Hype: Thriller (German Edition)
Mitternacht, bis die Straßen von betrunkenen Feuerwerksfetischsten überschwemmt werden würden, was es den Wachleuten und Bullen wahnsinnig schwer machen würde, zu einer schicken Adresse wie dieser vorzudringen.
Er lag also gut in der Zeit …
Er verpasste dem Lesegerät eine Dusche mit der Sprayflasche, wartete einige Sekunden und drückte dann einen Knopf auf seiner Taschenlampe. Das Licht färbte sich violett, und als er auf das Lesegerät leuchtete, wurden auf vier der Tasten große weiße Flecken sichtbar. 1350.
Er zog die Karte durch und drückte die Tasten in dieser Reihenfolge.
Das Licht blinkte weiter rot.
Er hielt einen Moment inne, um nachzudenken. Danach probierte er das etwas symmetrischere Muster 0135. Eine grüne Lampe leuchtete, und er hörte das Schloss summen.
YES!
Doch in dem Moment, als er den Türgriff anfasste, durchfuhr ihn ein jäher Schmerz, der all seine Gliedmaßen für einige Sekunden unkontrolliert zucken ließ. Dann wurde alles schwarz.
EINUNDVIERZIG
Capture the flag
»Ja, hallo, bei wem bin ich da gelandet?«, fragte der Mann am anderen Ende.
»Bei Rebecca Normén …«
»Bin ich richtig bei der Schlossverwaltung?« Der Mann wirkte verunsichert.
»Entschuldigung … ich verstehe Sie nicht. Mit wem spreche ich denn?«
»Mein Name ist Sandberg, Kapitän Sandberg von der Leibgarde. Ich bin heute Nacht Wachchef im Schloss, und wir stehen hier vor einer Tür, die sich auf einmal nicht mehr öffnen lässt. Normalerweise müssen Sie uns das mitteilen, wenn Sie ein neues Schloss einbauen …«
»Moment mal«, unterbrach sie ihn. »Woher haben Sie meine Handynummer?«
»Da klebt ein Zettel an der Tür. Äh … arbeiten Sie nicht in der Schlossverwaltung? Ich dachte …«
»Rühren Sie sich nicht vom Fleck, Kapitän, ich bin unterwegs!«
Sie rannte die Treppe hinunter. Das Telefon hielt sie weiterhin ans Ohr gedrückt.
»Wohin führt die Tür?«
»Was?«
»Die abgeschlossene Tür …«, erklärte sie, während sie ihre Stiefel zuschnürte. »Wohin führt sie?«
*
Jemand trug ihn.
Oder mehrere. Unter jedem Arm wurde er von einem Träger gehalten. Die Hände hatten sie ihm auf den Rücken gebunden und eine Haube über den Kopf gezogen.
Déja vu!
Einen Augenblick lang bildete er sich ein, dass alles nur ein Traum gewesen war. Dass er sich noch immer im Knast von Dubai befand, und dass die Orks ihn in Richtung Guantanamo-Höhle schleppten.
Seine Beine spürte er halbwegs, aber der Rest seines Körpers fühlte sich noch immer wie gelähmt an. An die letzten Minuten erinnerte er sich nur in Bruchstücken. Er glaubte, dass er eine Weile in irgendeinem unbekannten Transportmittel befördert worden war. Aber das war eher ein Gefühl als eine Tatsache. Als ob die Welt sich um ihn herum bewegt hätte, während er reglos dagelegen hatte.
Sie schleppten ihn irgendeine Treppe hoch. Er hörte eine Tür knarren. Trockene, kalte Luft. Aber er war nicht im Freien, eher auf einem Dachboden …
*
Sie bremste mit quietschenden Reifen auf dem äußeren Burgplatz, der Wagen rutschte noch ein paar Meter über die glatten Pflastersteine.
»Halt«, rief der jugendlich aussehende Mann am Wachhäuschen und streckte die Hand aus.
»Ich muss zum Wachchef«, erklärte Rebecca kurz und zeigte ihm ihren Polizeiausweis. »Wo finde ich Kapitän Sandberg?«
*
Noch eine schmale Treppe nach oben, und eine der Personen, die vorausging, musste ihn fast hochschleifen.
Kalte Nachtluft, Stimmen und Stadtgeräusche in der Ferne verrieten ihm, dass sie sich jetzt an der frischen Luft befanden. Er hörte ihre unsicheren Schritte über einen glatten, schmierigen Untergrund.
Dann spürte er Hände, die ihn in eine sitzende Position drückten. Seine Beine über eine Kante schubsten. Seine Füße baumelten plötzlich im Leeren, und ein schwacher Windstoß fuhr von unten in seine Hosenbeine hinein.
Wie so oft war sein Magen schneller als sein Hirn. Ein Dach! Er befand sich auf irgendeinem Dach.
*
Drei Waffen insgesamt, zwei Automatikgewehre und die geholsterte Pistole des Offiziers.
Aus irgendeinem Grund verursachten sie ihr ein unbehagliches Gefühl. Die Bewaffnung der königlichen Wache war zwar in erster Linie ein Zeremoniell, aber Rebecca war sich dennoch nicht sicher: Ungefährlich oder gefährlich?
Sie tippte auf Letzteres …
Sie liefen die Stufen einer merkwürdigerweise sehr gewöhnlich wirkenden Treppe hinauf. Kapitän Sandberg vor ihr, und zwei Soldaten in Tarnuniform unmittelbar dahinter.
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