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hielt inne. Seine Miene war alles andere als freundlich, als er seinen Kameraden ansah.
»Erwartest du, dass ich Shay aufgebe, da sie Gefahr mit sich bringt?«
»Ich meinte, dass Shay die Gefahr ist.«
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»Dante ...«
»Nein, ich werde aussprechen, was ich denke«, erwiderte der jüngere Vampir bestimmt, die Arme vor der Brust verschränkt. »Ich kenne dich seit Jahrhunderten, und du hast nie zuvor ein solches Interesse an einer Frau gezeigt.«
»Ich erlaube mir, anderer Meinung zu sein. Ich habe bereits außerordentliches Interesse an Frauen gezeigt. Recht oft sogar Interesse an Dutzenden von ihnen auf einmal.«
»Du hattest Geliebte, keine Kameradinnen«, korrigierte Dante. »Du hast es noch keiner von ihnen gestattet, so in dein Leben einzudringen, wie es bei dieser Frau der Fall ist.«
Viper kniff die Augen zusammen. Ihm gefiel die Richtung nicht, die dieses Gespräch einschlug. Vielleicht fürchtete er sie sogar.
»Was willst du damit andeuten?«, verlangte er zögernd zu wissen.
Dante wagte es zu lächeln. »Ich deute nichts an, Viper. Ich weise dich geradeheraus darauf hin, dass du jedes Symptom eines Vampirs zeigst, der seine wahre Gefährtin gefunden hat.«
Da. Er hatte gewusst, dass ihm Dantes Worte nicht gefallen würden, und sie gefielen ihm tatsächlich nicht. Warum zum Teufel glaubten Freunde stets, dass sie Themen anschneiden konnten, die ein kluger Vampir nie anschneiden würde? Er wandte sich um, um nach einem der unzähligen Regale zu greifen. Sein ganzer Körper war starr vor Ärger.
»Meine Beziehung zu Shay geht dich nichts an.«
»Wenn du mit etwas werfen willst, wünschte ich, du ent-schiedest dich für diese scheußliche Vase auf dem Schreibtisch. Die Bücher sind unersetzlich.«
Viper funkelte ihn über seine Schulter hinweg zornig an.
»Du bist nicht sehr amüsant, Dante.«
»Aber zumindest ein wenig?«, neckte dieser ihn.
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Viper dachte darüber nach, wie viel Vergnügen es ihn wohl bereiten würde, wenn er zumindest mit einem der un-ersetzlichen Bücher nach ihm warf, als ganz plötzlich die Tür zur Bibliothek aufging und Levet mit flatternden Flügeln herein eilte.
» Sacrebleu , hier bist du«, keuchte er, während er Viper mit seiner üblichen angewiderten Miene ansah.
Viper hob beschwichtigend eine Hand. Seine Geduld hing an einem seidenen Faden. Einem Faden, den der Gargyle mit Sicherheit zum Reißen bringen würde.
»Nicht jetzt, Levet, ich verfüge im Augenblick nicht über die nötige Geduld, um deine Nörgelei zu ertragen.«
Es gelang Levet, schockiert zu wirken. »Nörgeln? Moi ?
Warum ...?«
»Verschwinde.« Viper zeigte auf die Tür. »Jetzt sofort.«
» Non .« Levet behauptete sich tapfer oder auch töricht
»Kannst du es nicht fühlen?«
»Wie bitte?«
»Warte, Viper.« Dante trat vor, legte den Kopf in den Nacken und öffnete alle seine Sinne. »Er hat recht.«
In der Ferne ertönte plötzlich ein Alarmsignal, und Viper spürte, wie sich sein gesamter Körper furchtsam verkrampfte.
»Verdammt. Levet, hole Shay, und bringe sie hierher.«
»Nein.« Dante brachte beide mit gebieterischer Stimme zum Stillstand. »Bring sie zu den Fluchttunneln im Keller.«
Levet warf einen Seitenblick auf Viper, der abgehackt nickte. »Geh.«
Der Gargyle eilte aus dem Raum, und Dante trat direkt vor Viper.
»Du solltest ebenfalls gehen.«
Viper runzelte die Stirn. »Ich kann dich nicht hier zu-rücklassen ...«
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»Du musst Shay beschützen.« Dante schenkte ihm ein schiefes Lächeln. »Davon abgesehen, habe ich meinen eigenen Schutz, so sehr ich deine Stärke und deinen Mut auch bewundere.«
Viper war einen Moment lang verwirrt, bis allmählich eine prickelnde Hitze die Luft zu erfüllen begann. Abby hatte die Gefahr gespürt, und schon breitete sich ihre Macht überall im Gebäude aus.
»Der Kelch«, sagte er.
»Ganz genau. Wir werden allein zurechtkommen.« Dante gab ihm entschlossen einen Stoß. »Geh jetzt.«
Viper wandte sich zur Tür und hielt dann an, um seinem Freund einen letzten Blick zu zuwerfen.
»Vielen Dank, Dante. Du hast mehr getan, als ich dir je vergelten kann.«
Dante zuckte mit den Schultern. »Eigentlich stand ich in deiner Schuld. Jetzt können wir also sagen, wir sind quitt.«
»Niemals.«
Das bleiche, attraktive Gesicht wurde ungewöhnlich ernst.
»Viper, gib auf dich acht, und wenn du in Not bist ...«
»Dann wirst du der Erste sein, an den ich mich wende«, versprach Viper, bevor er durch die Tür eilte und sich
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