machen, denn das Kichern und die kleinen intimen Berührungen nervten ihn mehr, als dass sie ihn anmachten.
Er schielte auf die Uhr. Fast eine ganze Stunde war vergangen, seit sie das Büro verlassen hatten, und noch hatten sie nicht gegessen. Er hatte keine Zeit für dieses verdammte Gedöns, sondern einen Job zu erledigen, und das galt auch für Rilke, vor allem, wenn sie sich diese Bude leisten können wollte.
Rilke schien seine Verärgerung bemerkt zu haben, denn sie beendete die Diskussion mit der Maklerin, Küsschen auf die Wange, und dann stöckelte sie auf ihn zu und schwenkte aufreizend einen Schlüsselbund am Zeigefinger.
»Mette erlaubt, dass wir uns eine Weile allein umsehen«, sagte sie. Im Hintergrund fiel die Wohnungstür ins Schloss. »Wie wär’s, wenn wir mit dem Schlafzimmer anfangen?«
*
An:
[email protected] Von:
[email protected] Liebe Rebecca,
Du machst einen alten Mann sehr glücklich.
Ich melde mich wieder, sobald ich über relevante Informationen verfüge, vermutlich in ein paar Tagen. Mach Dir keine Sorgen, meine Liebe, Du wirst sehen, dass sich alles regeln wird.
Liebe Grüße,
Onkel Tage
Sie las die Nachricht öfter als notwendig und musste unwillkürlich lächeln. Sie mochte seinen Ton, und obwohl die Mail kurz gefasst war, hatte sie eine seltsam beruhigende Wirkung.
*
Ein Traum.
So fühlte es sich an.
Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er einen spannenden, gut bezahlten Beruf und war noch dazu der Liebling des Chefs. Obendrein hatte er ein Mädchen kennengelernt, eine richtige Kanone, die umwerfend aussah und richtig klug war.
Geld, Karriere und Liebe. So wollte das Leben gelebt sein!
Es gab nur ein Problem. Der Traum gehörte nicht ihm, sondern Magnus Sandström, dem falschen, nicht dem Original. Aber seit dem Essen mit Philip beschäftigte ihn dieser ziemlich angenehme Gedanke immer öfter: Wie wäre es, das silberne Handy in den nächsten Abwasserschacht zu werfen, mit Rilke in diese Wohnung zu ziehen, auf alles zu scheißen, was mit Anna Argus und dem Spiel zu tun hatte, und ein stinknormales Leben zu beginnen?
Schwer – klar! Aber nicht unmöglich.
Im Moment lief es eigentlich wie geschmiert – gäbe es da nicht diese Sache, von der ihm Nox an dem Abend erzählt hatte.
Eigentlich war es überhaupt nicht dramatisch. Aber Nox führte seinen Überwachungsauftrag mit größtem Ernst durch und hatte zwei etwa zwanzigjährige Jungen mehrere Stunden lang gegenüber vom Hotel herumlungern sehen. Nox kannte jeden Einwohner im ganzen Viertel, und diese beiden gehörten definitiv nicht hierher. Ein bisschen zu gut gekleidet und poliert, außerdem ordentlich nervös.
Nox hatte keine Telefone oder Kameras gesehen, da war er ganz sicher, dennoch war HPs Unbehagen seither stetig gewachsen.
Wenn nun das Spiel wider Erwarten ausgetüftelt hatte, dass er nach Stockholm zurückgekehrt war, fiel ihm dennoch nichts ein, was die Bande ausgerechnet zum Hotel Hoffnungslos geführt haben könnte. Viel wahrscheinlicher wäre es doch, dass sie ihre Späher zu seiner alten Wohnung in der Maria Trappgränd oder zu Beccas Bude in Fredhäll geschickt hätten, aber diese beiden Adressen hatte er sorgfältig gemieden. Natürlich hatte er auf einen Sprung in Manges Laden vorbeigeschaut, und im Nachhinein konnte man vielleicht sagen, dass er damit ein unnötiges Risiko eingegangen war. Aber er hatte der Versuchung nicht widerstehen können, ein befreundetes Gesicht zu sehen, der Laden lag ja nur wenige Blocks vom Hotel entfernt, und er hatte sich gut verkleidet. Leider war sein Besuch vergebens gewesen, denn Mange war verreist, und seine halbwüchsigen Aushilfskräfte vertraten ihn.
Konnten sie den Laden überwacht haben und ihm dann zum Hotel gefolgt sein?
Das glaubte er nicht, aber andererseits konnte man nie ganz sicher sein …
FÜNFUNDZWANZIG
RAT
Forum der Säulen der Gesellschaft
Beitrag gepostet am: 18. Dezember, 11:38
Von: MayBey
Arbeitet man lange genug undercover, fragt man sich früher oder später, wer das eigentlich ist, den man da im Badezimmerspiegel sieht …
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Eine gute Sache an seiner bevorstehenden Beförderung war, dass seine Passierkarte plötzlich an allen Türen funktionierte. Das bedeutete, dass er sich von nun an ungehindert zwischen dem Filter am einen Ende des Flurs und der Waschstube am anderen bewegen konnte.
Beens schien nicht begriffen zu haben, dass seine Tage vermutlich gezählt waren, denn er