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Hype: Thriller (German Edition)

Hype: Thriller (German Edition)

Titel: Hype: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anders de la Motte
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aber die Frau am Schreibtisch ähnelte tatsächlich stark Rebecca.
    Die Illusion hielt nur eine Sekunde lang an. Als er näher kam, sah er, dass die Frau viel hellere Haare hatte und eher an den rothaarigen Mann erinnerte, der ihm vorausschritt. Er vermutete, dass sie Geschwister waren, nach dem lächerlichen Spitznamen zu urteilen, den Frank benutzt hatte, waren die beiden wohl Zwillinge.
    Als sie vorbeigingen, blickte die Frau vom Bildschirm auf. HP nickte ihr kurz zu, aber sie machte keine Anstalten, seinen Gruß zu erwidern. Stattdessen starrte sie ihn nur an. Etwas in ihrem Blick verursachte ihm ein mulmiges Gefühl, und er machte ein paar rasche Schritte, um den Rothaarigen einzuholen.
    Elroy drückte seinen Daumen gegen ein weiteres Lesegerät und winkte HP durch die Glastür ins Eckbüro.
    »Warte hier«, sagte er nüchtern.
    *
    Du kannst mir das nicht antun,
    das kapierst du doch wohl?!!
    Doch, das konnte sie sehr gut, und in diesem Augenblick war sie wütend genug, um ihn endlich ein für alle Mal in die Wüste zu schicken. Vielleicht nicht gerade die feine Art, aber ein schnelles Ende war wohl das Beste für sie beide. Überhaupt, was gab es noch zu bereden? Sie waren untreu, hatten beide einen Partner, den sie belogen. Und weswegen? Aus Liebe? Wohl kaum – zumindest galt das nicht für sie.
    Alles, was sie teilten, waren ein paar verschwitzte Orgasmen auf dem Boden einer leeren Wohnung. Heimliche Treffen, die das Leben erträglicher machten, aber für die beide eigentlich nicht einstehen wollten. Außerdem hatte sie langsam die Nase voll. Klagen, Eifersucht und verletzte Gefühle waren das Letzte, was sie jetzt brauchen konnte.
    Hör auf damit! Wir sind erwachsene Menschen.
    Es ist vorbei – Punkt. Aus!
    *
    Die zwei Außenwände des Eckbüros waren im Grunde große Fenster, die eine fantastische Aussicht über Stockholms Innenstadt boten. Die roten Buchstaben des Kulturhuset, die blauen der Sergel-Arkaden und die schwarz-weißen Pflastersteine unten auf dem Platz, und dort drüben leuchtete die Uhr des NK-Kaufhauses.
    Die Zeiger standen auf Punkt sieben, und für einen Moment schlug HPs Herz einige Doppelschläge. Aber nach wenigen Sekunden hatte er seine wilde Fantasie wieder gebändigt.
    Die Zeiger standen auf sieben – nicht, weil jemand das Uhrwerk angehalten hatte, sondern weil es tatsächlich sieben Uhr abends war.
    HP ging zur Raummitte. Philip Argus’ Schreibtisch war fast völlig leer. Zwei miteinander verbundene Bildschirme, eine Tastatur und eine kabellose Maus – das war alles. Derselbe fast klinische Zustand herrschte auch im übrigen Raum. Es gab keinerlei Spuren menschlichen Lebens, kein loses Blatt, kein Post-it, nicht einmal eine vergessene Kaffeetasse. An der linken Wand hingen eingerahmte Auszeichnungen, alle in makellos geraden Reihen, und der weiße Teppichboden wurde offenbar regelmäßig gereinigt, da er nicht den geringsten braungelben Koffeinfleck oder Schuhsohlenschmutz aufwies.
    In einer Ecke stand eine Sofagruppe aus weißem Leder. Fünf Managerzeitschriften waren in einem perfekten zen-artigen Fächer auf dem kleinen Tisch ausgelegt. Auf dem Titelblatt des obersten Magazins prangte Philip Argus persönlich. »The man in control«, titelte das Blatt.
    Das tadellose Zimmer verstärkte das mulmige Gefühl in HPs Magengegend, und er konnte der Versuchung nicht widerstehen, die Zeitschriften zu verschieben, nur ein wenig, um den Raum einen Hauch menschlicher zu machen. Während er das tat, entdeckte er zwei kleine eingerahmte Fotos über dem Sofa. Das erste war schwarz-weiß und zeigte Philip Argus und den Mann, der offenbar Elroy hieß. Beide trugen Baskenmützen und Tarnuniform, saßen in der Hocke und hatten einander die Arme um die Schultern gelegt, während sie in die Kamera lächelten.
    Das zweite Foto zeigte einen kreideweißen Strand, dunkle Umrisse von Palmen und dahinter, über dem Meer, einen blutroten Sonnenuntergang, der neben den Zeitschriften das einzige Farbelement in dem ganzen monochromen Raum darstellte.
    Das Bild faszinierte HP, und er umrundete den Sofatisch, um einen näheren Blick darauf zu werfen. Das Foto ähnelte irgendwie …
    »Marmaris«, sagte eine trockene Stimme hinter ihm, und HP zuckte zusammen.
    »W-was?«
    Philip Argus deutete auf das Foto. »Das ist die Aussicht von meiner Villa in Marmaris. In der Türkei«, erklärte er. »Ich fahre so oft wie möglich dorthin, um runterzukommen. Ein guter Ort, um die Seele mit positiver Energie zu

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