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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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über den Abgrund hinauszuragen, und zwar an der Nordseite, dort, wo der Fels steil abfällt. Hat Mira Ihnen die Wand gezeigt? Es geht etwa viertausend Meter steil abwärts. Sollte also der Boden nachgeben oder Sie durch eine Tür gehen, ohne auf Ihren Weg zu achten, könnte es eine böse Überraschung geben. Ich schlage vor, Sie halten sich ganz von der Nordseite fern. Verstanden?«
    »Wir werden vorsichtig sein«, versicherte ihm Hutch.
    »Das Bauwerk liegt direkt vor Ihnen. Folgen Sie einfach der Richtung, in die die Nase Ihrer Fähre zeigt. Etwa dreißig Meter.« Er zögerte. »Wir glauben, wir haben Sie direkt vor dem Haupteingang runtergebracht. Halten Sie nach Stufen Ausschau. Begrenzt von niedrigen Mauern.«
    Hutch bestätigte.
    »Viel Glück«, sagte Marcel. »Wenn Sie es schaffen eine visuelle Verbindung aufzubauen, wüsste ich das wirklich sehr zu schätzen. Ich melde mich bald wieder.«
    Hutch aktivierte ihr Feld, steckte sich den Mikroscanner in die Weste und schaltete ihn ein. »Will irgendjemand mitkommen?«
    »Ich bestimmt nicht«, entgegnete MacAllister. »Für diesen Ausflug habe ich schon genug Rennerei hinter mir.« Immerhin besaß er die Freundlichkeit, ein wenig verlegen zu blicken. »Das ist ein Spiel für jüngere Leute.«
    Kellie meldete sich freiwillig, aber Hutch gab ihr zu verstehen, dass ihr diese Idee nicht behagte. »Wenn Sie und ich draußen sind und etwas schief geht, dann ist niemand mehr da, der die Fähre fliegen kann, also werden Sie bleiben müssen. Aber wenn Sie wollen, können Sie reingehen, wenn ich zurück bin.«
    »Ich schätze, damit bleibe nur noch ich«, stellte Nightingale fest.
    »Es sei denn, Sie wollen nicht.«
    »Doch.« Nightingale griff nach seiner Weste. »Um ehrlich zu sein, möchte ich das um keinen Preis verpassen.« Er schnappte sich eines der Geschirre. »Brauchen wir Lufttanks? Wir sind ziemlich weit oben.«
    »Nein«, sagte Hutch. »Die Konverter werden ein bisschen mehr zu tun haben, aber das ist kein Problem. Sie werden es schon schaffen.«
    Sie nahmen Laser, Kunststoffbeutel und Notebooks an sich und verstauten sie in den Westen. Dann schnappten sie sich Rucksäcke, in denen sie ihre Artefakte verstauen konnten. Hutch befestigte eine Lampe an ihrem Handgelenk, suchte das Seil, das sie durch den Wald getragen hatte, und schlang es über ihre Schulter. »Man weiß ja nie«, sagte sie zu Kellie.
    »Sie sehen aus wie Jack Hancock«, sagte Kellie. Hancock war eine beliebte Abenteuerfigur in Archäologiesimms.
    Sie öffneten die Luke, und Hutch starrte hinaus, konnte aber nichts als Nebel erkennen, also kletterte sie die Leiter hinab. Nightingale stellte die Temperatur seines Felds ein und folgte ihr. Kellie rief ihnen nach, sie möchten doch bitte nicht den Berg hinunterfallen, ehe sie hinter ihnen die Schleuse versiegelte.
    Der kalte Boden knirschte unter ihren Füßen. Die Luft war absolut windstill, und es schneite beständig.
    Hutch fühlte sich einsam. Nightingale, der nie sonderlich unterhaltsam auf sie gewirkt hatte, ließ sich nun über die Düsternis der Umgebung aus, darüber, wie schwer es war, irgendetwas zu erkennen und wie leicht sie in eine Notlage geraten konnten. In Bezug auf die Sicht hatte er vollkommen Recht. Der Nebel hüllte sie ein, bedrängte sie, zwang sie, nach innen zu sehen, da sie nicht nach außen sehen konnte.
    Kellie hatte einmal gefragt, ob einer von ihnen an eine unsterbliche Seele glaubte. Hutch tat das zweifellos. Die Welt war eine kalte, mathematisch erfassbare Maschine, die Wasserstoff, Sterne, Moskitos und Interstellarpiloten produzierte, ohne sich weiter um sie zu scheren. Aber nun, während sie durch ihre möglicherweise letzten Stunden stolperte, war es schmerzhaft, sich vorzustellen, dass sie, sollte sie Pech haben, im Schoß dieses Monsters am Himmel enden würde und dass ihre Atome für die nächsten paar Milliarden Jahre durch diese graue Suppe treiben würden. Falls du da bist, murmelte sie, ohne sich konkreten Vorstellungen über den Empfänger ihrer Worte hinzugeben, wäre es nett, wenn du uns helfen würdest.
    »Da ist eine Wand«, sagte Nightingale.
    »Ich sehe sie.« Sie war eben und kaum mehr als schulterhoch. Die Oberfläche fühlte sich unter ihren Fingerspitzen rau an. Vermutlich Granit.
    Nun erkannten sie auch die Stufen, die Marcel ihnen beschrieben hatte, und stellten erstaunt fest, dass sie annähernd menschlichen Dimensionen genügten. Gleich hinter ihnen entdeckte Hutch einen Eingang. Falls es

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