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den Tiefen des Schlafs aufzutauchen. Das war keine angenehme Aufgabe, denn sie hatte einen steifen Hals, und jeder Muskel war verkrampft, da sie auf dem harten, feuchten Boden geschlafen hatte.
Natürlich war nicht alles schlecht, wie sie zugeben musste.
Nichts konnte wahrhaft schrecklich sein, wenn ihr Kopf auf Vipers Schulter ruhte und seine starken Arme um sie geschlungen waren.
Sie gestattete sich einen Moment, in dem sie einfach den Geruch seiner Haut und das Gefühl seines Körpers in sich aufnahm, aber dann zwang sie sich doch, die Augen zu öffnen.
»Wie spät ist es?«, fragte sie mit rauer Stimme.
»Vor einer halben Stunde brach die Dunkelheit ein.«
Abrupt setzte sie sich auf. Unter ihr blieb Viper auf den harten Felsen liegen. Sein schönes elfenbeinfarbenes Gesicht und sein langes silberfarbenes Haar waren das Einzige, was nun, da auch ihre Augen sich erholt hatten, in der Finsternis zu sehen war.
»Weshalb hast du mich nicht geweckt?«
»Ich versuchte es mehrmals, aber du weigertest dich zu gehorchen«, erwiderte er. »Tatsächlich beschimpftest du mich mit einer ganzen Reihe von recht beunruhigenden Worten und drohtest mir damit, mich zu pfählen.«
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Sie kniff die Augen zusammen. »Ich glaube dir nicht.«
Seine Lippen zuckten. »Nun gut, wenn du die Wahrheit wissen willst - ich genoss es, dir beim Schlafen zuzusehen.«
»Oje. Tu das nicht.«
Er zog die Augenbrauen in die Höhe. »Was?«
»Mich beim Schlafen beobachten. Das ist mir unheimlich.«
»Aus welchem Grunde?«
»Weil ich dabei wohl sabbere.«
»Nur ein wenig, und es war ganz reizend.«
Allmählich bildete sich auf ihren Lippen ein Lächeln.
»Hör auf damit.«
Viper richtete sich langsam auf und setzte sich neben sie.
Er nahm ihr Gesicht in seine Hände.
»Shay, es ist nicht von Bedeutung, was du im Schlaf tust.
Dich in meinen Armen zu halten, deine Wärme zu spüren, ist eine Freude, die ich sehr schätze. Du weißt doch inzwischen gewiss, dass ich für dich alles opfern würde.«
Shay stockte der Atem. »Viper?«
Sein hypnotisierender Blick glitt über ihr Gesicht, wobei seine Miene nicht zu entschlüsseln war.
»Mache ich dir Angst?«, fragte er.
Ihr Mund war trocken, und ihr schlug das Herz bis zum Hals. Aber Angst?
Ach, nein.
»Falls du es noch nicht bemerkt hast, ich lasse mir nicht so einfach Angst einjagen«, zwang sie sich zu sagen.
Der Griff seiner Finger wurde fester. »Ich habe bemerkt, dass du ärgerlicherweise sehr erpicht darauf bist, dein Leben aufs Spiel zu setzen, aber dass du viel vorsichtiger bist, wenn es um dein Herz geht.«
Ihr Blick senkte sich auf die sinnliche Wölbung seines 384
vollen Mundes. »Die Wunden des Herzens sind weitaus schwieriger zu heilen als die Wunden des Körpers.«
Er presste seine Stirn gegen ihre. »Ich würde dich niemals verletzen, Shay.«
Seine Lippen streiften ihre Haut und ließen ein magisches Prickeln entstehen. Sie wünschte sich, ihn zu küssen und ihm ganz genau zu zeigen, was in ihrem Herzen brannte. Sie wollte ihre Hände sanft über seinen harten, muskulösen Körper gleiten lassen. Sich ihm vorbehaltlos hingeben.
Das war eine einfache Sache.
Die Worte über die Lippen zu bringen, das war die Schwierigkeit.
Sie fühlte sich einfach so ... emotional.
»Was willst du von mir?«, fragte sie endlich.
»Dein Vertrauen, deine Liebe, deine ureigene Seele. Ich will alles von dir.«
Ihr Lachen klang wie ein gehauchtes Flüstern. »Du verlangst ja nicht gerade viel.«
»Das ist das, was alle Vampire von ihren Gefährtinnen verlangen.«
Sie wich mit aufgerissenen Augen zurück. »Gefährtin?«
Er studierte ihren Gesichtsausdruck, der dem eines Rehs im Scheinwerferlicht ähnelte, mit einem leichten Lächeln.
»Ja. Du bist meine Gefährtin, Shay. Du bist die Frau, die dazu bestimmt ist, bis in alle Ewigkeit an meiner Seite zu leben.«
»Aber ...« Sie versuchte ihre wirren Gedanken zu ordnen.
»Wir wissen ja nicht einmal, ob ich überhaupt eine Ewigkeit zur Verfügung habe.«
»Niemand von uns kann genau sagen, wie viel Zeit wir haben. Das Schicksal ist wankelmütig. Das gilt selbst für Un-385
sterbliche«, meinte er sanft. »Aber die Tage und Nächte, die wir haben, möchte ich mit dir teilen.«
Sie senkte den Blick. Eine Gefühlsaufwallung drohte sie zum Weinen zu bringen, als sei sie ein Säugling.
»Dies ist wohl kaum die richtige Zeit oder der richtige Ort für solch eine Diskussion.«
»Vielleicht nicht, aber ich muss die Worte von dir
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