Hype: Thriller (German Edition)
wenn er nur dieses verdammte Handtuch loswürde!
»Pettersson«, schniefte er. »Henrik Pettersson, Spieler 128.«
»Danke!« Scarface nickte zufrieden. »Nächste Frage …«
HP fuhr zusammen. Sie hatten seinen Willen gebrochen, er hatte verloren. Was wollten sie denn noch?
Dann kapierte er …
Plötzlich fing er wieder an zu heulen.
Er hatte sich getäuscht – komplett getäuscht!
Das hier war kein Trial, keine Auswertung oder irgendeine Chance, wie ihn sein bestätigungsgeiles Hirn bisher hatte glauben lassen. Nein, es ging nur um Geld. Das Spiel wollte seine beschissene Kohle wieder haben, das war alles!
Kontonummer, Benutzernamen und Passwort – er würde alles verraten, nur um von dieser verfickten Pritsche runterzukommen.
Und was dann? Nach dieser ganzen Geschichte war er ziemlich sicher, dass der Spielleiter ihn nicht einfach so davonspazieren lassen würde …
»Das Geld, oder?«, schniefte er.
Scarface bedachte ihn mit einem sonderbaren Blick und breitete die Arme aus.
»Nix Geld, nein, nein!«
Irgendwie wirkte er fast beleidigt.
»Nächste Frage«, wiederholte er und starrte HP wütend an, während er einen Notizblock aus der einen schmutzigen Brusttasche holte.
»Hast … du …«, las der Polizist, und HP nickte.
Es war Zeit, dem Ganzen ein Ende zu setzen.
»Hast du … sie umgebracht …?«
Plötzlich verstand er gar nichts mehr.
*
»Hast du Lust, noch einmal darüber zu reden?«
»Eigentlich nicht«, antwortete Rebecca kurz.
Sie fuhr mit einem Kamm durch ihr nasses Haar und band es dann zu einem strammen Pferdeschwanz im Nacken zusammen.
»Du weißt doch schon das meiste, was soll ich dir noch erzählen? Ich bin vom Dienst suspendiert, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind, und bis dahin kann ich nur raten, wer mich angezeigt hat.«
Nina Brandt und Rebecca hatten sich auf der Polizeischule kennengelernt und anschließend ein paar Jahre im selben Team gearbeitet. Eigentlich waren sie sehr unterschiedlich, nicht nur äußerlich. Zu unterschiedlich, um enge Freundinnen zu sein. Aber sie kamen gut miteinander aus, zumindest oberflächlich.
Im Gegensatz zu Rebecca war Nina Brandt blond, klein und kurvig. Der Typ, nach dem sich sowohl Männer als auch Frauen im Flur umdrehten und der wusste, wie man das maximal ausnutzte.
Nina war gern im Mittelpunkt und unter Menschen, am liebsten so vielen wie möglich, was sicher der Grund dafür war, dass sie bei der Sitte arbeitete.
Dafür würde Rebecca sich nie bewerben. Barmilieu und Aufmerksamkeit waren zwei Dinge, nach denen sie sich wahrhaftig nicht sehnte. Aber der Vorteil an der Sitte war, dass Nina jeden einzelnen Bar- und Fitnessstudiobesitzer in der Stadt kannte und dass es ein Kinderspiel für sie gewesen war, vorübergehend ein Studio für Rebecca zu finden, solange sie das im Polizeigebäude nicht mehr betreten durfte.
Und was für ein Studio …
Diesen Fitnessclub hatte sie früher nur vom Hörensagen gekannt. Was nicht unbedingt verwunderlich war – denn dorthin kamen keine Normalsterblichen, sondern die Promis – und zwar die echten, nicht die kleinen Sternchen …
Den Gerüchten zufolge trainierten sogar die Königskinder hier, und das konnte durchaus stimmen. Der Ort wirkte wahnsinnig exklusiv – eher wie ein Spa. Das Mädchen an der Rezeption hatte ihnen Handtücher und Bademäntel gegeben, bevor sie sie in den nach Sandelholz duftenden Umkleideraum geführt und ihnen ihren Schrank gezeigt hatte. Rebecca hatte den Fitnessraum im Polizeigebäude immer für den besten gehalten, den sie je gesehen hatte. Aber das hier … Insgesamt dürften die Räume sich über fast tausend Quadratmeter erstrecken – alles in ausgewähltem Design und todschick. Nackte Ziegelmauern, mit Spots beleuchtete Stahlbalken, hohe Fensterbögen und natürlich kein einziges Staubkörnchen auf den breiten Edelholzdielen.
Sie konnte nur raten, was die Mitgliedschaft hier normalerweise kostete. Jedenfalls deutlich mehr als ein Polizistinnengehalt stemmen konnte …
Aber Nina hatte dafür gesorgt, dass sie hier umsonst trainieren konnte. Sie konnte sich also kaum beklagen.
*
»Hast du sie umgebracht?«, wiederholte Scarface.
HP verstand noch immer nichts.
»Wen umgebracht?«, quäkte er.
Sein Schädel hatte sich auf einmal in einen Wäschetrockner verwandelt.
»Mrs. Argus. Hast du Mrs. Argus umgebracht?«, las Scarface genervt von seinem Notizblock ab und starrte HP erneut an.
»W-wie … äh … Scheiße, nein!«, stieß er hervor,
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