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Hybrid

Titel: Hybrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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in der Öffentlichkeit, aber der heimliche Wettlauf hatte längst begonnen. Und während in einigen Ländern ethische Grundsatzdiskussionen geführt und sogar Resolutionen oder Gesetze erlassen wurden, arbeiteten unabhängige Wissenschaftler weiter und würden die Welt eines Tages vor vollendete Tatsachen stellen. Genauso, wie es inzwischen nicht nur zahlreiche geklonte Tiere gab, sondern eines Tages auch geklonte Menschen geben würde – völlig unabhängig von ethischen Fragen oder religiösen Bedenken.
    Wenn es stimmte, dass die Betreiber des verlassenen Labors auf der Elbinsel Transplantationsversuche vorgenommen hatten, dann erklärte sich die Geheimhaltung daraus, dass diese Forschung nicht akzeptiert und vermutlich auch nicht genehmigt war. Darüber hinaus hatten sie möglicherweise nicht nur an Gewebe, sondern an menschlichen Patienten experimentiert, was üblicherweise nur unter allerstrengsten Auflagen erlaubt war.
    Juli wies noch auf einen anderen Aspekt hin, der Tom gar nicht in den Sinn gekommen war: das Risiko einer Seuche.
    Es war denkbar, dass Krankheitserreger vom Tier auf den Menschen übersprangen. Selbst wenn die Tiere keimfrei und absolut gesund aufgezogen wurden, gab es die Möglichkeit, dass bestimmte Viren plötzlich auftraten. Sogenannte Retroviren konnten sich als Bestandteil des Erbguts in einen Organismus einpflanzen und sogar durch viele Generationen weitergegeben werden, ohne dass sie aktiv oder entdeckt wurden. Als Teil der DNS , die sich in jeder Zelle eines Lebewesens fand, würden diese Retroviren durch eine Gewebe- oder Organtransplantation in den menschlichen Körper gelangen, wo sie mutieren und einen neuen, für den Menschen gefährlichen Virenstamm bilden konnten. Einen Virenstamm, für den der menschliche Organismus weder Abwehrkörper noch Impfstoffe hatte. Bestenfalls löste er lediglich Tumore aus, schlimmstenfalls konnte er zu einer hoch ansteckenden und tödlichen Gefahr werden. Die katastrophalen Folgen von Krankheiten, die vom Tier auf den Mensch übergesprungen waren, ließen sich am H5N1-Virus, dem Erreger der Vogelgrippe, und am HI -Virus, dem Erreger von AIDS , mehr als deutlich sehen.
    Auch aus diesem Grund war das Feld der Xenotransplantation unter Wissenschaftlern äußerst umstritten. Die gesundheitlichen Folgen waren einfach nicht abschätzbar und das Risiko daher unkalkulierbar. Die Lage des Labors auf einer Insel bot immerhin eine gewisse Isolation. Für den Fall, dass eine ansteckende Virusinfektion auftrat, konnte verhältnismäßig leicht eine natürliche Quarantänezone eingerichtet werden – jedenfalls davon ausgehend, dass das Virus nicht durch Vögel einen Weg aufs Festland fand.
    Als sie in Manaus landeten, waren sie seit rund siebzehn Stunden unterwegs. Nun war es Mittag, und Tom, der kaum ein Auge zugemacht hatte, war froh, dass der halbe Tag schon um war.
    Sehr schnell bekamen sie eine Ahnung von der unklimatisierten, tropischen Luft, die, warm, schwer und feucht, bereits im Flughafengebäude spürbar war. Und Tom fragte sich, wie es wohl draußen sein würde.
    »Hast du diesen Kerl gesehen?«, raunte ihm Juli ins Ohr, als sie die Passkontrolle hinter sich gelassen hatten und auf ihr Gepäck warteten. »Sieh nicht direkt hin. Ich meine den dahinten mit dem schwarzen T-Shirt, der Baseballmütze und dem kleinen Rucksack.«
    Tom nickte und ließ seinen Blick unauffällig in die Richtung schweifen, die Juli ihm gedeutet hatte.
    »Hm, was ist mit ihm?«
    »Kommt er dir nicht bekannt vor? Ich meine, ich habe ihn vor Kurzem erst gesehen.«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Stell ihn dir ohne Mütze vor. Er hat doch eine Glatze, wenn ich das richtig sehe.«
    Ein weiteres Mal sah Tom hinüber. Ein glatzköpfiger, kräftiger Mann … Sie hatten in letzter Zeit nur einen einzigen …
    »Meinst du, das ist der Brasilianer von der Insel?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, gab Juli zurück. »Es war ja schon dunkel. Aber die Statur und der Gesichtsausdruck … Außerdem war er mir schon in São Paulo aufgefallen. Ich habe das Gefühl, er beobachtet uns!«
    »Wenn man in einem Flugzeug unterwegs ist, sieht man doch ganz automatisch immer wieder die gleichen Gesichter.«
    »Ja, aber der beobachtet uns, ich bin mir ziemlich sicher.«
    »Vielleicht hat er aus anderen Gründen ein Auge auf dich geworfen?«
    Juli grinste. »Du solltest nicht von dir auf andere schließen.« Dann fügte sie etwas leiser hinzu: »Aber mal im Ernst: Achte einfach ein bisschen auf ihn,

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