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Iacobus

Iacobus

Titel: Iacobus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matilde Asensi
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wegen Molays Verwünschung sogar noch besorgter als Guillaume. Alles lief schlecht.« Sie seufzte erneut. »Schließlich, in einer Nacht, die in mir nur traurige Erinnerungen weckt, verkündete er mir, daß unsere Freundschaft enden müsse, daß wir uns nicht mehr besuchen sollten, und mir – obwohl ich zunächst noch protestierte, etwas, das eine Dame nie tun sollte, doch ich tat es – blieb keine andere Wahl als zu verstummen, als er mir versicherte, er würde mich nicht mehr lieben und er habe eine neue, jüngere Geliebte gefunden.« Ein erstickter Seufzer entwich ihrer Kehle. »Ich weigerte mich, es zu akzeptieren! Ich wußte, daß das mit der neuen Geliebten nicht stimmte, daß Guillaume mich nur in Sicherheit bringen wollte, indem er mich von sich wies, so daß ich keine andere Möglichkeit sah, als mich an …« Sie verstummte.
    »An wen wandtet Ihr Euch, Madame? Haltet nicht damit zurück.«
    »Ich suchte eine Zauberin auf, die meiner Herrin Mathilde bereits einige gute Dienste geleistet hatte.«
    »Ihr wandtet Euch an eine Zauberin?« Mein Erstaunen kannte keine Grenzen. »Ihr?«
    »Ja, an eine Jüdin, die im jüdischen Viertel wohnt und in Magie bewandert ist. Sie hatte auch schon für andere Damen des Hofes gearbeitet.«
    »Und was war Euer Begehr?«
    »Ich wollte ein Mittel, das Guillaume helfen sollte, seine zerrütteten Nerven zu beruhigen, das ihm helfen sollte, Schlaf zu finden. Und etwas, das ihn an meine Seite zurückbringen würde.«
    »Und was gab Euch die Zauberin?«
    »Zuerst verlangte sie, daß ich ihr eine Kerze aus Guillaumes Gemächern brächte, und dann wies sie mich an, ich solle von meiner Herrin Mathilde eine Prise jener wundersamen Asche erbitten, welche die übernatürliche Macht hat, den Teufel anzulocken.«
    »Wie ist das möglich? Die Schwiegermutter des Königs im Besitz von Pulvern zur Beschwörung des Satans?«
    »Es handelte sich um die Asche der Zunge eines der beiden Brüder d'Aunay, jedoch nehme ich an, daß Ihr nicht wißt, von wem ich spreche.«
    »Nein, ich habe keine Ahnung.«
    »Die Brüder d'Aunay«, flüsterte sie, »waren die Geliebten von Johanna und Blanche von Burgund.«
    »Den Gattinnen König Philipps des Langen und seines Bruders Karl, Mathilde d'Artois' Töchter!«
    »Genau. Die Brüder d'Aunay wurden zum Feuertod verurteilt, weil sie die Geliebten der Königin und ihrer Schwester waren. Auf Anweisung der Zauberin sammelte meine Herrin Mathilde die halb verkohlte Zunge eines der beiden Brüder vom Scheiterhaufen auf und äscherte sie danach völlig ein, um damit den Teufel zu beschwören. Diese Asche scheint sehr viel Macht zu besitzen, allem Anschein nach gewährt der Satan einem damit alles, was man von ihm verlangt. Meine Herrin Mathilde schenkte mir eine Prise, die ich, zusammen mit der Kerze aus Guillaumes Kammer, der Zauberin brachte. Diese sagte mir, ich solle am folgenden Tag wieder vorbeikommen, dann würde sie mir die mit dem Zauberspruch versehene Kerze zurückgeben, die ich nur wieder zurückstellen müsse, um dann auf die Wirkung zu warten.«
    »Und das tatet Ihr denn auch.«
    »Gewiß, zu meinem Unglück, denn Guillaume starb noch in derselben Nacht.«
    Beatrice d'Hirson begann bitterlich zu weinen. Ihre Dienerin reichte ihr ein Taschentuch, um sich die Augen zu trocknen, aber sie wies es zurück. Diese Frau war durch tausend höfische Schlachten abgehärtet, welche nicht weniger gefährlich waren als irgendein Kampf zwischen feindlichen Heeren, aber drei Jahre nach seinem Tod ließ sie die Erinnerung an den hochgeschätzten Mann noch immer wie eine verliebte Zofe in Tränen ausbrechen. Zweifellos war das Gift, das Nogaret getötet hatte, in der Kerze verborgen gewesen; angesichts der Tatsache, daß es nicht eingenommen, sondern verbrannt worden war, handelte es sich vielleicht um irgendeine Schwefelverbindung oder irgendein gasförmiges Derivat des Quecksilbers, aber ich war mir dessen nicht sicher; ich mußte irgendein Verzeichnis über Gifte und Gegengifte konsultieren, oder, noch besser, ich mußte besagte Zauberin dazu befragen.
    »Glaubt Ihr, daß die Jüdin Euch eine vergiftete Kerze gab?«
    »Natürlich. Ich könnte es beschwören.«
    »Und warum habt Ihr sie dann nicht denunziert? Warum habt Ihr nicht die Wahrheit erzählt?«
    »Denkt Ihr wirklich, mir hätte auch nur irgend jemand geglaubt? Zu Recht kommt Ihr aus einem so barbarischen Reich wie Kastilien. Mein verehrter Medikus, hört genau zu, was ich Euch zu sagen habe: Die

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