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Blut benötigte, hatte er es nicht glauben wollen. Ein Teil von ihm hatte sich noch immer an die Hoffnung geklammert, es sei nicht möglich, dass ihr Anführer so tief gesunken war.
Sein Blick schweifte über das halbe Dutzend Sterbliche, das nach fauligem Tod roch. Seine beständige Hoffnung hatte sich in Luft aufgelöst.
Der Anasso war nicht mehr zu retten.
Ehe er ihm gestattete, an der Macht zu bleiben, würde er dafür sorgen, dass er starb.
»Sie vernichten einen einst bedeutenden Vampir«, gab er zu. Seine Stimme klang müde. Die Enttäuschung lastete schwer auf seinem Herzen. »Dies ist der Grund, weshalb man Jagd auf dich macht, Shay. Unser ... Anführer ist der Sucht verfallen, so wie auch diese Menschen süchtig sind, und ihr Blut tötet ihn.«
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»'Tötet ihn?« Die Erschütterung in ihrem Gesicht wäre vielleicht amüsant gewesen, wenn die Situation nicht so entsetzlich gewesen wäre. »Ich wusste nicht einmal, dass das möglich ist.«
»Wir sind nicht übermäßig darauf bedacht, solche Schwä-
chen anderen gegenüber zu enthüllen«, meinte Viper trocken. »Nur die Eingeweihten wissen darüber Bescheid.«
Sie ging auf seine Worte nicht weiter ein. »Also ist es so, dass ihr selbst süchtig werdet, wenn ihr von Menschen trinkt, die Drogen nehmen?«
»Das ist eine gefährliche Möglichkeit«, räumte er ein.
»Aber es kommt selten vor, da es sich dabei um eines der wenigen Verbrechen handelt, die bei uns mit dem Tode bestraft werden.«
»Aber wenn ein Vampir durch seine Sucht ohnehin zum Tod verurteilt ist, weshalb sollte man ihn dann noch töten?«, verlangte Shay zu wissen.
»Weil solche Vampire vor ihrem Tod dem Wahnsinn verfallen. Erst im vergangenen Jahrhundert hat ein Vampir ein gesamtes Dorf in China verwüstet und niedergemetzelt, bevor er drei der Vampire tötete, die ausgesandt worden waren, um ihn einzufangen. Nun werden die Süchtigen getötet, sobald sie entdeckt werden.«
Shay forschte in seinem ernsten Gesicht, bevor sie langsam den Kopf schüttelte. »Offensichtlich werden aber nicht alle getötet.«
Viper zuckte bei ihrer Anschuldigung zusammen. »Nein.«
Sie umschlang ihren Oberkörper mit beiden Armen und erschauderte sichtlich. »Ich begreife immer noch nicht, was das mit mir zu tun hat. Mein Blut ist nicht mit diesem Schmutz verunreinigt.«
»Ganz im Gegenteil.«
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»Das verstehe ich nicht.«
»Es enthält ein Heilmittel.« Er ballte seine Hände zu Fäusten und wünschte sich, die Finger um die Kehle einer anderen Person schließen zu können. Vorzugsweise um die des Anasso. »Du hast es selbst gesagt, Schatz. Dein Blut kann alles, außer dem Tod heilen. Genau wie dein Väter sollst du geopfert werden.«
Shay erbleichte, als sie das wahre Ausmaß der Gefahr erkannte, die sie umgab.
Sie allein konnte die Existenz eines legendären Anführers retten.
Welcher Vampir ließe die Welt nicht in Blut ertrinken, um sie als Opfer darzubringen?
Sie öffnete den Mund, aber bevor sie ein Wort heraus-brachte, begann Vipers Haut auf vertraute Art zu kribbeln.
Rasch schob er Shay hinter sich und drehte sich um, um sich dem Vampir zuzuwenden, der sich ihnen näherte.
»Er hat natürlich recht«, murmelte Styx, und seine kalte Miene gab keine Gefühlsregung preis. »Euer Blut ist von unschätzbarem Wert.«
»Ich dachte doch, dass mir dein Gestank in die Nase stieg« , knurrte Viper.
»Es ist nicht notwendig, beleidigend zu werden, Viper«, tadelte Styx ihn sanft.
Ohne Vorwarnung drängte sich Shay an Viper vorbei, das Gesicht gerötet vor Zorn.
»Nicht notwendig ... du schleimiges, verräterisches, jämmerliches Stück Dreck ...«
»Shay, nein!«, brüllte Viper.
Er packte sie an der Taille und hielt sie davon ab, den ge-fährlichen Vampir anzugreifen.
Was tat diese verdammte Frau denn da? Sie war einem 403
Clanchef nicht gewachsen. Und insbesondere nicht diesem Clanchef.
Viper knurrte beinahe vor Ärger und stellte sich vor die unbesonnene Frau, nur um vor Überraschung zu erstarren, als er fühlte, wie sie ihm einen Dolch in die Hand gleiten ließ.
So war das also. Sie hatte Styx absichtlich abgelenkt, damit sie ihm ihre verborgene Waffe zustecken konnte. Eines Tages würde er damit aufhören müssen, diese gefährliche Schönheit zu unterschätzen.
Zumindest verfügte er über genügend Verstand, um den Dolch an seinem Bein zu verstecken, als Styx vortrat und Shay mit einem kleinen und beinahe traurigen Lächeln betrachtete.
»Temperamentvoll und
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