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fest, fast schmerzhaft, bevor er das Unvermeidliche akzeptierte. »Kannst du einen Weg finden, um den Felsen zu überwinden?«
»Ich kann es versuchen.« Shay ging auf den Felsen zu und strich mit den Händen darüber. Sie benötigte nur wenige Handbewegungen, bis sie endlich das kribbelnde Gefühl spürte, das auf einen Zauber hinwies. Sie drückte ihre Hand fester gegen den Felsen, und sie schien durch den Stein zu dringen. »Hier. Ein Zauber. Er ist sehr schwach und nicht besonders gut.«
Aus Vipers Kehle drang ein leises Geräusch. Vampire miss-trauten Magie zutiefst. Jeder Form von Magie.
»Aber effektiv«, murmelte er.
Sie drehte sich mit einem schwachen Lächeln um. »Nur gegenüber Vampiren oder Menschen, die Magie nicht spüren können.«
»Die Frage bleibt, wer und weshalb.«
»Es gibt nur eine Methode, das herauszufinden.«
Viper schloss kurz die Augen und schüttelte den Kopf.
»Mir gefällt das nicht.«
»Mir auch nicht, aber um ganz ehrlich zu sein, hoffe ich, dass Evor sich dahinter befindet. Ich möchte diese Angelegenheit hinter mich bringen.« Sie berührte Viper leicht am Arm. Seine Muskeln unter ihren Fingern waren angespannt und so hart wie Stahl. »Ich habe es satt, Angst zu haben, Viper. Ich habe es satt davonzulaufen.«
Unvermittelt fand sich Shay fest von Vipers Armen um-schlungen wieder. Er drückte ihren Kopf gegen seine Brust und presste seine Lippen auf ihre Stirn.
»Ich weiß, Schatz. Versprich mir nur ...«
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Trotz ihrer unzweifelhaften Freude darüber, in seinen Armen zu liegen, versteifte sich Shay bei seinen Worten.
»Wenn du sagst, ich solle nichts Dummes tun, werde ich dich wirklich pfählen.«
Er seufzte resigniert. »Das würde mir nicht im Traum ein-fallen.«
Sie zog sich zurück und funkelte ihn an. »Männer.«
Styx hatte sich soeben erhoben, als das Klopfen durch seine engen, kahlen Raum hallte.
Einen Augenblick lang wünschte er sich sehnsüchtig, den Vampir zu ignorieren, von dem er spürte, dass er auf der anderen Seite der Tür stand. Er war beunruhigt, aus tiefstem Herzen beunruhigt. Und so sehr er auch grübelte, nichts schien sein Gefühl des ruhelosen Zorns lindern zu können.
So sollte es eigentlich nicht sein.
Er hatte seine Vergangenheit, die von grausamer Gewalt gekennzeichnet gewesen war, hinter sich gelassen. Er wurde nicht mehr beherrscht von seiner Lust zu erobern und jeder der ihm im Wege stand, zu vernichten.
Wenn die Vampire in dieser Welt Erfolg haben sollten, die immer gefährlicher wurde, dann mussten sie in Frieden leben. Sie konnten nicht überleben, wenn sie so sehr damit beschäftigt waren, einander zu töten, dass sie ihre Feinde aus den Augen verloren.
Das war ein Glaube, der für ihn so viel Bedeutung besaß wie sein eigenes Leben.
Aber war dieser Frieden jedes Opfer wert?
Das war die Frage, der er nun ins Auge sehen musste. Und er hatte keine Antwort darauf.
Das Klopfen ertönte erneut. Nun hartnäckiger.
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Seufzend berührte Styx das Symbol, das ihm um den Hals hing, bevor er den Raum durchquerte und die Tür öffnete.
Wie er erwartet hatte, stand ein Rabe im Gang. Obzwar der Vampir unter der schweren Robe und der über den Kopf gezogenen Kapuze fast verschwand, konnte Styx einen kurzen Blick auf sein bleiches Gesicht erhaschen. Dieses Gesicht verunzierte ein Ausdruck der Beunruhigung.
Dieser Ausdruck war ihm von seinen Brüdern mittlerwei-le viel zu vertraut.
Er war nicht der Einzige, den die unverkennbare Krankheit des Anasso beunruhigte. Und der unausgesprochene Verdacht.
Der Vampir verbeugte sich leicht. »Meister.«
»Ja, DeAngelo, was gibt es?«
»Der Gefangene.«
Styx streckte eine Hand aus, um den Türrahmen zu ergreifen. Falls sein Herz geschlagen hätte, hätte es nun damit aufgehört.
»Viper? Er ist doch nicht ... Er lebt doch noch?«
»Ja, Meister.«
Er biss die Zähne fest zusammen, da heftige Erleichterung ihn überkam. »Was ist geschehen?«
»Er ist entkommen.«
Das war alles andere als das, was Styx erwartet hatte.
»Unmöglich«, knurrte er, rauschte an dem anderen Vampir vorbei und stürmte durch den dunklen Tunnel.
Viper war sehr schwer verletzt gewesen. Es war nicht möglich, dass sein Körper so weit geheilt war, dass er hätte fliehen können. Selbst wenn jemand zu seiner Rettung geeilt wäre, wäre es äußerst grausam gewesen, ihn zu bewegen, während er unter solchen Schmerzen litt.
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Es sei denn …
Seine Schritte wurden so schnell, dass sie nur noch ver schwommen
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