Hype: Thriller (German Edition)
Neigung hinter dem Busch gehalten. In der Behörde hat sich zwar schon einiges zum Besseren gewandelt, aber wenn man bei der Streife ist und an TCA teilnimmt, passt man nicht so recht ins Bild, wenn man außerdem noch …«
»Schwul ist!«, ergänzte Pierre blitzschnell. »Peter und ich sind da nicht vollkommen einer Meinung, aber auch wenn ich anders denke als er, respektiere ich seine Entscheidung.«
Gladh warf Pierre einen dankbaren Blick zu.
»Bis vor ein paar Monaten lief alles reibungslos«, fuhr er fort. »Ein Teil der Kollegen wusste es zwar oder ahnte etwas, aber es schien keinen zu stören.«
»Doch dann ist etwas geschehen …?« Rebecca versuchte noch immer, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. »… etwas mit Tobias Lundh?«, ergänzte sie.
Gladh nickte. »Er hat mich mit Pierre auf einem privaten Fest gesehen. Seine Tochter arbeitete aushilfsweise als Bedienung, und als treusorgender Vater, der er ist, hat er sie kurz vor dem Ende der Party abgeholt …«
»Es war ein Gayfest«, ergänzte Pierre. »Ein ganz gewöhnliches ohne Leder, Federboas oder Schlagerfestivalthema, aber dennoch eindeutig eine schwule Party. Den Rest können Sie sich sicher denken …«
Das konnte sie. Tobias war chronisch homophob, was nur eine von vielen Eigenschaften war, die ihr auf die Nerven gegangen waren, nachdem die körperliche Anziehung schwächer geworden war.
»Hat er über dich hergezogen?«
»Na ja«, murmelte Gladh. »Dafür ist er zu klug, er ist ja trotz allem Offizier, und früher waren wir gute Freunde. Wenn er angefangen hätte, über mich herzuziehen, hätte das auf ihn abgefärbt, deshalb ließ er das sein. Aber er behandelte er mich von da an bei der Arbeit ganz anders, was letztendlich auf das Gleiche hinauslief. In einer kleinen Gruppe wie unserer merken alle sofort, wenn etwas nicht stimmt, und plötzlich nutzte er jede Gelegenheit, mich aus der Truppe zu drängen. Überließ mir die unangenehmen Aufgaben oder lieh mich an andere Einheiten aus, die unterbesetzt waren. Der Rest der Gruppe folgte bald seinem Beispiel. Ich verstand den Wink und beantragte sofort eine Versetzung, bevor das Gerede so richtig in Gang kam. Seit drei Wochen arbeite ich nun im Dezernat für Jugendkriminalität in Roslagen.«
»Und Sixten …?«
Die Antwort darauf konnte sie sich fast selbst ausrechnen. Jener Kommentar über die Unmoral bei der Polizei bekam plötzlich eine ganz andere Bedeutung.
»Mein Onkel Sixten? Er hasst Schwule mindestens so sehr wie Tobias, wenn nicht mehr. Wir reden seit mehreren Jahren nicht mehr miteinander … Was hat er mit der Sache zu tun?«
*
Sein erster Instinkt war zu fliehen, um sein Leben zu rennen. Aber in dem Augenblick, als er versuchte aufzustehen, spürte er einen schweren Arm auf seiner Schulter.
»Ganz ruhig, Junge«, knurrte Elroy ihm ins Ohr, während er ihn zurück in den Sitz presste.
»Du warst wirklich fleißig heute Abend, Henrik.« Philip plumpste auf den Sitz ihm gegenüber. Ihre Knie berührten sich beinahe.
»Nun, was für spannende Geschichten hatte meine Schwägerin denn zu erzählen? Lass mich raten: Ich habe ihre kleine Schwester gequält, sie aus ihrem eigenen Unternehmen gejagt, und jetzt will ich alles an den Teufel verkaufen. Habe ich bis hierhin recht?«
HP nickte stumm. Auf einmal war ihm speiübel. Er war sicher, dass ihm niemand gefolgt war, zudem hatte er sich über die Terrasse aus der Villa und durch die Hecke in den Wald geschlichen.
Wie zur Hölle hatten sie ihn bloß gefunden?
Jemand musste ihn verraten haben.
Aber wer?
Er warf einen raschen Blick zum vorderen Teil des Wagens. Der Mann mit den Kopfhörern saß noch da. Solange ein Fremder im Waggon war, würden sie ihm vermutlich nichts tun.
Zumindest hoffte er das …
Philip lächelte freundlich.
»Es tut mir leid, dass unser letztes Treffen einen etwas unglücklichen Verlauf genommen hat, Henrik, ich nehme die komplette Schuld dafür auf mich.«
Er wühlte in seiner Manteltasche, und HP packte das Grauen.
»Läkerol?«
Philip hielt ihm eine kleine rote Dose hin, und HP nahm brav ein Halsbonbon entgegen.
»Makes people talk«, bemerkte Philip lachend, und HP hörte, wie Elroy hinter seinem Nacken einstimmte. Er kam nicht umhin, nervös zu grinsen. Sein Magen schlug noch einen Purzelbaum, und er schluckte mehrmals, um ihn unter Kontrolle zu bringen.
»Wie du vielleicht gemerkt hast, ist meine Schwägerin eine ganz spezielle Person«, fuhr Philip fort. »Monika interessiert sich in
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