Hype: Thriller (German Edition)
reichte bis in den Keller. Das waren verdammt viele Treppenstufen, aber er hatte keine große Wahl.
Er musste den Weg durch den Keller nehmen.
*
Ihr Handy klingelte. Es war ein unbekannter Teilnehmer, und aus irgendeinem Grund zögerte Rebecca einige Sekunden, bevor sie das Telefonat annahm.
»Hallo, Rebecca Normén«, sagte sie so gefasst wie möglich.
Die Stimme am anderen Ende gehörte einem Mann.
*
Hier unten war es ziemlich unheimlich.
Die Tiefgarage begann direkt vor den Aufzügen, und da Wochenende war, brannte nur schätzungsweise jede vierte Neonröhre. Sicher irgendein dämliches »grünes« Programm, um Energie zu sparen. Immerhin reichte das schwache Licht aus, um sich halbwegs zurechtzufinden.
HP ging quer zwischen den wenigen Autos hindurch und prüfte auf der Zeichnung nach, ob er die richtige Richtung anpeilte.
Ein plötzliches Geräusch ließ ihn zusammenzucken. Er ging einige schnelle Schritte und duckte sich zwischen zwei Wagen. Nach einer Weile reckte er vorsichtig den Hals und versuchte, durch die Autoscheiben hindurchzuspähen. Nichts, nicht die kleinste Regung da draußen im Dämmerlicht. Vielleicht war es nur das Geräusch eines Lüftungssystems gewesen oder irgendeiner anderen technischen Anlage, die gerade angesprungen war. Zur Sicherheit wartete er noch eine Zeit lang ab.
Doch alles blieb still.
Er richtete sich auf und ging weiter auf die Ecke zu, wo sich der Treppenaufgang befinden sollte, nicht ohne sich dabei immer wieder umzusehen.
Er fand die Tür genau dort, wo er sie erwartet hatte, doch leider war sie abgeschlossen. Wahrscheinlich ließ sie sich nur von der anderen Seite öffnen, was eigentlich logisch war, da sie nur für den Verkehr in eine Richtung gedacht war. Allerdings gab es neben der Tür ein Lesegerät und einen silberfarbenen Kasten mit einem Tastenfeld, genau wie an der Eingangstür oben. Er probierte Rilkes Karte aus, und das Gerät reagierte mit einem zweifachen Piepsen. Die Lampe blinkte abwechselnd grün und rot, und es dauerte einige Sekunden, bis er verstand, was das bedeutete. Die Passierkarte wurde akzeptiert, aber das Lesegerät wartete darauf, dass er irgendeinen Code eingab.
Verdammter Mist!
Die Außentür hatte ihn nie nach irgendeinem bescheuerten Code gefragt, sondern sich mit der Karte zufriedengegeben.
Er versuchte es mit vier Nullen und bekam ein rotes Blinken zur Antwort.
Komm schon – jetzt streng dein Gehirn an!
Die Karte gehörte Rilke, und vermutlich wählten alle ihre individuellen Pin-Codes. Vier Ziffern, vermutlich. Was also hatte sie gewählt?
Ihren Geburtstag, die Schlacht bei Lützen, die französische Revolution?
Er probierte alle drei Kombinationen, aber ohne Erfolg.
Aber vielleicht funktionierte das Lesegerät gar nicht individuell? Vielleicht gab es nur einen einzigen Code für genau dieses Ding, und wenn man eine Karte zum Haus und den gemeinsamen Code hatte, bekam man grünes Licht?
In diesem Fall gäbe es noch die Chance, dass …
Plötzlich wurde es stockdunkel.
Einige panische Sekunden lang kämpfte er gegen den Impuls an, die Sache abzublasen und schnell zu den Aufzügen zurückzuflitzen. Aber dann wühlte er stattdessen fieberhaft in seiner Umhängetasche nach der Taschenlampe.
Irgendwo rechts von ihm war ein leises Rascheln zu hören, und das Geräusch ließ ihn schaudern. Vielleicht eine Ratte.
Oder war es etwas anderes, eine dunkle, unförmige Gestalt, die sich an ihn heranschlich, ihre Klauenfinger ausstreckte und …
Seine Finger ertasteten etwas Zylinderförmiges, und er riss die Lampe so energisch heraus, dass dabei mehrere andere Dinge aus der Tasche fielen. Mit verschwitzten Fingern fummelte er an dem Schalter, und dann …
Der Lichtkegel ließ seine blühende Fantasie für einen Moment aussetzen, und er leuchtete mit der Taschenlampe in alle denkbaren Richtungen, um wirklich sicher zu sein.
Da war nichts, nichts außer parkenden Autos und den Sachen auf dem Boden, die ihm gerade heruntergefallen waren.
Er ging in die Hocke, sammelte alle Gegenstände ein und legte sie bis auf eine kleine Sprayflasche allesamt wieder in die Tasche: Die Thermoskanne mit dem ballistischen Gel, mit dem er den Fingerabdruckleser überlisten wollte, genau wie Rehyman the Rainman es ihm in Kista beigebracht hatte. Das kleine Brecheisen, um die Tür zum Serverraum aufzubrechen, und den Ohrenschutz, damit er das ohrenbetäubende Schrillen der Alarmanlage überlebte.
Er schielte auf die Uhr.
Noch fast eine Stunde bis
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