i 7f2e7d9c5fffb544
zornige Fauchen schmerzte Damocles in den empfindlichen Ohren.
»Er wusste, ich hätte ihn getötet, wenn er fortgelaufen wäre.«
59
»Natürlich, doch Gier folgt kaum einer Logik.«
»Also befinden wir uns nun nicht im Besitz der Shalott,
«und schlimmer noch, sie befindet sich in den Händen eines Vampirs.«
Der Kobold zog unschuldig die Augenbrauen in die Hö-
he. »Dabei handelt es sich doch gewiss um gute Nachrich-ten? Ihr besitzt eine beträchtliche Macht über die Clans.
Könnt Ihr nicht einfach verlangen, dass dieser Viper Euch die Dämonin herausgibt?«
»Dummkopf.« Eine unsichtbare Hand schlug Damocles ins Gesicht. »Ich kann mein Interesse nicht öffentlich bekun-den. Das würde lediglich die Art von Spekulationen und Fragen nähren, die zu vermeiden ich bestrebt bin. Es darf keinen Hinweis darauf geben, dass eine Verbindung zwischen mir und der Shalott existiert, bis ich geheilt bin. Wenn meine Feinde wüssten, wie geschwächt ich bin...«
Damocles spürte, wie ihm Blut über die Wange lief, aber er zuckte mit keiner Wimper. »Das wird niemals geschehen, mein Meister. Nicht, solange ich an Eurer Seite stehe.«
»O ja, mein lieber Kobold, eine solche Treue«, höhnte die Stimme.
»Sie ist so tief und so endlos wie die See.«
»Wohl eher so tief und endlos wie meine Schatullen.«
Der Kobold verneigte sich leicht. »Wir alle haben unsere Schwächen, nicht wahr?«
»Pah.« Der Schatten bewegte sich unruhig und voller Ungeduld. »Ich will diese Dämonin. Wecke dein Schoßtier.«
Damocles richtete sich auf, und seine Gedanken rasten angesichts dieser unerwarteten Wendung. Er war sehr stolz darauf, dass er sich auf jede Eventualität vorbereitet hatte.
Darauf, dass er die Zukunft mit außergewöhnlichem Geschick lesen konnte.
60
Niemals wurde er von einem Ereignis überrascht, nie war er unvorbereitet.
Doch dieses Mal musste er zugeben, dass seine ausgeklü-
gelte List versagt hatte.
Das war zutiefst ärgerlich.
»Mein Schoßtier?« Er berührte leicht seine Goldkette.
»Aber gewiss noch nicht jetzt, mein Meister? Es wird zwangsläufig unwillkommene Aufmerksamkeit erregen. Ich verfüge über mehrere...«
Seine Stimme erstarb, als ihm etwas die Kehle zudrückte und die Luftzufuhr abschnitt.
»Hast du vergessen, wer hier der Gebieter ist, Kobold?«
Schwarze Flecken tanzten vor Damocles' Augen, bevor der Druck endlich nachließ und er erneut Luft in seine Lunge saugen konnte.
Zorn brannte in seinem Blut, aber mit der Leichtigkeit, die von langer Übung herrührte, ließ sich Damocles auf die Knie nieder und beugte den Kopf, wie es sich für einen wahren Diener gehörte.
Seine Pläne ließen sich ändern. Wenn er eines war, dann einfallsreich.
»Natürlich nicht, mein Meister. Es soll geschehen, wie Ihr es wünscht.« Langsam hob er den Kopf wieder. »Doch ich garantiere nicht, dass es keine Opfer geben wird.«
»Was sollte mich das kümmern, solange es sich dabei nicht um die Shalott handelt?«, fragte der Schatten.
»Der Vampir...«
»Ein notwendiges Opfer.«
Damocles legte eine Kunstpause ein. »Notwendig, möglicherweise, aber ich glaube nicht, dass Eure Raben so verständnisvoll sein werden.«
Ein schmerzerfülltes Fauchen schallte durch die Höhle.
61
»Und aus diesem Grunde werden sie auch nichts von meinem Plan erfahren. Ist das klar?«
Damocles verbarg ein Lächeln. Zumindest brauchte er sich keine Sorgen wegen dieser aufdringlichen Dummköpfe zu machen. Sie hatten ihr Bestes getan, um sich in seine Plä-
ne einzumischen, und er hatte sich geschworen, sie angemessen zu bestrafen. Er war sehr gut im Bestrafen.
Aber nicht jetzt. Noch nicht.
»Perfekt, mein Meister. In der Tat sollte ich mitgehen, damit ich mich vergewissern kann, dass keine unglücklichen Fehler vorkommen.«
»Eine weise Entscheidung.«
Damocles erhob sich langsam, und seine Gedanken rasten.
Aber ich glaube, ich sollte zunächst dem Troll einen Besuch abstatten.«
Es folgte eine argwöhnische Pause. »Warum? Er ist ohne Bedeutung.«
Der Kobold lächelte. »Nicht völlig ohne Bedeutung. Er besitzt die Macht über den Fluch, der die Shalott bindet.«
»So?«
»Wenn er stirbt, dann stirbt sie ebenfalls. Ich bin der Ansicht, es wäre klüger, ihn in unserer Obhut zu haben, um ihn von unseren Feinden fernzuhalten.«
»Ja, ja, natürlich«, krächzte der Schatten. »Ich hätte daran denken sollen. Wir können nicht riskieren, dass dieser Troll frei herumläuft. Ihm könnte alles Mögliche
Weitere Kostenlose Bücher