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Iacobus

Iacobus

Titel: Iacobus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matilde Asensi
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Tisch hervorzog. »Selbstredend werdet Ihr darin nichts finden, was Euch als päpstlichen Abgesandten ausweist, und Ihr werdet auch nicht auf meine Rückendeckung zählen können, falls man Euch auf die Schliche kommen sollte. Euer eigener Orden wird Euch mit allen Vollmachten, die Ihr benötigt, ausstatten müssen. Ich nehme an, Ihr versteht … Habt Ihr noch eine letzte Bitte?«
    »Nein, Eure Heiligkeit.«
    »Wunderbar. Ich erwarte Euch also baldmöglichst zurück.«
    Und er streckte mir den Rubinring des Peterstuhls, den Ring des Menschenfischers, zum Kusse hin.
    Auf dem Rückweg zu unserer Komturei bewahrten mein Herr Robert und ich vollkommenes Stillschweigen. Die Energie des kleinwüchsigen Johannes XXII. hatte uns vollständig erschöpft, und jedes Wort wäre zuviel gewesen, ehe sich unsere Ohren nicht von seinem atemberaubenden Wortschwall erholt hatten. Als wir aber beim ersten Tageslicht, das sich am Himmel zeigte, in den Hof unseres Ordenshauses traten, lud Bruder Robert mich noch zu einem letzten Becher heißen Weins in seine privaten Gemächer ein. Trotz meiner Müdigkeit und Besorgnis wäre es mir niemals in den Sinn gekommen, diese Einladung auszuschlagen.
    »Bruder Galcerán de Born … Das Hospital des Heiligen Johannes hat noch eine weitere Mission für Euch«, begann der Komtur, als wir uns gesetzt hatten und den Becher Wein in Händen hielten.
    »Die Mission, mit der mich der Papst beauftragt hat, ist schon ziemlich schwierig, Sire; ich hoffe, daß die meines Ordens nicht so anspruchsvoll ist.«
    »Nein, nein … beide sind miteinander verknüpft. Schaut, da Ihr Euch sowieso in einem bestimmten Umfeld bewegen, mit gewissen Personen in Kontakt treten und gewisse Dinge in Erfahrung bringen müßt, haben sich der Großmeister und der Seneschall gedacht, daß Ihr dabei auch einige für unseren Orden sehr wichtige Auskünfte einholen könntet.«
    »Ich höre.«
    »Wie Ihr wißt, sollten nach der Auflösung des Templerordens dessen immense Schätze und gewaltigen Besitztümer zu gleichen Teilen unter den christlichen Monarchen und uns, dem Orden der Hospitaliter, aufgeteilt werden. Die endgültige Verteilung all der zahlreichen Güter hat uns drei Jahre harter Verhandlungen mit den Königen von Frankreich, England, Deutschland, Italien und den spanischen Reichen gekostet. Ich kann Euch versichern, daß sich die Hospitaliter, die diese Übereinkünfte ausgehandelt haben, das Paradies der Geduldigen und Sanftmütigen wohlverdient haben. Nie zuvor habe ich so mühevolle Vereinbarungen und so unbefriedigende Siege erlebt. Die Aufteilung des Templerschatzes hing auch von den Beträgen ab, die sich laut den Urkunden im Besitz der Steuereintreiber, Verwalter, Rechnungsprüfer und königlichen Schatzmeister sowie der lombardischen Bankiers und Juden befanden. Als wir dann jedoch das Gold aus der Staatskasse holen wollten, fanden wir nicht einmal mehr eine Kupfermünze.«
    »Wie bitte???«
    Bruder Robert beschwichtigte mich mit einer Geste.
    »Sofort wurden höhergestellte Beamte und Auditoren mit ernsthafteren Nachforschungen beauftragt. Man versuchte herauszufinden, was mit dem Gold geschehen war, da ja die Burgen und Ländereien, das Vieh, die Mühlen und Schmieden glücklicherweise nichts verbergen konnten. Man durchforschte den Briefwechsel über die wirtschaftlichen Transaktionen des Ordens: Schenkungen, Käufe und Wechsel; Verträge über Leihgaben, Bankengeschäfte, Arbitragen, Steuereinnahmen … Nun denn«, fuhr der Komtur d'Arthus fort, während er seinen Becher in einer hoffnungslosen Geste zur Decke hob, »die Gutachten offenbarten, daß die Tempelherren entweder ärmer als Kirchenmäuse oder aber so schlau gewesen waren, die stattliche Summe von 1.500 Koffern voller Gold, Silber und Edelsteinen spurlos verschwinden zu lassen, soviel wie sie grosso modo zum Zeitpunkt ihrer Festnahme besessen haben mochten … vielleicht sogar noch mehr.«
    »Und was geschah mit all diesen Reichtümern? Wo sind sie?«
    »Niemand weiß es, Bruder. Dies ist ein weiteres der großen Geheimnisse, das dieser verdammte Orden nach seinem Untergang hinterlassen hat. Man könnte jetzt behaupten, daß wir uns mit der ersten Erklärung der Gutachter zufriedengegeben haben, nämlich, daß die Templer so arm wie Kirchenmäuse waren; besser dies, als die offensichtliche Demütigung hinzunehmen, daß wir an der Nase herumgeführt worden sind. Wenn nun auch die Könige ihre Ehre wahren und deshalb die Wahrheit nicht erfahren

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