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ein schnelles Ende zu bereiten.
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KAPITEL 4
D as Haus, das am Steilufer des mächtigen Mississippi stand war recht hübsch.
Wie die meisten Farmhäuser im Mittelwesten war es ein einfaches Gebäude mit zwei Etagen, einem Zaun ringshe-rum und einem spitz zulaufenden Dach. An einigen Stellen blätterte die weiße Farbe ab, und die Regenrinnen hingen durch, aber man hätte behaupten können, dass das nur zu dem rustikalen Charme beitrug.
Auf dem sanft ansteigenden Land, von dem das Haus umgeben war, standen einige Nebengebäude. Und natürlich wuchsen zahlreiche uralte Eschen, Eichen und Hartriegel-sträucher auf dem Gelände.
Auf den ersten Blick strahlte es die einfache Wärme der meisten Häuser in der Gegend aus. Vermittelte es das Gefühl, dass ein vorbeikommender Fremder mit einem Lächeln und einem warmen Essen empfangen werden würde.
Aber nur auf den ersten Blick.
Alle Fremden, die das Pech hatten, zu nahe an der Farm vorbeizureisen, würden kein einladendes Lächeln vorfinden, und das einzige warme Essen würden sie selbst darstellen.
Zum Glück war es so einsam gelegen, dass die meisten Reisenden sich nicht hierher verirrten, und die Einhei-mischen hatten schon vor langer Zeit gelernt, einen weiten 57
Bogen um das Anwesen zu machen. Nur selten kam es vor, dass die drückende Stille von mehr als einigen Vögeln gestört wurde.
Die Lage des Hauses war kein Zufall. Unter den sanft ansteigenden Hügeln waren eine Reihe von Höhlen versteckt, die sich über viele Kilometer erstreckten. Zahlreiche lokale Legenden rankten sich um die Höhlen. Einige Leute behaupteten, dass sie vom Netzwerk der Underground Rail-road bei der Flucht vieler Menschen aus der Sklaverei benutzt worden seien. Einige erzählten, es habe sich dabei um das Versteck von Jesse James gehandelt. Und noch andere berichteten, sie seien von Schmugglern genutzt worden, die es vorzogen, den Fluss ihre unrechtmäßig erworbenen Waren transportieren zu lassen.
Natürlich war keine dieser Geschichten wahr. Die Höhlen waren bereits lange Zeit, bevor die ersten Siedler eingetroffen waren, das Zuhause von Dämonen gewesen.
In der tiefsten der Höhlen starrte ein schlanker Kobold mit einem Wasserfall aus goldenen Locken in den Wahrsageteich.
Er wirkte inmitten der kahlen Felsen fehl am Platz. Mit seinem grünen Satingewand in der Farbe von Frühlings-moos, das zu seinen Augen passte, und den zarten goldenen Blättern, die er in seine Locken gewebt hatte, schimmerte er in überirdischer Schönheit.
Ein Kobold, der dazu bestimmt war, über eine Sommer-lichtung zu herrschen, nicht über das düstere Erdinnere.
Aber im Augenblick erfüllte die Dunkelheit ihren Zweck gut genug.
Er winkte mit seiner schlanken Hand über den Teich, um den Bildern ein Ende zu bereiten, die darin zu sehen waren.
Über ihm erfüllte der Schatten die Höhle mit einem wilden, überwältigenden Ärger.
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»Dein Magier hat versagt«, stellte der Schatten krächzend das Offensichtliche fest.
»So scheint es, mein Meister.« Damocles erhob sich und streifte sorgfältig die Erde von seinem Gewand ab. »Ich hatte Euch darauf hingewiesen, dass man sich auf Joseph nicht verlassen konnte.«
»Er war ein Narr und ein Speichellecker, aber die Schuld lag nicht allein bei ihm, nicht wahr?« Der Schatten schien sich zu verdichten. »Wenn ich ein argwöhnischer Mann wä-
re, so würde ich mich fragen, warum du meinen Gesandten nicht mit hinreichend Kapital ausgestattet hast, dass er auf die Shalott bieten konnte.«
Ein leichtes Lächeln bildete sich auf den attraktiven Gesichtszügen des Kobolds. Es war nicht so, dass er der Gefahr, die in der Luft pulsierte, gleichgültig gegenüberstand. Nur ein Dummkopf konnte glauben, dass der Schatten nicht nach ihm greifen und ihn erschlagen würde. Doch er hatte beinahe ein ganzes Jahrhundert damit verbracht, sich seinem gegenwärtigen Meister unentbehrlich zu machen. Im Augenblick befand er sich in Sicherheit. »Ihr kränkt mich, Sir«, protestierte er, und seine Finger spielten mit der zierlichen Kette, die um seinen Hals hing. »Ich konnte doch wohl nicht wissen, dass der Vampir einen dermaßen unerhörten Betrag bieten würde.
Hättet Ihr es außerdem tatsächlich begrüßt, wenn ich irgendeinem Bediensteten eine halbe Million Dollar in bar übergeben hätte? Trotz aller Treueversprechen Josephs glaube ich nicht, dass er der Versuchung hätte widerstehen können...
Wie sagt man? Das Geld zu nehmen und zu verschwinden?«
Das
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