Hutch 01 - Gottes Maschinen
»Lassen Sie alle wissen, daß wir uns Gedanken über möglicherweise gefälschte Instruktionen machen. Vereinbaren Sie ein Kodewort. Niemand soll eine Sendung ohne das Kodewort entgegennehmen.«
»Welches Kodewort?«
Er dachte kurz nach. »Treue.«
Jane sah ihn fragend an.
»Ich werd’s Ihnen schriftlich geben.«
»Truscott wird nicht gerade glücklich sein!«
»Ich rette sie vor sich selbst«, erwiderte er.
Zwei weitere Lampen blinkten auf. Eine bei Klein-Kiska dicht am Pol und die andere bei Slash Basil in einem Vulkan. »Irgendwann wird sie mir dankbar sein …«
Bibliothekseinträge
Die Geschwindigkeit eines Tsunami ist proportional der Quadratwurzel der Erdbeschleunigung, multipliziert mit der Wassertiefe. Die Wassertiefen im Meer um die südliche Polkappe von Quraqua sind relativ groß. Es war zu erwarten, daß sich die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Welle in dem flachen Graben des Yakata-Sees verringerte. Die Berechnungen zeigten, daß ein Tsunami, der sich mit der – im übrigen wenig wahrscheinlichen – Geschwindigkeit von achthundertfünfzig Kilometern in der Stunde ausbreitet, den Tempel der Winde frühestens nach vier Stunden erreichen konnte.
Um 1000 Uhr an diesem Tag war Jacobis Annahme durchaus korrekt, daß noch immer eine ausreichende Sicherheitsspanne existierte, bis die Wellen vom Pol sie erreichten.
Jedoch übersahen die Angehörigen der Akademie in ihren Überlegungen bezüglich des Tsunamis eine sehr viel unmittelbarere Gefahr: Schockwellen, die sich nach dem Zusammenbruch der Eiskappen mit Sieben Komma Eins Kilometern pro Sekunde ausbreiteten – und die den Tempel der Winde innerhalb von sechs Minuten erreichen würden.
Eine größere Spalte, die sich von Osten nach Westen durch den Yakata-See zog, würde durch seismische Aktivität auf die Schockwellen reagieren. Und mit größter Wahrscheinlichkeit würde dieses sekundäre Erdbeben seine eigenen Flutwellen erzeugen.
Flutwellen, die die Küstenregion bereits elf Minuten nach der Zündung trafen.
- Bernhard Golding
Gott auf Quraqua: Die Tempelmission (2213)
Eberhard & Hickam, Chicago.
Laß Mut deinen Wegweiser sein
Und fürchte nichts.
Sorge dich nicht um dein Wohlergehen.
Lebe nach den Gesetzen und wisse:
In der dunkelsten Stunde bin ich an deiner Seite.
- Fragment aus Knothische Stunden
(Übersetzung von Margaret Tufu) *
14.
Tempel der Winde. Freitag, 0943 Uhr.
Die beiden Druckplatten bildeten den Hauptteil ihres Fundes. Wenn es ihnen gelang, sie zu bergen – und mit ihnen den Text, der auf ihnen gesetzt und noch relativ gut erhalten war –, dann konnten sie sich nicht beschweren. Und genau das war der Grund, aus dem sich Richard trotz der davonlaufenden Zeit vorsichtig bewegte. Er und Henry nahmen sich einfach die Zeit, die sie brauchten, um die Artefakte aus ihrer Gruft zu befreien und in den Tunnel zu schaffen. George ging voran und räumte Hindernisse aus dem Weg und erweiterte, wo es nötig wurde, den Durchgang.
Um vier Minuten vor zehn erreichten sie den vertikalen Schacht.
Henry leuchtete mit seinem Scheinwerfer nach oben. »Was meinen Sie? Sollen wir hier unten bis nach zehn Uhr warten? Wenn es ein Beben gibt, während wir noch im Schacht stecken, könnten die Platten beschädigt werden.«
Richard konnte nicht anders, als Henrys Unbeirrbarkeit zu bewundern. Ein Beben, während sie noch im Schacht steckten, würde mehr als nur die Platten beschädigen. Andererseits schienen sie ihm hier nicht sicherer. »Lassen Sie uns weitermachen«, sagte er.
Eine Leine hing vor ihnen und verschwand oben in der Dunkelheit. George reichte sie Henry, und sie befestigten das erste der Artefakte daran.
»Melanie, wir haben ein Problem.«
Sie hatte gewußt, daß es Probleme geben würde. Es gab immer Probleme, wenn man versuchte, eine Operation dieses Maßstabes aufzuhalten.
»Um was handelt es sich, Harvey?«
Er blickte sie unglücklich an. »Helm antwortet nicht.«
Noch zwei Minuten. »Vergessen Sie Helm. Rufen Sie direkt die Kontrollposten.«
»Habe ich schon versucht. Sie blockieren unser Signal. Wollen ein Paßwort haben.«
»Hutch.« Die Stimme von Melanie Truscott.
»Was gibt’s, Kosmik?«
Das Gesicht der Direktorin war rot vor Wut. »Ich kann keinen Kontakt mit unseren Kontrollstationen aufnehmen. Die Detonation wird wie geplant stattfinden.«
»Aber … aber wir haben noch immer Leute unten!« protestierte Hutch.
»Es tut mir leid. Wir werden versuchen, Ihnen
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