Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes
näher. Hutch nahm an, dass sie keinerlei Erfahrung mit Waffen hatte und nichts sah, was sie als bedrohlich einstufen konnte.
Sie richtete den Cutter auf die Steinmauer des Turms, schaltete den Laserstrahl an, versengte das Gemäuer und schaltete die Waffe wieder ab.
Die Kreatur blieb stehen.
Chiang trat neben sie.
Einige Augenblicke verharrte die Katze verunsichert an Ort und Stelle.
Hutch trat einen Schritt vor.
Die Kreatur wich zurück.
»Dumm ist sie nicht«, kommentierte Chiang.
Die Kreatur schlich hinter die Landefähre und hielt sich in deren Schatten, während sie sich in den Wald zurückzog, aus dem sie gekommen war.
Natürlich war der Tag nur kurz, nicht einmal zehn Stunden von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Als es schließlich Abend wurde, war keiner von ihnen hungrig, und alle bis auf Nightingale wollten mit der Arbeit weitermachen. Hutch scheuchte sie trotzdem alle aus dem Turm.
Es war dunkel geworden, während sie ihre letzten Funde verbucht hatten. Überwiegend handelte es sich um Vasen und Haushaltsgegenstände und ein paar winzige Jagdmesser. Außerdem waren da noch ein Lehnstuhl und eine Art Tasche, die mit Stoff gefüllt zu sein schien.
Letztere nahmen sie mit in die Kabine der Landefähre, während alles andere sicher im Frachtraum verstaut wurde. Dann bliesen sie zum Feierabend und kletterten selbst in die Fähre.
Hutch öffnete das Bündel und zog einen kleinen, ausgewaschenen blauen Mantel hervor. Der Stoff war gerippt, und als Kragenverschluss diente eine kleine Kette nebst einem passenden Ring. Zu seiner Zeit mochte der Mantel von einem tiefen Purpur gewesen sein. Nun aber war die Farbe zu sehr verblasst, um ihren ursprünglichen Ton exakt zu bestimmen. Das Gewebe war brüchig und riss unter ihren Händen auf. Schließlich reichte Hutch das Kleidungsstück an Kellie weiter, die es sorgfältig verpackte.
Als Nächstes folgte ein Hemd.
Und eine Robe.
Beides war an den Seiten geschlitzt, vermutlich, um Platz für Körperglieder zu schaffen, aber wie diese ausgesehen hatten oder wie viele es waren, war unmöglich zu erkennen.
Sie fanden eine Strumpfhose.
Und ein Paar Stiefel.
Die Stiefel hatten unverhältnismäßig große Sohlen. »Entenfüße«, kommentierte Kellie.
Viele der Kleidungsstücke enthielten schmückenden Zierrat, Sonnenscheiben, Diamantmuster, Bilder, die offenbar Blumen und Bäume darstellen sollten, und eine Vielzahl geheimnisvoller Symbole.
Das Team war hocherfreut. Sogar Nightingale schien aufzutauen. Gelegentlich fand er sogar einen Grund zu lächeln. Bald darauf verzeichneten sie ihre Bestände und verpackten sämtliche Funde einschließlich der Tasche sorgfältig.
»Nicht schlecht, für einen Tag Arbeit«, stellte Toni mit einem zufriedenen Grinsen fest.
Hutch war ganz ihrer Meinung. Dafür, dass gerade ein Tag vergangen war, hatten sie viel erreicht.
Die Landefähre verfügte über einen Waschraum von der Größe eines begehbaren Kleiderschranks, was zwar nicht bequem, aber ausreichend zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse war.
Einer nach dem anderen zog sich in die trauliche Enge zurück, um sich zu waschen und die Kleidung zu wechseln. Begleitet wurde der ganze Vorgang von einigem Gegrummel, besonders aus Chiangs und Kellies Kehlen, da beide sich in der kleinen Kammer kaum bewegen konnten. Schließlich gaben sie auf und zogen sich im hinteren Bereich der Kabine um.
Hutch verteilte die Rationen. Sie hatten die Wahl zwischen Schweinefleisch, Hühnchen, Fischfrikadellen, Hacksteaks und Sauerbraten. Dazu gab es Salat und Snacks.
Von irgendwoher brachte sie zwei Kerzen zum Vorschein, zündete sie an und löschte die Lampen. Dann stellte sie fünf Gläser bereit, entkorkte eine Flasche Avignon Blue und schenkte ein. »Auf uns.« sagte sie.
Sie tranken noch eine weitere Runde auf den Eigentümer der Tasche, der so aufmerksam gewesen war, sie dem Landungsteam zu hinterlassen.
Als sie fertig waren und schweigend im Kerzenschein saßen, gratulierte Hutch ihnen zu ihrer Leistung. »Das wird eine kurze Nacht werden«, sagte sie anschließend. »Die Dämmerung setzt hier früh ein. Aber wir können ein bisschen länger schlafen, falls das notwendig ist.
Morgen möchte ich den Schwerpunkt unserer Arbeit ein wenig verändern. Der Akademie wird gefallen, was wir bisher gefunden haben, aber unsere Zeit ist begrenzt. Was wir unbedingt suchen sollten, sind Relikte, die ein wenig Licht in die Frage bringen, wer diese Leute waren, und uns vielleicht etwas
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