Hype: Thriller (German Edition)
beeil dich.«
HP tat so, als schiele er auf seine Armbanduhr.
»Ich hab ein Treffen um Viertel nach zwölf, wir müssen also flott machen.«
Beens erhob sich rasch und nahm seine Daunenjacke von dem Kleiderhaken, den er an die Zwischenwand gehängt hatte.
»Okay, ich bin fertig«, keuchte er, während er sich in die Jacke zwängte.
»Klar bist du das.« HP grinste und gab ihm einen Klaps auf den Rücken.
Auf dem Computerbildschirm war ein Fenster von YouTube geöffnet, und HP legte rasch die Hand auf Beens Schulter und schob ihn in Richtung Tür, um ihm nicht die Zeit zu lassen, seinen Computer zu sperren.
Noch immer hatte er sich nicht endgültig entschieden.
»Nein, wirklich, total abgefahren diese Idee …«, erklärte HP und tat sein Bestes, um dabei glaubwürdig auszusehen. »Leck mich, wenn du keinen Witz verträgst, sag ich immer!«
»Genau! Manchmal übertreibt es Philip mit seinem Kontrollwahn echt, die Leute sind ja so was von verklemmt. Schau, an den Telefonen hat sogar die 112 eine Kurzwahl. Probier selbst mal die 1 aus, wenn du es mir nicht glaubst!« Beens lachte auf, und HP zwang sich erneut zu einem Grinsen.
Er wusste haargenau, wofür die Kurzwahltaste eins stand, da er die Nummer aus Versehen gelöscht hatte, als er das Chaos nach der Humorattacke zu reparieren versucht hatte. Eins eins zwei, Hilfe eilt herbei …
Er musste sich jetzt entschließen, eine Entscheidung fällen.
Safe or all in?
Als sie an der Rezeption vorbeigingen, winkte Åsa ihm zu. »Danke für den Kaffee, Mange!«
»Gern geschehen«, brummte er und bedachte Beens Nacken mit einem bösen Blick.
Okay, er hatte sich entschieden. Was auch immer in naher Zukunft passieren sollte, er durfte auf keinen Fall die Gelegenheit verpassen, an das kleine Selbstgebastelte des Humorkönigs zu gelangen.
»Shit, ich hab eine Mail vergessen, die ich vor zwölf verschicken muss!«, stöhnte er und fasste sich überdeutlich an die Stirn wie ein Theaterschüler. »Dauert höchstens fünf Minuten. Geh du schon mal vor und halt uns einen Tisch frei …«
Er schob Beens durch die Tür und schaute ihm so lange nach, bis er ihn in den Aufzug treten sah. Dann eilte er zurück in den Filter.
Ein rascher Blick auf die Uhr. Höchstens noch eine Minute, bevor der Bildschirmschoner automatisch Beens’ Computer sperrte. Das war verdammt knapp!
*
Obwohl sie noch immer heftige Schmerzen hatte, entschloss sie sich, einen Spaziergang zu machen.
Sie blickte sich genau um, als sie auf die Straße trat, und blieb mehrmals stehen, um sich umzudrehen. Aber sie konnte keine Verfolger ausmachen, und nach etwa zwanzig Minuten in der Kälte ging sie wieder zurück.
Bereits im Treppenhaus fiel ihr auf, dass etwas nicht stimmte.
An der Außenseite ihrer Wohnungstür hing etwas, und als sie näher kam, sah sie, was es war: ein Strauß vertrockneter toter Rosen.
*
Niemand reagierte, als er eilig durch die Waschstube schlich. Beens Bildschirm erlosch genau in dem Moment, in dem er den Arbeitsplatz erreichte. Er drückte rasch auf die Leertaste, und das YouTube-Fenster erschien erneut.
Fünf Sekunden später, und der Computer hätte ihn ausgesperrt.
Er fuhr mit der Maus auf ein Icon, das zwei wütend starrende Raubtieraugen darstellte. Der Computer heulte auf.
Wach auf – Zeit zu sterben!
Ein hastiger Doppelklick, und schon war die Datenbank geöffnet.
Er wühlte in seiner Jackentasche und holte seinen vor Kurzem gekauften USB-Stick hervor. Zehn Gigabyte – das dürfte wohl mehr als genug sein für Beens kleines Nebenprojekt. Er steckte den Stick in einen der USB-Anschlüsse, hielt aber plötzlich inne. War er denn ganz sicher, dass das eine so gute Idee war?
Vielleicht nicht, aber eine Chance wie diese würde garantiert nicht wiederkommen. Ihm blieb ganz einfach keine andere Wahl. Er schob den Stick in den Anschluss und wartete ein paar Sekunden. Als der Computer bereit war, wählte er den Windows-Explorer, klickte auf die Raubtieraugen und zog sie mit der Maus auf das Symbol für den tragbaren Speicherplatz.
Keine Reaktion.
Er versuchte es erneut, aber mit demselben Ergebnis.
Verdammt noch mal!
Er testete eine neue Variante, ging zurück in die Datenbank und wählte »exportieren nach« mit dem tragbaren Speicher als Ziel. Plötzlich ertönte ein warnendes Piepen, dann tauchte ein Dialogfeld auf dem Schirm auf.
Nicht-autorisierter externer Datenspeicher gefunden. Weiter?
Er klickte auf Ja.
Nichts passierte.
Scheiße! Ihm blieben nur noch
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