Hype: Thriller (German Edition)
während der Wäschetrockner eine Stufe höher schaltete. »Ich wusste nicht einmal, dass sie … jetzt hören Sie mal!«
Scarface nickte einem der Orks kurz zu, und plötzlich wurde die Haube wieder über HPs Schädel gestülpt, und er wurde erneut auf die Pritsche gepresst.
»Neeeein!«, brüllte er und versuchte panisch, sich zu befreien.
»Nein, verdammt noch mal, ich bin unschuldig …«
Das Handtuch dämpfte seinen Schrei, dann ließ ihn das Wasser verstummen.
Der Chlorgeruch im Raum mischte sich mit dem Duft von warmem Ammoniak.
*
»Schon komisch, diese Sache mit Runeberg und seinem alten Groll gegen den internen Ermittler – Westerberg, hieß der nicht so?«
Nina stellte sich neben sie vor den Spiegel und zupfte ihr Haar zurecht. Obwohl der Spiegel riesig und sie einen Kopf kleiner als Rebecca war, schien es, als nehme sie dabei sofort die gesamte Fläche ein.
»Westergren«, korrigierte Rebecca und machte unbewusst einen Schritt zur Seite. »Sie haben vor zig Jahren zusammen in der B-Truppe auf Norrmalm gearbeitet. Waren sich offenbar schon damals nicht grün, und dann hat Ludde Westergrens Bewerbung bei der Sicherheitspolizei negativ beurteilt.«
Nina verdrehte die Augen, während sie ein paar blonde Locken zurechtschob, mit denen sie nicht ganz zufrieden zu sein schien. Trotz der Trainingseinheit und der Sauna sah sie frisch genug aus, um sofort in die Stadt weiterziehen zu können.
»Das klingt ein bisschen zu einfach, findest du nicht?«, murmelte sie und zog den Lippenstift über den Mund. »Ich meine, nach dem, was du erzählt hast, waren die zwei Herren ja kurz davor, aufeinander einzuprügeln. Das macht man wohl kaum wegen einer abgelehnten Bewerbung und alten Streitereien bei der Streife. Das Ganze muss doch bestimmt zehn Jahre zurückliegen – mindestens!«
Rebecca zuckte mit den Achseln, hob ihre Turnschuhe vom Kalksteinboden auf und packte ihre Tasche.
»Ludde hat nicht viel verraten, und es war definitiv nicht der Moment, genauer nachzufragen.«
Nina Brandt wandte sich vom Spiegel ab und blickte Rebecca an.
»Du, übrigens, bevor du gehst, muss ich dir noch eine Sache erzählen …«
*
Als ihm die Haube zum dritten Mal abgenommen wurde, war er fix und fertig. Er hustete mehrmals, spuckte erneut eine Ladung schleimiges Wasser über seinen Oberkörper und schnappte panisch nach Luft.
»Wartet!«, keuchte er, als Scarface den Wachen erneut zunickte.
»Wartet mal, verdammt!«
Scarface machte ein Zeichen, und man half ihm, sich aufzusetzen.
»Du hast sie umgebracht«, wiederholte Scarface in einem Ton, der beinahe freundlich klang.
Es gab nur eine Antwort, ein Wort, das ihn von den Qualen erlösen konnte.
Rot oder blau?
»J-j…«, schluchzte HP.
In dem Moment flog die Zellentür auf.
»Was geht hier vor, Sergeant Moussad?«
*
»Kennst du die Säulen der Gesellschaft?«
»Wie, meinst du das Buch?«
Nina Brandt schüttelte den Kopf. »Nein, das Internetforum natürlich.«
»Ach, du meinst diese Klatschseite? Ja, ich hab ein paarmal draufgeschaut, als sie neu war und alle darüber geredet haben, aber das ist eine Weile her. Da schreiben vor allem unzufriedene Kollegen und Möchtegernpolizisten, denke ich, das ist wirklich nicht mein Ding …«
Sie zog ihre Tasche zu und ging in Richtung Tür.
»Du solltest vielleicht noch einmal einen Blick darauf werfen …«
Etwas in Nina Brandts Tonfall ließ Rebecca innehalten.
»Warum denn?«
Nina verzog das Gesicht.
»Weil ich glaube, dass sie angefangen haben, über dich zu schreiben …«
*
»Es tut mir leid, Mr. Pettersson«, sagte Aziz ein paar Minuten später, als sie wieder in HPs Zelle waren. »Sergeant Moussad und ich gehören unterschiedlichen Abteilungen an und auch unterschiedlichen Schulen, könnte man sagen. Er hatte keinerlei Recht, sie solch einer Behandlung zu unterziehen.«
HP nickte apathisch, während er an seinen nassen Klamotten zupfte. Sein Gehirn war völlig überdreht. Sein Overall roch fürchterlich nach Pisse, und er schielte zu Aziz, um festzustellen, ob der Polizist den Gestank bemerkte.
»Man wird Ihnen gleich trockene Sachen bringen, und Sie haben die Möglichkeit, eine warme Dusche zu nehmen. Möchten Sie das?«
HP nickte weiter geistesabwesend.
Eine Dusche!
Eine verdammte warme Dusche und ein paar Minuten, um nachzudenken …
»Wir müssen vorher lediglich einige Dinge klären«, fuhr Aziz in geschäftsmäßigem Ton fort und schob ein liniertes Blatt Papier und einen Stift zu HPs
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