Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner
Nils' Oberlippe streichen, ergötzte sich am willig zuckenden Mund und dem verklärten Blick.
Jetzt
hatte er ihn!
„Ist es weg?“, fragte Nils, nachdem Mo die Hand wieder zurückgezogen hatte.
„
Was
ist we…“, begann Mo, unterbrach sich und starrte Nils mit offenem Mund an, der – wie um sicher zu gehen – noch einmal über seinen Mund wischte. Als Nils bemerkte, wie perplex Mo ihn anstarrte, huschte ein verzweifelter Blick in sein Gesicht.
„Das ist mir so peinlich“, murmelte Nils leise, fixierte das Tischtuch und stammelte weiter: „Das gehört zu diesen Dingen … vor denen ich immer … immer Angst habe, wenn ich mit Leuten unterwegs bin. Dass ich … dass ich irgendwas im Gesicht hab und es nicht merke … nicht bemerke wie ich mich lächerlich mache …“
„Nils“, unterbrach Mo ihn mit ruhiger Stimme. „Du hattest da nichts.“ Dann neigte er sich vor und beobachtete die Reaktion seines Gegenübers. Nils blinzelte ihn überrascht an, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch ohne ein Wort wieder.
„Hast du eine Ahnung,
warum
ich das gemacht habe?“, fragte Mo und spürte, wie ihm vor Aufregung schlecht wurde. Nils' Gesichtsmuskeln zuckten unschlüssig, dann schüttelte er leicht den Kopf, ohne Mo dabei auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
„Ich wollte dich anfassen“, erklärte er und sah Nils tief in die Augen. Der holte tief Luft, seine Augenbrauen zogen sich zu einer erstaunten Geste zusammen.
„Aber
wieso
?“, fragte er, als hätte er tatsächlich nicht den blassesten Schimmer. Das konnte doch nicht sein. Mo wurde schwindlig. Er hielt sich am Tisch fest, ächzte, schüttelte den Kopf, schloss die Augen und atmete tief durch. Er konnte sich nicht erinnern, sich jemals so …
verunsichert
gefühlt zu haben, und so verdammt nervös.
„Rate mal“, raunte er, stützte die Ellenbogen auf den Tisch, sein Kinn in die Handballen und sah Nils intensiv in die Augen.
„Ich weiß es nicht“, behauptete dieser leise.
„Dann denk mal
gaanz schaaarf
nach“, brummte Mo und blickte Nils abwechselnd anzüglich in die Augen und auf die Lippen.
„Das …“ Nils versuchte immer wieder, seinen Blick abzuwenden, doch Mo ließ ihn nicht entkommen. Nils' Hände begannen zu zittern, er wollte sie zurückziehen, doch Mo fing sie schnell ein und drückte sie zärtlich. „Das kann nicht sein“, faselte Nils leise.
„
Was
kann nicht sein?“, fragte Mo mit warmer, fürsorglicher Stimme.
„Das!“, flüsterte Nils und blickte auf ihre Hände.
„Warum denn nicht?
Willst
du mich nicht?“, fragte Mo ohne Umschweife. Er war an einem Punkt angekommen, an dem er Klarheit brauchte. Er wollte nicht rätseln und bangen, er wollte endlich wissen, woran er bei Nils war.
Er
wollte ihn. Nun galt es zu klären, ob Nils ihn auch wollte. Eigentlich hatte er daran keine Zweifel gehabt. Vor drei Jahren nicht, im Selbstverteidigungskurs nicht, und auch nicht heute. Doch diese völlig arglose Reaktion, dass Nils überhaupt nicht auf seine Flirtversuche einging, verunsicherte ihn zutiefst.
„Doch!“, rief Nils lauter aus, als er offenbar beabsichtigt hatte. Sein Blick huschte erschrocken durch den Raum. Er wurde dunkelrot und rutschte immer tiefer in den Stuhl, bald würde er unter dem Tisch verschwinden. Mo schickte einen erleichterten Stoßseufzer zum asiatischen Drachenhimmel, ließ Nils' Hände los und zerrte an seiner Hose, in der die Dauererektion bereits schmerzhaft wurde.
„Dann las uns sofort gehen“, raunte er heiser und zückte die Geldbörse.
„
Gehen
? Wohin?“, fragte Nils und glubschte Mo aufgeregt an.
„Wohin du willst.“ Mo grinste aufmunternd.
Nachdem die Kellnerin abgerechnet hatte, servierte sie Nils und Mo einen klebrig süßen Pflaumenwein.
'Aufs Haus'
, erklärte sie. Nils schnappte danach und kippte ihn runter, noch ehe Mo mit ihm anstoßen konnte. Als er den Fehler bemerkte, verzog er das Gesicht zu einer gequälten Grimasse.
„Das … verdammt … ich …“, stammelte er. Mo lachte, leerte sein Gläschen und erhob sich.
Nur wenige Meter, nachdem sie das Restaurant verlassen hatten, tastete Mo nach Nils' Hand. Überrascht stellte er fest, dass dieser sich zwar am ganzen Körper verspannte, jedoch nicht losließ, sondern fest die Finger um seine schloss. Mit jedem zurückgelegten Schritt schien Nils lockerer zu werden. Mo steuerte den hell erleuchteten, beeindruckenden Springbrunnen am Rathausplatz an. Dort hatten sie sich getroffen, dort
Weitere Kostenlose Bücher