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Hymne an Die Nacht

Hymne an Die Nacht

Titel: Hymne an Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Madsack
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auch wenn es nicht wirklich passt.«
    »Gibt es sie denn noch?«, fragte sie. »Die Schlösser von damals, diese alten Orte, wo die Vampire gehaust haben?«
    »Fast alle sind inzwischen zerstört worden, es gibt nur noch ein paar Ruinen.«
    Bevor sie nachfragen konnte, nahm er sie bei der Hand. Gemeinsam begannen sie den Aufstieg. Der Weg war so gut ausgebaut, dass sie bequem nebeneinanderher gehen konnten. Als Joanna kurz vor dem Erreichen der Anhöhe ein wenig schnaufte, lief er mühelos einige Meter voraus und sah ihr lachend entgegen.
    »Das ist nicht fair«, protestierte sie scheinbar verärgert, konnte sich ein Grinsen aber nicht verkneifen. »Gut, dass uns niemand dabei gesehen hat«, setzte sie, noch immer schwer atmend, hinzu. »Was macht das denn für einen Eindruck? Ich, die junge, kräftige Frau, mache hinter einem Mann schlapp, der mein Vater sein könnte!«
    Sie fassten sich an den Händen und kicherten wie Teenager.
    Im nächsten Moment jedoch waren sie in einer anderen Welt angekommen. Im unmittelbaren Umfeld der Burg war eine Art Massenlager aufgebaut, mit mannshohen, offenen Zelten und mehreren Wohnwagen, von denen einer besonders groß war und luxuriöser wirkte als die übrigen. In der Mitte des Platzes stand eine gut zwei Meter breite Feuerschale, aus der die fast erloschene Glut Funken in die Luft wirbelte.
    In einiger Entfernung waren dick eingemummte Gestalten zu erkennen, die zwischen den Zelten und Wohnwagen hin- und herliefen. Stanislaw, der mühelos eine Vielfalt von Geräuschen zu unterscheiden vermochte, blieb stehen und lauschte.
    »Seltsam, oder?«, sagte Joanna stirnrunzelnd. »Ich dachte immer, an einem Filmset gehe es lärmend und hektisch zu. Wie man sich das als Laie so vorstellt: Zickige Darsteller, einen Regisseur am Rande des Nervenzusammenbruchs, überforderte Mitarbeiter in der Crew. Und am Ende wird wider Erwarten dann doch noch ein Film daraus.«
    Bevor sie näher kommen konnten, rannte einer der Vermummten auf sie zu. »Was machen Sie denn hier?«, rief er. »Dies ist ein Drehort, falls Sie das noch nicht bemerkt haben, und Außenstehende haben keinen Zutritt. Also gehen Sie bitte wieder!«
    Beschwichtigend hob Stanislaw die Arme. »Bitte entschuldigen Sie, ich weiß, dass hier ein Film gedreht wird, aber wir sind Gäste Ihres Regisseurs. Herr Nicolescu hat uns eingeladen, ihn hier zu besuchen. Wir wohnen in Brasov im selben Hotel, dort haben wir uns gestern kennengelernt.«
    »Ach so, das wusste ich nicht.«
    »Natürlich nicht. Herr Nicolescu sagte, wir sollten uns an seine Regieassistentin wenden, an Maria.«
    Nachdem der Mann nun davon überzeugt zu sein schien, dass es sich bei Stanislaw und seiner Begleitung nicht um zudringliche Journalisten handelte, die im Vorfeld von Vadims neuestem Film am Set herumschnüffeln wollten, nickte er.
    »Kommen Sie mit, ich bringe Sie zu Maria.«
    Sie folgten dem Mann zu einem der Wohnwagen, doch bevor er anklopfen konnte, öffnete sich die Tür. Eine dunkelhaarige Frau um die dreißig erschien auf der Treppe. Nach einem raschen Blick auf ihre Besucher streckte sie ihnen die Hand entgegen.
    »Ich bin Maria Florescu. Willkommen am Set.«
    »Stanislaw von Lugosy. Und das ist meine Tochter Joanna.«
    Während Stanislaw eine Verneigung andeutete, ergriff Joanna die dargebotene Hand und drückte sie fest. Maria hüpfte von den letzten Stufen und sah zwischen ihnen hin und her. »Radu hat Sie beide angekündigt. Im Moment ist Mittagspause, und es kann noch etwas dauern, bis alle wieder hier sind. Gibt es etwas, das Sie besonders interessiert? Etwas, das ich Ihnen zeigen könnte, bevor wir weitermachen?«
    »Vielen Dank«, erwiderte Joanna rasch, »das ist sehr liebenswürdig von Ihnen. Wir waren lediglich neugierig, wie es bei einem Filmset zugeht, aber wir wollen hier wirklich nicht stören.«
    Maria musterte zuerst Joanna genauer, danach wanderte ihr Blick zu Stanislaw. In den dunklen Augen der Rumänin erschien etwas, das Joanna inzwischen kannte. Es war die immer gleiche Frage, ob dieser gutaussehende, aber um vieles ältere Mann an ihrer Seite wirklich ihr Vater war. Für unwissende Augen mochten seine Erscheinung und die Aura, die ihn umgab, dem Klischee des Sugardaddys entsprechen, doch wer genauer hinsah, dem musste die Ähnlichkeit zwischen ihnen auffallen.
    »Sie könnten sich das Schloss von innen ansehen«, schlug Maria vor. »Wir werden die letzte Szene in einem der Räume drehen. Ich glaube, dass Radu nichts gegen ihre

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