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Hype: Thriller (German Edition)

Hype: Thriller (German Edition)

Titel: Hype: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anders de la Motte
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von Feuerwerkskörpern zu hören.
    »Wir haben auf dich gewartet, dein Bruder und ich.«
    Der Mann machte eine Kopfbewegung, und ihr wurde mit einem Mal eiskalt. Da saß eine zusammengesunkene Gestalt mit dem Rücken zu ihr auf der Balustrade. Ihre Arme waren auf den Rücken gefesselt, und eine schwarze Stoffhaube bedeckte ihren Kopf. Unter ihren Füßen ging es mindestens zwanzig Meter hinab auf den Lejonbacken.
    Rebecca wandte sich wieder zu dem Mann mit der Skimaske um. Auch wenn ihn die schwarze Jacke und die Maske groß wirken ließen, war er kleiner, als sie ihn sich vorgestellt hatte.
    »Du begreifst natürlich die bildhafte Gerechtigkeit, die in all dem liegt …«, sagte er.
    Sie nickte kurz, wobei sie ihn nicht aus den Augen ließ. Seine Stimme klang merkwürdig, als würde er sich Mühe geben, sie zu verstellen.
    »Dein Bruder hat deinen Freund getötet, indem er ihn über die Kante schubste …«
    Sie schielte erneut zu der kauernden Gestalt und ließ dann den Blick über die kleine Plattform schweifen.
    Ein paar Meter weiter, auf der niedrigen Steinmauer, stand eine schwarze Tasche. Sie nickte wieder.
    »Ja, das habe ich kapiert. Du bist das Gesetz, Auge um Auge …«
    »Genau …«, antwortete er, aber etwas in seiner Stimme verriet, dass sie nicht so reagiert hatte, wie er es erwartet hatte.
    Der Lärm von Silvesterraketen nahm zu. Dazwischen heulten Sirenen, die immer näher kamen.
    »Sie sind unterwegs«, stellte Rebecca trocken fest, »dann kann ich ja jetzt gehen.«
    Sie machte einen halben Schritt zurück in Richtung Treppe, blieb dann aber stehen.
    »Weißt du was, MayBey …? Ich glaube, ich bleibe doch lieber noch ein wenig …«
    Er zuckte zusammen und sah aus, als wollte er etwas sagen. Dann machte er einen Schritt auf die mit dem Rücken zu ihnen sitzende Gestalt zu.
    »Dir ist wohl nicht klar …«, knurrte er.
    »Doch, doch, mir ist alles klar.« Sie schielte auf die Tasche.
    Die Sirenen waren jetzt ganz nah, mindestens drei oder vier Fahrzeuge.
    Das Raketengeratter nahm zu.
    »Ich verstehe das alles sogar ganz genau. Du willst meinen Bruder da …«, sie deutete auf den sitzenden Mann, »… von der Kante stoßen, wie du es all deinen Fans versprochen hast. Wenn es okay ist, möchte ich gern hierbleiben und dir dabei zusehen.«
    »W-wie?« Seine Stimme brach und klang einen Moment lang fast piepsig.
    »Ja, ich sagte, dass du loslegen und Henrik runterschubsen sollst. Davon redest du doch schon seit Wochen, also mach schon.«
    Er schien ein paar Sekunden nachzudenken und ging dann noch einen halben Schritt auf die Balustrade zu. Sie sah, wie die sitzende Gestalt unruhig wurde.
    Die Sirenen schwiegen jetzt, was vermutlich bedeutete, dass die Polizisten gerade durch das Treppenhaus nach oben rannten. Eine Minute, um den Dachspeicher zu durchqueren, dann würden sie da sein.
    Langsam schob sie die Hand unter ihre Jacke.
    »Du kapierst wohl gar nichts, Rebecca …«, zischte er und hob den Fuß, als wollte er gleich zutreten.
    »Nein«, antwortete sie ruhig, während sich ihre Finger um den Gegenstand an ihrem Gürtel schlossen. »Du bist derjenige, der nichts kapiert …«
    Sie machte zwei blitzschnelle Schritte über die Plattform und holte aus. Der Teleskopschlagstock entfaltete sich zu seiner vollen Länge und traf MayBey an der Rückseite seines Oberschenkels.
    Der Schlag war so hart, dass sie spürte, wie der Knochen unter dem Metall brach.
    MayBey kippte nach hinten, aber sie warf sich nicht auf ihn, sondern setzte ihren Fuß auf den Rücken der sitzenden Gestalt.
    *
    Er hörte Stimmen, zwei Stimmen, um genau zu sein. Ein Mann und eine Frau. Beide klangen bekannt, das war ihm klar, aber in seinem Schädel herrschte noch immer zu viel Chaos, als dass er sie hätte identifizieren können.
    Dann hörte er etwas, das wie schnelle Schritte klang.
    Jemand setzte den Fuß auf seinen Rücken.
    *
    »So, MayBey, dann will ich dir ein wenig auf die Sprünge helfen«, schrie sie, um die Raketen zu übertönen.
    Sie drückte mit dem Fuß zu.
    »Neeein!!«
    Die beiden panischen Schreie mischten sich und verwandelten sich in ein einziges Kreischen.
    MayBey wollte sich auf ihr Bein werfen, aber ein Stockschlag auf seine Arme hatte zur Folge, dass er vor Schmerzen gekrümmt zusammensackte.
    Sie packte den sitzenden Mann, zog ihn von der Balustrade herunter und schleifte ihn über den Plattformboden, bis er neben MayBey lag. Dann holte sie Handschellen aus der Gesäßtasche.
    Unter den dicken Handschuhen

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