Hype: Thriller (German Edition)
Die Polizei dort unten ist davon überzeugt, dass Anna umgebracht worden ist. Sie fahnden sogar nach einem Verdächtigen.«
HP wand sich nervös auf dem Stuhl, aber Monika schien es nicht zu bemerken.
»Philip war sehr entschlossen, was diesen Punkt anging. Keine Information, die das Geschäft gefährden könnte, durfte nach außen dringen, unter gar keinen Umständen. Nach dem, was Anna zugestoßen ist, wage ich es nicht, mich ihm zu widersetzen. Und im Übrigen bin ich von seinem Wohlwollen abhängig.«
»Wie das?« HP beugte sich interessiert vor.
»Ich bin Annas nächste Verwandte, unsere Eltern sind tot, was bedeutet, dass ich ihre Anteile am Unternehmen erbe.«
Er runzelte die Stirn. »Wie kann das ein Problem sein? Ich meine, du kriegst doch eine hübsche Stange Geld dafür, wenn das Geschäft über die Bühne geht.«
Sie schnaubte. »Anna wollte ihr Geld nicht. Was auch immer geschah, sie hatte auf jeden Fall vor, ihre Anteile zu behalten und zu verhindern, dass PayTag ihr Lebenswerk schluckte, zumindest solange es ihr möglich war …«
Monika stand auf und fing an, die noch halb vollen Teetassen abzuräumen. Dann hielt sie plötzlich inne und blickte ihn an.
»Hast du etwas dagegen, wenn wir kurz auf die Terrasse gehen? Ich glaube, ich brauche eine Zigarette …«
*
»Aber Sie bluten ja!«, rief der Mann mit dem Hund.
Gladh ließ den Schein der Taschenlampe über ihr Bein wandern. Ein kleiner dunkelroter Fleck breitete sich auf ihrer Jeans aus, genau über dem Stiefelschaft. Sie hob das Bein, zog einen Handschuh aus und drückte mit dem Zeigefinger dagegen.
Der Mann hatte recht.
»Pfui, Tarzan!«, sagte der Hundemann. »Wir bitten tausendmal um Entschuldigung …«
Gladh ließ den Strahl der Taschenlampe etwas höher wandern. Als er ihr Gesicht erreichte, merkte sie, wie ihr Kollege zusammenzuckte.
»Ich heiße Pierre, und das ist Peter«, stellte sich der Mann mit dem Hund vor. »Wir wohnen gleich dort drüben.«
Er zeigte auf das Haus hinter ihnen.
»Kommen Sie mit, dann verpflastern wir Sie. Wir ersetzen Ihnen selbstverständlich die Jeans …«
»Das ist nicht nötig«, erwiderte sie, aber der Mann entgegnete:
»Doch, ich bestehe darauf, das ist wirklich das Mindeste, was wir tun können, nicht wahr, Peter?«
»Aber wenn sie nun mal nicht will …?«, brummte Gladh.
»Nonsens!«, schnaubte der Mann namens Pierre. »Kommen Sie mit. Hier entlang.«
Er fasste sie unter dem Arm, aber nicht auf eine unfreundliche Weise, sondern eher, als seien sie bereits gute Freunde, und führte sie zurück zum Gehweg. Tarzan protestierte schwach gegen dieses Arrangement, aber Pierre brachte ihn zum Schweigen.
»Aus, Tarzan, knurr unsere neue Freundin nicht an! Wie sagten Sie, war Ihr Name?«
»Rebecca«, murmelte sie. »Rebecca Normén.«
Sie warf Gladh einen raschen Blick über die Schulter zu, aber in der Dunkelheit war es unmöglich, seinen Gesichtsausdruck zu erkennen.
*
Sie rauchte blaue Blend, was ihn eigentlich nicht verwunderte. Er klopfte sich eine Marlboro aus dem Päckchen, das er am U-Bahn-Kiosk gekauft hatte, und kramte dann in seinen Taschen nach seinem neuen Feuerzeug. Sein treues Zippo fehlte ihm.
»Du hast gesagt, du wärst von Philips Wohlwollen abhängig, was meinst du damit?«, fragte er, während er ihre Zigaretten anzündete.
Sie inhalierte tief, bevor sie antwortete.
»Ich will das blutige Geld von PayTag nicht, das ist vollkommen ausgeschlossen. Es käme mir wie ein Verrat an Anna vor. Gleichzeitig will ich die Aktien nicht behalten, denn dann würde ich bald einen Teil des Monsters besitzen, das meine Schwester vernichten wollte. Ich stecke also in einer Zwickmühle.«
Sie zog mehrmals gereizt an ihrer Zigarette und drückte sie danach auf einem umgedrehten Blumentopf aus, der auf dem Plastiktisch neben ihnen stand.
»Philip hat angeboten, mir die Aktien persönlich abzukaufen, und selbst wenn mir klar ist, dass er sie an PayTag weiterverkaufen wird, ist es immerhin die weniger schlimme Alternative …«
»Aber wieso kannst du die Aktien nicht an jemand anderen verkaufen? Einen Außenstehenden?«
Sie machte eine resignierte Geste.
»Wer sollte das sein? Das Unternehmen ist nicht an der Börse, und die Spekulanten würden nicht gerade Schlange stehen … ArgusEye wirft ja nicht einmal Gewinn ab.«
HP inhalierte tief und schnippte den Stummel dann auf den schneebedeckten Rasen. Ein kleiner Funkenregen, danach ein kurzes Zischen.
»Ich hätte da vielleicht einen
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