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zu ermorden und die Dämonin gewaltsam gefangen zu nehmen?«
Etwas blitzte in den dunklen Augen auf, bevor der Vampir seine Züge bewusst zu einem Ausdruck erschöpfter Geduld entspannte.
»Das ist eine harte Anschuldigung, mein Sohn.«
»Wie würdet Ihr es nennen?«
Eine dünne, schwielige Hand hob sich in einer hilflosen Geste. »Ein bedauerliches Opfer für das höhere Wohl.«
Styx schüttelte den Kopf. »Hübsche Worte machen es nicht weniger abscheulich.«
»Meinst du, dass ich kein Bedauern verspüre, mein Sohn?
Dass ich die Vergangenheit nicht ändern würde, wenn ich könnte? Ich gebe mir selbst die gesamte Schuld für die Um-stände, in denen wir uns befinden.«
Das war auch angebracht, wie Styx fand. Es war die Schwä-
che des Anasso gewesen, die zu diesem Moment geführt hatte.
Seine Gier nach dem Verbotenen, die einen edlen Vampir sehr wohl töten konnte.
»Ich bin mir dessen bewusst, mein Meister.«
Der Anasso, der mühelos den Widerwillen in seinem Tonfall wahrnahm, runzelte leicht die Stirn.
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»Womöglich bist du der Ansicht, ich solle Viper und die Shalott gestatten zu gehen? Ohne sie werde ich mit Sicherheit sterben.«
»Es muss andere Möglichkeiten geben.«
»Ich habe nach jeder existierenden Möglichkeit gesucht, und selbst diese scheußlichen Tränke zu mir genommen, die der Kobold mir ständig aufdrängt«, unterbrach ihn der ältere Vampir scharf. »Es gibt nichts außer dem Blut der Shalott, was die Krankheit zum Stillstand bringt.«
»Shay«, erwiderte Styx leise.
»Wie bitte?«
»Der Name der Shalott ist Shay.«
»Ja, natürlich.« Es folgte eine lange Pause, in der der ältere Vampir Styx gedankenvoll ansah. »Styx?«
»Ja, mein Meister?«
»Falls du deine Meinung geändert hast, so verstehe ich das.
Ich habe dich in eine unhaltbare Lage gebracht, und es tut mir zutiefst leid.« Er streckte schwach den Arm aus, um Styx zu berühren. »Du musst wissen, dass dein Vertrauen und deine Loyalität mir mehr bedeuten als das Leben selbst.«
Styx' Kehle schnürte sich zu. »Ihr seid sehr freundlich mein Meister.«
»Nicht freundlich.« Ein schwaches Lächeln bildete sie auf den verfallenden Lippen. »Erinnerst du dich an unsere erste Begegnung?«
»Ich kämpfte gegen ein Rudel Werwölfe.«
Ein leises Kichern durchschnitt die verrauchte Luft. »Du teiltest mir mit, dass ich abwarten müsse, bis ich an der Reihe sei, getötet zu werden.«
Styx zog eine Grimasse. »Ich war noch jung und ungestüm.«
»Erinnerst du dich noch, was ich sagte?«
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Styx wandte sich langsam um und blickte in die Flammen, die im Marmorkamin loderten. Er war nicht dumm und verstand, dass der Anasso ihn absichtlich an den Tag erinnerte, an dem er sein Gelübde abgelegt hatte. Und vielleicht auch an die Sache, die sie verband, was ebenso wichtig war.
Eine Sache, die über sie beide hinauswies.
»Ihr sagtet, es sei Eure Absicht, das Blutvergießen zu beenden«, antwortete er mit ausdrucksloser Stimme. »Das Schicksal der Vampirrasse zum Besseren zu wenden. Uns zu einem Volk zu vereinigen und Bedeutung aus dem Chaos entstehen zu lassen. Und dann batet Ihr mich, an Eurer Seite zu gehen.«
»An meiner Seite, Styx. Niemals hinter mir.« Es folgte eine strategische Pause. »Ich möchte, dass du die Entscheidung triffst, mein Sohn. Wenn du glaubst, es sei das Beste, Viper gehen zu lassen und es der Shalott zu gestatten, frei umher zulaufen, so werden wir das tun.«
»Nein, mein Meister.« Styx wandte sich um und bückte den schwachen Mann mit einem plötzlichen Gefühl heftigen Entsetzens an.»Ich kann nicht ...«
Der andere Vampir hob die Hand, um seiner Ablehnung Einhalt zu gebieten. »Denke darüber nach, Styx, aber schnell.
"Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
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KAPITEL 21
D ie Morgenröte stieg gerade über den Horizont, als Levet das zerklüftete Steilufer untersuchte. Das reizende Bauern-haus unter ihnen lag in tiefem Schlaf, während der mächtige Mississippi in stummer Erhabenheit dahinströmte.
Das war kaum der richtige Schauplatz für eine Gruppe von finsteren Vampiren, die auf Mord, Verstümmelung und das gute alte Blutvergießen versessen waren. Natürlich wäre es wohl ein wenig schwierig gewesen, ein gotisches Schloss einschließlich Fledermäuse und unheimlicher Diener mitten im Landesinneren zu verbergen. Das gehörte zu der Art von Dingen, die von den Menschen tendenziell bemerkt wurden.
Shay lehnte sich gegen einen Baum und rieb sich geistesabwesend die Muskeln an
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