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wahrhaftig auf den Weg machen.«
Sich auf den Weg zu machen, das war das Letzte, was Shay wollte. Nicht, wenn ihre Lippen von seiner Berührung pri-ckelten und ihr Herz heftig gegen seine Brust pochte.
Zum Glück war sie nicht völlig unempfänglich für vernünftiges Denken, und als Viper sich erhob und die Hand ausstreckte, erlaubte sie es ihm gern, sie auf die Beine zu ziehen.
Sie holte scharf Luft, denn ihr ganzer Körper spannte sich an und protestierte gegen die plötzliche Bewegung. »Ich war wohl müder, als ich dachte.«
Viper blickte sie besorgt an. »Du warst geschwächt und benötigtest dringend Ruhe. Wie fühlst du dich?«
Sie rieb sich ihren schmerzenden Nacken. »Als hätte ich auf einem Haufen Steine geschlafen.«
Er ließ einen Finger unter ihr Kinn gleiten. »Und abgesehen davon?«
»Fühle ich mich gut.«
»Bist du dir sicher?«
Sie wusste, dass er sich immer noch Sorgen wegen der Menge Blut machte, die er von ihr getrunken hatte, und sie nahm seine Hand, um seine Finger sanft zu küssen.
»Ja, ich bin mir sicher.«
Er drückte ihre Finger. »Dann lass uns gehen.«
Sie ließ ihn die Führung übernehmen, da sie sich nur verschwommen daran erinnerte, in die enge Höhle getragen 389
worden zu sein. Was bewies, wie schwach sie tatsächlich gewesen war.
Sie wanderten schweigend durch die Dunkelheit. Beiden war deutlich bewusst, dass mit dem Einbruch der Nacht die Vampire aus ihren Särgen gekommen waren und hastig nach ihrem verschwundenen Gefangenen suchten. Ganz egal, wie gewaltig das Höhlensystem auch sein mochte, sie würden nicht sehr lange brauchen, um sie aufzuspüren.
Es stellte sich heraus, dass Shay fest entschlossen war, sich mit der gleichen lautlosen Anmut zu bewegen wie Viper. Dadurch hätte sie beinahe den schmalen Gang verpasst, in dem sie die Witterung der Menschen zuerst aufgenommen hatte.
Sie zog an seiner Hand und zwang ihn damit zum Anhalten. »Warte,Viper, wir müssen hier entlang.«
»Nein. Dieser Weg führt zu nahe an die bewohnten Höhlen heran.«
»Aber dort habe ich den Troll gerochen.«
Vipers Gesicht spannte sich an. Er wünschte sich, Shay aus den Höhlen zu bringen. Er wünschte sich, sie in irgendeinem tiefen Loch zu verstecken, in dem keine bösartigen Ungeheuer sie erreichen konnten. Sie konnte es in jeder angespannten Faser seines Körpers lesen.
Glücklicherweise war er klug genug, um zu wissen, dass sie nicht länger einfach fortlaufen und sich verstecken konnten.
»Riechst du ihn noch immer?«, fragte er widerstrebend.
Sie holte tief Luft. »Der Geruch ist schwach, aber ja, ich rieche ihn.«
»Ich kann nichts wahrnehmen.«
Shay, die seine aufflackernde Frustration spürte, bewegte sich weiter durch den Tunnel. Der Trollgeruch wurde definitiv stärker. Sie bildete sich das nicht bloß ein.
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»Da muss es einen Zauber geben, der Evors Anwesenheit verbirgt.«
Viper folgte ihr auf dem Fuß. »Styx würde niemals Hexen in diese Höhlen lassen. Sie würden eine Gefahr für den Anasso darstellen.«
»Es gibt Dämonen, die elementare Magie wirken können.«
»Das ist wahr«, gab er zu. Shay konnte allerdings immer noch die Anspannung in ihm spüren. »Aber weshalb sollten sie sich in diesen Höhlen aufhalten, und aus welchem Grunde sollten sie den Geruch des Trolls verbergen?«
Das waren Fragen, auf die Shay keine Antwort hatte. Deshalb lief sie einfach weiter.
Das war keine schlechte Strategie, bis sie um eine Ecke bogen und sich vor ihnen nichts außer einem Felsen befand.
»Es ist nicht so, als zöge ich deine Fähigkeiten im Lesen von Fährten in Zweifel, Schatz, aber dies sieht sehr stark nach einer Sackgasse aus«, flüsterte er ihr zu.
Shay musterte den glatten Felsen, der den Weg blockierte mit einem Stirnrunzeln. »Ein Troll kam vor nicht langer Zeit hier hindurch.«
»Styx benutzte Trolle, um uns aus dem Schutz des Phönix zu vertreiben. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass Evor hier ist.«
»Nein, aber wir müssen nachsehen.« Shay unterdrückte die Furcht, die mit einem Mal in ihr aufflackerte. Der Tunnel war beengt und angefüllt mit Schwärze. Es war eine ersti-ckende Finsternis, die sie bis in alle Ewigkeit festzuhalten drohte. Instinktiv griff sie nach hinten, um Vipers Hand zu umklammern. Aber sobald sie sein kühles Fleisch berührte verschwand die Aufregung. Sie durfte sich nicht beirren las-391
sen. Nicht jetzt. »Wir können ihn nicht zurücklassen, wenn sie ihn gefangen halten.«
Er drückte ihre Finger
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