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Hymne an Die Nacht

Hymne an Die Nacht

Titel: Hymne an Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Madsack
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Schauspieler den Raum betreten hatte, waren seine Gesichtszüge zu einer undurchdringlichen Maske geworden.
    »Das Verhältnis zwischen Ungarn und Rumänen war in diesem Land nicht immer ganz spannungsfrei und ist es wohl auch heute noch nicht«, sagte Vadim leichthin und lächelte erneut.
    Radu wirkte ungeduldig. »Lassen wir die Politik aus dem Spiel, es gibt momentan Wichtigeres, zum Beispiel, unseren Film heute fertig zu drehen.«
    Joanna war einen Schritt zurückgetreten, um Vadim nicht mehr direkt in die Augen sehen zu müssen, was ihm anscheinend nicht entgangen war, denn er machte eine be-schwichtigende Handbewegung.
    »Ich wollte Sie durch mein plötzliches Auftauchen wirklich nicht erschrecken, Joanna … ich darf Sie doch Joanna nennen, oder? Ich werde ohnehin nur Vadim genannt.«
    »Ja«, murmelte sie, »natürlich.« Sie warf Stanislaw einen hilfesuchenden Blick zu, doch der schaute grimmig an ihr vorbei.
    »Nun«, der Regisseur wedelte mit den Händen, »nachdem das alles geklärt ist, wollte ich dich fragen, ob du einverstanden bist, Vadim, dass der Graf und seine Tochter bei der letzten Szene als Zaungäste anwesend sind.«
    »Nein, bitte«, Joanna riss die Augen auf, »das ist nicht nötig, wir haben am Nachmittag noch eine Verabredung und würden dort zu spät kommen.«
    Drei Augenpaare musterten sie prüfend.
    »Aber ich dachte …«, wunderte sich Nicolescu und verstummte.
    »Vielleicht hat diese junge Dame recht, und wir konzentrieren uns jetzt besser ganz auf die letzte Einstellung, obwohl ich wirklich nichts dagegen hätte.« Vadims Stimme hatte diesmal einen noch weicheren Klang.
    Er trat wieder auf Joanna zu und nahm ihre rechte Hand in seine. »Allerdings müssen Sie mir versprechen, dass Sie beide heute Abend meine Gäste sind, wenn ich in meinem Haus eine kleine Feier zum Abschluss der Dreharbeiten veranstalte. Die Crew hat es sich verdient, sie hat lange genug unter Radu und mir leiden müssen. Es gibt regionale Spezialitäten, Karpatenwein und Zigeunermusik. Klingt das einladend genug?«
    »Eine glänzende Idee, Vadim«, rief Nicolescu vergnügt, und zu Stanislaw und Joanna gewandt: »Bitte sagen Sie zu!«
    »Das muss meine Tochter entscheiden«, erwiderte Stanislaw bedächtig.
    Einen Moment lang starrte Joanna scheinbar geistesabwesend in eine imaginäre Ferne.
    »Nun?«, drängte Nicolescu.
    Ihr Blick kehrte zurück, ihr Körper spannte sich leicht.
    »Einverstanden«, sagte sie mit fester Stimme. »Und jetzt lassen wir Sie Ihre Arbeit vollenden. Damit es dann wirklich etwas zu feiern gibt.«
    »Bis heute Abend. Ich freue mich.« Vadim verbeugte sich leicht. »Maria wird Ihnen den Weg zu mir beschreiben, ich wohne oben in Poiana Brasov. Ich erwarte Sie gegen acht Uhr. Falls hier etwas dazwischenkommt und es später wird, hinterlassen wir eine Nachricht in Ihrem Hotel. Und vielleicht nehmen Sie besser ein Taxi.«
    »Das wird nicht nötig sein«, grummelte Stanislaw und fügte doppeldeutig hinzu: »Ich besitze ein eingebautes Navigationssystem. Außerdem haben wir unseren Hund dabei, den wir dann im Wagen lassen können.«
    »Sie dürfen ihn gern mit zu mir nehmen, ich habe nichts gegen Hunde. Was ist es für einer?«
    »Ein irischer Wolfshund«, antwortete Joanna, »sehr groß und sehr gut erzogen.«
    »Ganz wie Sie wollen«, aus Vadim sprach höfliches Entgegenkommen, »Sie können das ja später entscheiden.«
    Joanna und Stanislaw hoben grüßend die Hände und ließen den Regisseur und seinen Hauptdarsteller allein. Auf dem Gang begegneten sie Maria, die einen Laptop und ein Bündel Papiere vor sich her trug.
    Die Rumänin betrachtete Joanna eindringlich. »Sie wollen schon gehen?«
    »Ja, wir haben noch etwas zu erledigen. Aber Vadim hat uns zur Abschlussfeier in sein Haus eingeladen. Und Sie wurden gebeten, uns den Weg zu beschreiben.«
    Maria erklärte ein paar Details, worauf Stanislaw nickte. Sie tauschten ihre Handynummern aus, und Maria steuerte auf das Turmzimmer zu.

Fünfzehn
    Der Abstieg von der Burg verlief schweigend, jeder hatte sich in seine eigenen Gedanken zurückgezogen. Beim erneuten Gang durch das Museumsdorf hatte Joanna ihren Vater diesmal nicht beim Arm genommen. Kurz bevor sie wieder beim Wagen waren, hatte sie sich noch einmal umgedreht und kopfschüttelnd erklärt: »Das hier ist nichts als peinlich. Wie kann jemand, der seinen Verstand beisammen hat, diesen Humbug glauben? Und das Zeug auch noch kaufen?«
    Jetzt saßen sie in dem völlig ausgekühlten

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