und schaltete den Monitor ab, der anschließend wieder das Aussehen eines Wandpaneels annahm. Sie hatte völlig das Gefühl für die Zeit verloren. Jetzt war es zu spät, noch aufzuräumen, aber ihr Arbeitszimmer war eher papierübersät als schmutzig. Damit konnte sie leben. Maggie hatte keine Ahnung, warum Carson sie sehen wollte. Es konnte kein Freundschaftsbesuch sein, und es hatte auch nichts mit der Inschrift auf Oz zu tun – dieses Problem hatte sie bereits für die Akademie gelöst. Was blieb übrig?
Vielleicht planten sie, ihr eine formelle Anerkennung oder Auszeichnung zukommen zu lassen. Wenn es das wäre, würde sie sie gerne annehmen. Wahrscheinlich hatten sie Carson geschickt, um alles zu arrangieren und sie dazu zu bewegen, sich am verabredeten Ort zu zeigen, ohne daß er vorher die Überraschung zerstörte.
Maggie sonnte sich noch immer im Ruhm, die horgon- Inschrift entschlüsselt zu haben. (Sie hatte keiner Menschenseele erzählt, daß sie die letzten Elemente zur Lösung aus einer Datenbank herausgezogen hatte, aus Texten, die bereits seit langem bekannt waren, und daß das Material, welches Richard und Henry in letzter Minute geborgen hatten, ihr zwar geholfen hatte, aber keinesfalls notwendig gewesen wäre. Diese Tatsache befleckte ihre Leistung und hinterließ in ihr einen unbestimmten Groll, aber sie konnte nicht sagen, gegen wen oder was.) Sie hatte seit ihrer Rückkehr von Quraquat über ihren Notizen gesessen und gearbeitet, und langsam begann sie, sich Gedanken darüber zu machen, was sie als nächstes tun würde. In der Akademie war es Brauch, Feldforschung mit Arbeiten zu Hause abwechseln zu lassen. Angebote aus Oxford, Harvard, CIT und vom Institut für fortgeschrittene Studien lagen ihr vor.
Die Tür öffnete sich, und Carson stand vor ihr. »Hallo Maggie«, sagte er.
Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Hallo Frank. Schön, Sie zu sehen.«
Unterhaltungen waren zwischen ihnen beiden nie ganz leicht, und Maggie spürte auch jetzt wieder das Unwohlsein, das sich zwischen ihnen ausbreitete. Carson war ein Meister der Belanglosigkeiten, und sie kam damit einfach nicht zurecht.
»Es tut mir leid, daß ich Sie zu Hause belästige«, begann er zögernd.
»Ist schon in Ordnung, Frank.« Ein eigenartiges Gefühl von zusammenprallenden Welten überkam sie. Carson war Lichtjahre von ihr entfernt. Sie deutete auf einen Stuhl und setzte sich zu ihm. »Frank, was kann ich
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